Carcel del sexo (ARG)
Hellhole Women (USA)
L'enfer du plaisir (FRA)
Prisoners of the Flesh (GBR)
Sadománia, avagy a szenvedély pokla (HUN)
Sadomanía (El infierno de la pasión) (ESP)
Olga (Uta Koepke) und ihr Mann Michael sind auf dem Weg in die Flitterwochen, geraten dabei aber auf Abwege. Plötzlich findet sich Olga wegen Drogenhandels im Frauenknast der sadistischen Magda (Ajita Wilson) wieder. Magda ist grausam und mörderisch, hat jedoch volle Rückendeckung durch den impotenten Gouverneur Mendoza (Antonio Mayans). Dessen Frau Loba (Gina Janssen) wiederum möchte unbedingt von ihrem Mann schwanger werden und hat so einige Anregungen für ihn parat, für welche die Gefängnisinsassinnen herhalten müssen, die sie anschließend an Bordelleur Mario (Otto Retzer) verkauft. Und wenn der mit ihnen fertig ist, kriegt sie Jess Franco – der einen weiteren Zuhälter spielt.
Jess Francos SADOMANIA - HÖLLE DER LUST ist schon ein starkes Stück! Allerdings bleibt es jedem selbst überlassen, wie ernst er das Ganze nehmen will. Die Grundidee stammte wohl von einem der Produzenten, der eine Art Greta-Remake machen wollte, das von Anfang an auf Ajita Wilson zugeschnitten sein sollte. Welcher der Beteiligten das war, weiß niemand so genau, aber Sadomania ist eine Produktion des Spaniers Julio Parra mit Lisa-Film, also Spieß, Retzer, Tomek und die ganze Bande. Diese wiederum steuerten einige ihrer Vertragsdarsteller bei, wie Uta Koepke aus DREI SCHWEDINNEN AUF DER REEPERBAHN (1980), Gina Janssen aus SUNNYBOY & SUGARBABY (1979) oder Ursula Buchfellner, die bekanntlich ein eher gespaltenes Verhältnis zu ihrer Filmvergangenheit hegt. Man kann es ihr nicht mal verübeln, ihre Lisa-Filmographie ist schon wie ein böser Fluch.
Doch zurück zum Thema Ernst. Franco hat diesen Film keine Sekunde ernst genommen. Perfide ersinnt er Szenarien, die mal wieder sehr an italienische Schmuddel-Fumetti angelehnt sind, und so setzt er das Ganze auch um, bis er einen seiner niederschmetterndsten Filme in Kasten hatte. Und was für ein Film! Wie mag es wohl in so einem Fumetti-Frauengefängnis zugehen? Das ist einfach. Eine sadistische Chefin muss her. Aufsichtspersonal und Insassinnen sind nur daran zu unterscheiden, dass die einen Khaki- und die anderen Jeans-Shorts tragen. Oberbekleidung gibt es nicht, wozu auch. Und hier finden wir auch einen ersten Indikator, wie wenig Franco vorhatte, einen bierernsten Film zu machen. Selbst nach Olgas Befreiung, wenn sie die Befreiung ihrer ehemaligen Mit-Insassinnen umsetzen will, trägt sie noch immer kein Shirt.
Menschenjagden, ein Duell auf Leben und Tod, eine Nadel in die Brustwarze, eine Vergewaltigung durch einen Hund, damit der Gouverneur endlich mal einen hochkriegt, Jubel, Trubel, Sensationen. Und dennoch eine seltsame Parodie auf Feminismus. Die Männerrollen im Film sind nämlich ein Trauerspiel. Olgas Angetrauter ist ein Weichling, sein Kumpel Kanonenfutter. Der Rest Perverse, Zuhälter, und Jess Franco selbst als homosexueller Bordellchef ohne erkennbare moralische Bedenken. Da können sich die Frauen nur selbst helfen, wenn der Tod nicht zuerst eintritt. Und auch hier wieder ein böser Humoranfall Francos. Als Tara (Ursula Buchfellner) nach langen Martern stirbt (nur in der spanischen Fassung) kommen einem fast die Tränen – bis einer Leidensgenossin dazu der Tod ihrer Lieblingskuh einfällt.
Die deutsche, bzw. internationale Fassung unterscheidet sich massiv von der Originalfassung (siehe Schnittberichte). Lisa Film schmiss 18 Minuten raus und veränderte die Musik. Während in Spanien Jazz-Klänge von Daniel White zu hören waren, wird der Film in der deutschen Version von einer Mischung aus Jess Franco und Gerhard Heinz untermalt. Und ausnahmsweise bin ich diesbezüglich auf Seiten Lisa-Films. Die deutsche Fassung wirkt düsterer, dreckiger und der Soundtrack passt wie die Faust aufs Auge.
Dennoch hat die spanische Fassung ein paar Momente, auf die ich ungern verzichte. Die Menschenjagd zu Anfang ist etwas länger, ebenso das Duell zwischen Gefangener Mercedes (Andrea Guzon) und Wärterin Juna (Patricia Quow). Antonio Mayans legt während der Hundevergewaltigung von Mercedes beim Geschlechtsverkehr mit seiner Frau ein sehr differenziertes Mienenspiel an den Tag. Aber die Musik zu diesen Szenen passt halt nicht. Wenig zielführend ist in der spanischen Fassung dagegen die längere Sexszene zwischen dem Gouverneur und Tara, denn schließlich will uns die Story den Mann als impotent verkaufen. Andererseits wird in der deutschen Version dem Zuschauer Taras Tod vorenthalten, was zu Verwunderung, da Olga nur Mercedes befreit und Tara nicht mehr erwähnt wird.
Jess Franco hat mit SADOMANIA - HÖLLE DER LUST ein Meisterwerk des WIP-Films geschaffen. Ajita Wilsons Performance ist göttlich. Raffiniert wurden in einige Szenen Lichteffekte eingebaut, die…nein, die Kamera war fehlerhaft, wie DOP Juan Soler zu berichten weiß, so kamen die „Effekte“ zustande. Außerdem widerlegt er Francos Behauptung, der Dunkelhäutige mit dem Franco seine Sexszene hat, sei Ajita Wilson ohne Perücke und mit angeklebtem Schnurrbart gewesen. Die Statur von Francos Partner ist viel gedrungener, während Wilson groß und schlank war.
SADOMANIA - HÖLLE DER LUST entstand im Herbst 1980 in Murcia und Alicante, kurz vor DIE SÄGE DES TODES (1981). Die deutsche Fassung benennt als Kameraoperator Hannes Fürbringer, doch auch das wurde von Juan Soler widerlegt. Fürbringer sei ausschließlich Standfotograf für die Deutschen gewesen. Für die Spanier machte Antonio Mayans die Fotos, Soler war DOP, die Kameraführung übernahm Jess Franco selbst.
Sehr sehenswert, wenn man über kein allzu empfindsames Gemüt verfügt. Habe ich schon die deutsche Synchro erwähnt. Ein Hammer an ordinären Kalauern, die nur noch von DIE NACKTEN SUPERHEXEN VOM RIO AMORE (1981) getoppt werden.