Ilsa (ESP)
Greta, la tortionnaire de Wrede (FRA)
Greta, la donna bestia (ITA)
Wanda, the Wicked Warden (USA)
Greta the Torturer
Greta, the Mad Butcher
Greta, the Sadist
Ilsa, the Wicked Warden
Ilsa: Absolute Power
In der psychiatrischen Klinik „Las Palomas“ führt Doktor Greta (Dyanne Thorne) ein eisernes Regiment, in dem Lobotomie, Folter und Mord zum Tagesprogramm gehören. Mithilfe des Landarztes Dr. Arcos (Jess Franco) lässt sich die Reporterin Abbie Phillips (Tania Busselier) in „Las Palomas“ einschleusen, um Näheres über das Schicksal ihrer vor einem Jahr dort eingewiesenen Schwester zu finden. Da die Gefangenen in der Klinik nur ihre Nummer nennen dürfen, nicht aber ihren Namen, ist Abbie ausgerechnet auf die Hilfe von Juana (Lina Romay) angewiesen, dem Spitzel und der Geliebten von Anstaltsleiterin Greta. Und die schöpft längst Verdacht, dass Abbie eine Spionin sein könnte. Zudem hat Greta eine Affäre mit dem Gouverneur des kleinen Staates und steht so unter dessen Schutz. Die Lage scheint ausweglos, und Abbie schwebt in tödlicher Gefahr.
„Es war eine wirklich schöne Zeit, und ich denke, das sieht man auch im fertigen Film.“ (Erwin C. Dietrich)
Nach „Jack The Ripper – Der Dirnenmörder von London“ dürfte sich Jesús Franco 1976 gleich nochmal über einen Film ohne Budgetrestriktionen freuen. Erwin C. Dietrich produzierte „Greta – Haus ohne Männer“ zusammen mit dem kanadischen Produzenten der Ilsa-Filme, welcher auch Hauptdarstellerin Dyanne Thorne stellte. Interessanterweise wirft Dietrich hier den Namen André Link in den Raum, der wohl sein Verhandlungspartner war und bisher in keinem Credit zu den Ilsa-Filmen auftaucht. Schaut man etwas genauer, wird man natürlich feststellen, dass die Ilsa-Filme kanadische Produktionen waren, aber immer nur die Namen der US-Vertriebspartner benennen, wie David Friedman, Don Edmonds, etc. Also – Rätsel gelöst, denn Dietrich wird schon gewusst haben, mit wem er gesprochen und wer ihm Geld gegeben hat. Schon zu Anfang kam das Thema auf, eine Fortsetzung der Ilsa-Filme zu drehen, was Link seltsamerweise ablehnte. Stattdessen drehte man in Absprache mit dem Kanadier diesen Greta-Film, der im amerikanischen Film dann aber doch als Ilsa-Film übersynchronisiert und vermarktet wurde. Hat André Link also doch etwas geschwindelt und hatte lediglich die Hauptdarstellerin der Ilsa-Filme unter Vertrag genommen? Rätsel doch nicht gelöst.
Was erwartet einen also in diesem „schönen Film“, der in der Schweiz und in Deutschland mit dem irreführend verharmlosenden Titel „Greta – Haus ohne Männer“ daherkommt? Achtung, die folgende Aufzählung ist mit Sicherheit unvollständig: Mord, Nadelfolter, Auspeitschungen, Massenvergewaltigung (von psychopathischen Männern, verübt an teils durch Lobotomie schwachsinnigen Frauen), Ablecken eines Durchfall-Hinterns, ein Cat-Fight, Vagina-Folter, Erstickung mit einer Plastiktüte, Folter durch Stromstöße, Entstellungen, Kannibalismus. Ein Riesenspaß für die ganze Familie also, der, wie Dietrich erfreut bemerkte, in den Kinos ebenso erfolgreich war wie der nur drei Monate zuvor angelaufene „Das Omen.“ Die Investition hat sich also mal wieder gelohnt. Legendär ist natürlich das Ende, in dem Franco bereits seinen Stil für die später von ihm inszenierten Kannibalen-Filme findet. Großaufnahmen von Gesichtern, die an blutigen Fleischfetzen reißen, das Opfer lebendig Zeter und Mordio schreiend, hier noch durchwirkt mit Zwischeneinblendungen von zerfleischenden Löwen und Tigern. Wunderschön gemacht.
Zur Handlung: obwohl Franco einige Szenarien aus „Frauengefängnis“ (1975) und anderen adaptiert, merkt man dem Film ein richtiges Drehbuch an. Für die Außenaufnahmen reiste man diesmal wieder nach Portugal, die meisten Innenszenen anstanden dagegen in der Schweiz. Gut zu erkennen an der Vegetation, wenn man im Hintergrund der Szenen mal aus dem Fenster schaut. Bei den Darstellern befinden wir uns jetzt mitten in der heißesten Franco/Dietrich-Phase. Neben Dyanne Thorne, Lina Romay und Tania Busselier – die bereits in Francos „How to seduce a virgin“ (1973) und „The Perverse Countess“ (1974) dabei war – sehen wir Angela Ritschard (3 Dietrich/Franco-Filme), Esther Studer (7 Dietrich/Franco-Filme), Peggy Markoff (6 Dietrich/Franco-Filme), Esther Moser (7 Dietrich/Franco-Filme), Dagmar Bürger (4 Dietrich/Franco-Filme), Lorli Bucher (3 Dietrich/Franco-Filme) und Sigad Sharaf (5 Dietrich/Franco-Filme). Fast alle der letztgenannten Damen waren zusätzlich auch in Dietrich-Regiearbeiten zu sehen. Neben Jess Francos durchaus längerer Rolle als Dr. Arcos fallen unter den männlichen Sexualverbrechern, die unter Anleitung Gretas über die Insassinnen von „Las Palomas“ herfallen, Roman Huber, Karl Gysling und Mike Lederer als bekannte Gesichter auf. Erik Falk ist natürlich dabei, spielt ebenso selbstverständlich einen der Wärter, hier mit dem Zusatz, dass er heimlich Filmchen der Folterungen und der Missbräuche dreht, die er an einen zwielichtigen Barbesitzer verkauft. Auch den kennen wir aus mindestens zwei vorherigen Dietrich/Franco-Filmen, sein Name taucht aber nirgendwo in den Credits auf. Eric Falk darf hier außerdem für einen Schlussgag herhalten, wo er ein Snuff-Video vom grausamen Ende seiner Arbeitgeberin dreht.
Die Musik stammt von Walter Baumgartner. Die Kompositionen sind ansich sehr schön, allerdings nicht immer passend eingesetzt. Als Kameramann wird Ruedi Küttel angegeben, in einigen Szenen ist Francos eigene Handschrift aber deutlich erkennbar. Noch ein Wort zu Hauptdarstellerin Dyanne Thorne. Während Dietrich meinte, sie wäre sehr unproblematisch gewesen, kam Franco zwar mit ihr klar, wurde aber nicht so recht warm. Zu humorlos sei sie gewesen und seiner Ansicht nach locker 10 Jahre älter als sie behauptete. Lt. Geburtsdatum wäre sie zum Zeitpunkt des Drehs 33 Jahre alt gewesen und sorry, keine Chance. In der ersten Hälfte ist „Greta – Haus ohne Männer“ überraschend handlungs- und dialoglastig, man beginnt sich schon zu sagen, soooo böse ist diese Greta/Ilsa ja gar nicht, nur ein bisschen pervers. In der zweiten Hälfte haut sie aber richtig auf die Kacke. Einer von Francos härtesten Filmen.