Martine Bressac (Alice Arno) wird nach einem zurückliegenden psychischem Zusammenbruch endlich wieder aus der Nervenklinik entlassen und kann es schon auf der Heimfahrt mit Chauffeur Mathias (Howard Vernon) kaum erwarten, nach ihrer Sammlung zu sehen.
Die befindet sich in ihrem Keller und besteht aus in Posen der sexuellen Agonie erstarrten früheren Opfern Martines und ihres Ehemannes und Stiefbruders Charles (Robert Woods). Ein weiteres offensichtlich traumatisiertes Opfer der Beiden – die junge Adèle (Lina Romay) - lebt in einer Rolle als verständnislose Helferin und Gespielin ebenfalls im Haus, ebenso der gestörte und kleinwüchsige Gärtner Malou (Alfred Baillou).
Nachdem der Mord an einer Prostituierten die Bressacs wieder in Schwung gebracht aber nicht vollends befriedigt hat, wird ein besonderes Opfer benötigt. Nachdem die Prostituierte der Sammlung im Keller hinzugefügt wurde, erzählt Charles seiner Frau von der 21jährigen Cécile´(Tania Busselier), die noch bei ihren Eltern lebt und gar Jungfrau sein soll. Sie beobachten Cécile, steigern so durch Voyeurismus ihre Vorfreude und locken sie schließlich in ihr Haus.
Cécile erweist sich als keineswegs abgeneigt, dem Paar gefällig zu sein und schlägt dabei auch die kryptischen Warnungen des Gärtners in den Wind.
„Hallo, macht es dir etwas aus wenn ich zu dir in die Wanne steige?
Unter Frauen ist das doch völlig normal.“
(aus „Plaisier à trois“)
„Plaisier à trois“ ist in vieler Hinsicht ein sehr typischer Franco-Film. Zum Einen fällt er stilistisch in den Bereich des düsteren Erotik-Familien-Dramas, ein Handwerk, dass kaum einer so gut versteht wie Franco. Zum Anderen findet sich ein Sammelsurium an De Sade’schen Themen und Figuren, die aber hauptsächlich mal wieder eine Adaption von De Sade’s „Eugenie“ darstellen.
Insgesamt fällt „Plaisier à trois“ aber weitaus weniger düster aus als andere dieser Erotik-Dramen, wie beispielsweise „Eugenie - Historia de una perversión“ (1980) oder etwa „La Casa de las Mujeres Perdidas“ (1983). Tatsächlich gibt es in „Plaisier à trois“ sogar heitere Momente. Auf den ersten Blick mag das seltsam erscheinen, andererseits ist De Sades „Eugenie“ komplett in heiterem Stil geschrieben.
Produziert wurde der Film von Robert de Nesles CFFP, nachdem José María Forqué das Projekt abgelehnt hat, da dieser doch vornehmlich sexuell orientierte Inhalt auf dem spanischen Markt kaum unterzubringen gewesen wäre. Forqué realisierte aber noch im selben Jahr Francos ausgezeichneten „Al otro lado del espejo.“ Die Locations in „Plaisier à trois“ sind weitgehend dieselben wie bei dem unmittelbar zuvor gedrehten „Los Ojos siniestros del Doctor Orloff“ mit William Berger in der Titelrolle. Dass das Budget sehr begrenzt und die Drehzeit nicht sehr lang gewesen sein kann, erkennt man an den teils sehr langen Szenen und Kameraeinstellungen des Films. Nichtsdestotrotz sind diese Szenarien technisch einwandfrei umgesetzt, mit einfallsreichen Perspektiven und reicher Farbgebung und Beleuchtung.
Besonders positiv fallen in „Plaisier à trois“ die Dialoge auf. Man merkt sofort, dass hier nichts aus dem Ärmel geschüttelt wurde sondern dass es ein richtiges Drehbuch gab. Als Grundlage diente ein (wie schon erwähnt) von De Sade inspiriertes Grundszenario von Jésus Franco selbst, ausgearbeitet von Alain Petit, der ein großer Fan Francos war. Alain Petit hatte 1975 eine kleine Rolle in Francos „Midnight Party“ sowie in dem 1996 gedrehten „Tender Flesh.“ Eher ungewöhnlich ist die Musik von Robert Helmel und Daniel Jardin – keine von Francos Stammkomponisten – und es handelt sich mit großer Wahrscheinlichkeit um Library Tracks, die Editor Gerard Kikoine eingefügt hat. Das Titelstück ist gut, anderes dagegen artet mitunter in ziemliches Geklimper aus.
Alice Arno beweist hier in ihrer Rolle als Martine Bressac, dass sie durchaus in der Lage ist, einen Film als Hauptfigur zu tragen. Wer viele Filme mit Alice Arno gesehen hat, dem wird sicher auch schon aufgefallen sein, dass sie sich ohnehin deutlich mehr Mühe gibt, wenn sie im Mittelpunkt eines Films steht. In einigen Einstellungen von „Plaisier à trois“ darf man allerdings nicht zu sehr auf ihre Augen achten, das ist sie gedanklich deutlich erkennbar nicht bei der Sache. Aber wer guckt bei einem Erotik-Film schon auf die Augen.
Einen bleibenden Eindruck hinterlässt Lina Romay in dieser ersten großen Performance als traumatisiertes Überbleibsel der Machenschaften des Paares Bressac. Diese oder ähnliche Rollen hat Romay später noch ein paar Mal gespielt, aber nicht so überzeugend wie hier. Tania Busselier dagegen - die mir in „Comtesse Perverse“ (auch 1973 gedreht) sehr gut gefallen hat – da muss man knallhart bemerken, dass sie für den Part einer 21jährigen angeblichen Jungfrau allerdings zu alt war. Im wahren Leben bereits 28 Jahre zählend, vermag ihr Gesicht durchaus noch zu überzeugen, aber wenn sie sich heimlich beobachtet von den Bressacs auf dem Bett räkelt und sich in einer zweiten ähnlichen Szene selbst befriedigt, ist einfach nicht zu übersehen, dass das ein sehr erwachsener und erfahrener Körper ist, den wir da sehen. Es wäre meiner Ansicht nach etwas überzeugender geworden, wenn man diese beiden Szenen in umgekehrter Reihenfolge eingefügt hätte. Franco macht das aber wieder wett, denn wie wir später erfahren, ist sie eh nicht so unschuldig, wie Charles sie seiner Frau angepriesen hat.
Zu Howard Vernon musste ich mal wieder feststellen, was für eine Präsenz dieser Mann als Schauspieler hat. Er hat kaum Dialog, ist im Grunde fast schon ein Statist im Haushalt der Bressacs und doch ist Vernon einfach nicht zu übersehen. So anstößig-lüstern hat wohl noch nie jemand ein Mannequin eine Treppe herunter getragen.
Wer das Stephen Thrower-Buch „Murderous Passions: The Delirious Cinema of Jesus Franco” gelesen hat, weiß sicher auch was ich meine, wenn ich schreibe, dass wir uns diesen voyeuristisch-, sado-masochistischen Mord- und Ménage á trois-Film obendrein völlig ruhigen Gewissens anschauen können – denn Lord Longford und seine Mitstreiter haben schon als das Rating für „How to seduce a virgin“ in England anstand, für die Rettung unserer pornographischen Seelen gebetet. Dafür vielen Dank, auch wenn es vermutlich vergebene Liebesmüh war...
„Plaisir á trois“ erschien kürzlich in der Reihe "The X-Rated Eurocult Collection #17" als HD-Weltpremiere im Original-Bildformat in Französisch mit deutschen Untertiteln. Kräftige Farben, leider gibt es in der ersten Szene und während des Vorspanns ein starkes Tonrauschen im Hintergrund, doch nach dem Vorspann ist der Ton schlagartig ok. Auf derselben BD-50, ebenfalls als HD-Weltpremiere, „Nightmares come at Night“ (Die nackten Augen der Nacht). Auf einer zweiten BD ein Repack der Edition-Tonfilm-BD „Celestine – Ein Mädchen für alle.“ Für Franco-Fans lohnt der Kauf allemal, denn die Bildqualität von allen drei Filmen ist sehenswert. Ein Aufdruck auf der Rückseite weist das Ganze als „BD/DVD-Combo Limited Edition“ aus, aber eine DVD ist nicht dabei, habe ich allerdings auch nicht erwartet oder gebraucht.
Obige Screenshots stammen von der französischen DVD, nicht von der HD-Veröffentlichung.