Crimes dans l'extase (FRA)
Lubriques dans l'extase (FRA)
Dr. Hokyll y Miss Hyde (ESP)
She Killed in Ecstasy
Als bekannt wird, dass Dr. Johnson (Fred Williams) gentechnische Experimente an menschlichen Embryonen durchführt, indem er diese mit tierischem Erbgut vermischt, verliert er seine Approbation. Auch seine Rechtfertigungen, dass er der Menschheit einen großen Dienst erweisen wolle, um letztendlich chronische Krankheiten zu bekämpfen, stimmen seine Medizin-Kollegen nicht milder. Eher ist das Gegenteil der Fall. Eine Gruppe von Professoren und Doktoren treibt ihn mit deren zerstörerischer Kritik in den Selbstmord. Dr. Johnsons schöne Frau (Susann Korda) schwört bei der Leiche ihres geliebten Mannes brutale Rache an den Verantwortlichen zu nehmen, und macht ihre Opfer auch schnellstens ausfindig. Hierbei kommen ihr ihre körperlichen Reize zu Gute. Ihr erstes Opfer ist Professor Walker (Howard Vernon), der ihren Mann am massivsten kritisierte. Sie gibt sich als Prostituierte aus, und schließlich findet Walker sein qualvolles Ende auf der Sexfolter der Witwe Johnson. Wer wird das nächste Opfer sein..?
Die Zusammenarbeit zwischen dem Berliner Produzenten Artur Brauner und dem spanischen Regisseur Jess Franco kann nicht nur als überaus produktiv beschrieben werden, sondern trieb Anfang der 70er Jahre teils erfreuliche, wenn nicht sogar bizarre Blüten. Die teils besseren Budgetierungen bei Filmen wie "Der Teufel kam aus Akasava", "Der Todesrächer von Soho" oder eben "Sie tötete in Ekstase" ermöglichten Franco wohl ein sorgenfreieres Inszenieren, allerdings wirken diese Beiträge in ihrer Anpassung an das Kino jener Zeit auch braver, oder besser gesagt kompatibler. Dieser im Jahr 1971 hergestellte Film verfügt über zahlreiche Parallelen, die sich vor oder hinter der Kamera finden lassen, was nicht nur für Wiedersehensfreude sorgen kann, sondern auch eine Art der Verlässlichkeit. Die Geschichte mag auf den ersten Blick etwas krude anmuten, befasst sie sich doch mit einem eigentlich ernst angelegten Thema, welches sich jedoch zugunsten von reißerischen Elementen in der Peripherie verläuft. Dieser Umstand erscheint bei einer Franco-Affinität überhaupt nicht absonderlich, da selbstverständlich das Gegenteil der Fall ist. Diese Sex-Crime-Revenge-Geschichte baut ihre Stärken im Rahmen eines auffälligen Zeitdiktats auf, wobei erwähnt werden muss, dass das Geschehen eindrucksvoll von keiner anderen als Soledad Miranda beherrscht wird. In diesem Zeitfenster war die atemberaubend schöne Spanierin unter ihrem Pseudonym Susann Korda zu sehen, und es kommt zu bemerkenswert choreografierten Bildstrecken einer Frau, die nur noch von zerstörerischen Rachegedanken angetrieben wird, und hierbei zu außerordentlichen Mitteln greift.
Dass es Mrs. Johnson so unfehlbar möglich ist, mit Speck Mäuse zu fangen, könnte zwar hinterfragt werden, erübrigt sich allerdings bei einem Blick auf Soledad Miranda, deren Aura vereinnahmend und beinahe hypnotisch wirkt, denn letztlich stellt sie als Frau selbst den passenden Köder dar, den alle anvisierten Opfer mit Vergnügen und Wollust schlucken werden. Die Vorgehensweise dieser Frau, die beinahe mit einer schwarzen Witwe zu vergleichen ist, ist resolut und in der Ausführung brutal, da die vermeintlichen Mörder ihres Gatten ebenso wie er oder sie selbst leiden sollen. In blinder Wut darf das Publikum erstaunt Zeuge ihres ersten Sex-Coups werden, bei dem sie ihre grenzenlose Anpassungsfähigkeit unter Beweis stellt, um an das ersehnte Ziel zu gelangen. Die Wahl der Liquidierungsmethoden stellt sich im weiteren Verlauf als variabel heraus, und es ist überaus interessant zu sehen, dass man unter Jess Franco kaum in die Versuchung kommt zu hinterfragen. In aller Selbstverständlichkeit wird mit der zweifelhaften Protagonistin mitgefiebert, die sogar die Sympathien auf sich ziehen und ihre Feindbilder immer mehr diskreditieren kann. Ein raffinierter Schachzug des erfahrenen Spaniers, da seine Intention, einen Film zu präsentieren, der reißerisch und nach Herzenslust "unkorrekt" vorgehen darf, beinahe unbemerkt oder womöglich mit uneingeschränkter Absolution des Zuschauers aufgehen kann. Jess Franco bedient seine Darsteller_innen erneut wie Instrumente, die seinen Willen lückenlos, eindrucksvoll und euphorisch ausfüllen. Hierbei setzt er vor allem auf feminine Kontraste, die genüsslich ausbuchstabiert werden, solange es sie im Film gibt.
In diesem Zusammenhang ist Ewa Stroemberg zu erwähnen, die einer Reihe von Aufgaben in Filmen des in Madrid geborenen Regisseurs übernommen hatte. In "Sie tötete in Ekstase" ist sie in einer ihrer vielleicht dichtesten Rollen zu sehen, was sich in erster Linie auf das Inszenieren der Schwedin bezieht. Gerade in dieser Produktion ist die weibliche Konkurrenz gerade durch die Titelrolle Soledad Mirandas denkbar stark ausgefallen, doch beide kommen sich weniger ins Gehege, da die Aufgaben klar abgegrenzt, beziehungsweise strikt voneinander getrennt sind. Die unterschiedliche Anlegung sieht vor, dass man Stroemberg nicht als Sympathieträgerin identifizieren möchte, wenngleich dies eigentlich gegen alle Logik stattfindet. Vom Aufbau her ist es Miranda, die als negative Heldin zu strahlen vermag, um den Zuschauer zu vereinnahmen. Da nur zwei signifikante weibliche Rollen im Geschehen zu finden sind, heißt das Credo hinter vorgehaltener Hand fast schon »gleiches Recht für alle«, und der Zuseher darf sich am großen Interesse der Kamera erfreuen, denn sie hebt die Darstellerin exponiert in Erscheinung. Franco legt offenbar mehr wert auf Dr. Crawfords Wandlungsfähigkeit, die sich hier vornehmlich im optischen Bereich abzuspielen scheint, aber man bekommt auch kleinere charakterliche Finessen geboten, die mehr als wohlwollend angenommen werden. Dr. Crawford wird trotz ihres bezaubernden Äußeren als analytisch denkende Medizinerin in den Fokus gerückt, die harte Allüren an den Tag zu legen weiß. Sachlichkeit und Unerbittlichkeit wirken als Kopplung abweisend, ihre Attraktivität allerdings wie ein Magnet.
Diese Voraussetzungen sind sicherlich dem Faible der Regie zu verdanken, die sich das Servieren der Damen auf einem Silbertablett zur vornehmsten Aufgabe gemacht hatte. Für die Geschichte ist Dr. Crawfords angebahnte Präsentation vollkommen irrelevant, da die Voraussetzungen nicht genutzt, beziehungsweise wenig später komplett fallen gelassen werden, weil sie es ist, die der Titelrolle mit Haut und Haaren zu verfallen hat. Die Szenen an der Küste im strahlenden Sonnenschein sind mitunter die schönsten Einstellungen, die man überhaupt von der aparten Schwedin in Filmen finden kann. Auch der anfänglich harte Eindruck gegenüber ihrer Person ist plötzlich wie weggewischt. Sie lächelt, sie strahlt, wirkt gelöst und unbefangen. Ihre abschließenden Szenen mit der ekstatischen Mrs. Johnson strotzen nur so von Ästhetik und sind vollkommen erotisch aufgeladen, bis es Nadelstriche für den Zuschauer gibt. Im Großen und Ganzen handelt es sich zweifellos um eine von Ewa Stroembergs aufregendsten Rollen und in "Sie tötete in Ekstase" ist die mittlerweile zu Francos Stammpersonal zählende Darstellerin obendrein in der Blüte ihrer Schönheit zu sehen. Leider sollten nach dieser Produktion bereits keine Handvoll Filme mehr mit ihr zu Stande kommen und mit Franco drehte sie anschließend nur noch "Dr. M schlägt zu". Stroembergs Dr. Crawford bleibt also als eine ihrer sicherlich spektakulärsten Darbietungen in Erinnerung und rangiert ganz hoch oben in der persönlichen Bestenliste, da hier Leichtfüßigkeit, Spiellaune, Leidenschaft, eine interessante Anlegung der Rolle und die alles überstrahlende Präsenz zusammen kommen; Eigenschaften, die je nach Präferenz sogar Susann Korda in die zweite Reihe verweisen könnten.
Bei so viel geballter Weiblichkeit droht die männliche Stammbesetzung ein wenig in den Hintergrund zu rücken, allerdings bekommt der interessierte Zuschauer wie üblich markante Darbietungen von Howard Vernon, Paul Muller oder Jess Franco himself geboten. Teils vollkommen reduziert auf Selbstgefälligkeit, Borniertheit oder triebhafte Anwandlungen, kann es so oder so kein Entkommen geben, immerhin hat man es mit einem Kaliber wie Mrs. Johnson zu tun, die alle erdenklichen Register zieht, um ihre Kontrahenten tatsächlich oder im übertragenen Sinn zu entmannen. Lediglich die Rolle des Inspektors, interpretiert von Horst Tappert, weist keine dramaturgische sowie darstellerische Schärfe auf, da es einem so vorkommt, als handle es sich um eine Quotenrolle zugunsten kriminalistischer Inhalte. Auch Fred Williams gerät ein wenig ins Hintertreffen, was jedoch eindeutig seiner übersichtlichen Screentime geschuldet ist. Die Produktion hat neben ihrem stringenten Verlauf, der charakteristischen Musik und abenteuerlichen Einfälle noch herrliche Schauplätze zu bieten, die eine Idylle zeichnen, die nicht existiert. Insgesamt kann der Titel der Produktion auch das halten, was im Vorfeld vollmundig versprochen wurde, denn es kommt durchaus zu ekstatischen Szenen, die aufgrund der Intensität in Erinnerung bleiben werden. "Sie tötete in Ekstase" kann sich in jeder Hinsicht sehen lassen, auch wenn hier und da offensichtliche Ungereimtheiten ins Auge springen wollen, die unter Jess Franco jedoch nicht ungewöhnlich sind, daher zwingend zum Inventar gehören. So bleibt ein kurzweiliger Reißer, der seine Vorzüge genüsslich in die Waagschale wirft und mit einer Treffsicherheit kokettiert, dass tatsächlich für jeden Zuschauer etwas Interessantes dabei sein dürfte.