Die Pagode zum fünften Schrecken

Deutschland | Liechtenstein | Großbritannien, 1967

Originaltitel:

Five Golden Dragons

Alternativtitel:

5 dragones de oro (ESP)

I cinque draghi d'oro (ITA)

Cinco dragones dorados (MEX)

Deutsche Erstaufführung:

04. August 1967

Regisseur:

Jeremy Summers

Inhalt

Eine Verbrecherorganisation beherrscht den weltweiten, schwarzen Goldmarkt und sie nennen sich "Die fünf goldenen Drachen". Jeder von ihnen operiert für sich alleine, und die Männer, die sich hinter Masken verbergen, kennen sich nicht persönlich. Es kommt zu einem geheimen Treffen in der sogenannten "Pagode zum fünften Schrecken", wo man den immensen Gewinn der jahrelangen Geschäfte aufteilen möchte. Im Vorfeld dieses Handels ereignen sich allerdings eine Reihe mysteriöser Todesfälle, die sich schon bald als Morde herausstellen. Stehen sie etwa in direktem Zusammenhang mit diesem Geheimbund? Der Reporter Bob Mitchell (Robert Cummings) sucht nach Spuren und gerät bei seinen Ermittlungen in bedrohliche Situationen, außerdem wird er von der Polizei eines Mordes verdächtigt, den er nicht begangen hat. Um seine Unschuld zu beweisen, schmiedet er einen gefährlichen Plan. Maskiert will er an den Konferenztisch der "goldenen Drachen" gelangen, um ihnen das Handwerk zu legen...

Autor

Prisma

Review

"Die Pagode zum Fünften Schrecken" ist einer von vielen Spielfilmen jener Zeit und dieser Form, die vor beeindruckenden Kulissen an Originalschauplätzen spielen. In diesem Fall findet die weitgehend unterhaltsame Geschichte in Hongkong statt und fällt durch eine sehr ansprechende Bildgestaltung, satte Farben und eine pralle Ausstattung ins Auge. Regisseur Jeremy Summers orientiert sich an gängigen Formaten, allerdings nicht ohne der Veranstaltung etwas Individualität mitzugeben. Besonders gut arbeiten die zur Verfügung gestellten Charaktere in diesen Eindruck hinein, beliebte Stars sorgen für einen markanten Schliff, so dass man insgesamt von einer kurzweiligen Reise quer durch das Kriminal-, Action- und Abenteuerfach sprechen darf. Das Tempo wird von Mord und Erpressung diktiert, die Zusammenhänge um die Geheimorganisation der fünf gefürchteten Drachen werden langsam aber sicher zusammengetragen, so dass sich der geneigte Zuschauer auf einen immer wieder mit Spannungsmomenten und kleineren Schocks angereicherten Verlauf freuen darf. Sicherlich hat es schon ausgefeiltere, oder besser gesagt, konsequenter gelöste Geschichten gegeben, aber hier muss wirklich lobend erwähnt werden, dass man insbesondere im stilistischen Bereich eine gute Arbeit geboten bekommt. Die Geheimorganisation operiert im Hintergrund und es werden deren rücksichtslose Handlanger sein, die unterschiedliche Interessen und Leben bedrohen werden. Für eindeutige Blickfänge fernab der Kulissen ist ebenfalls gesorgt, und zwar in Form eines nahezu atemberaubenden Dreiergespanns an Damen, und gleichzeitig beliebten Darstellerinnen dieser Zeit, die zu einem gelungenen Eindruck beitragen werden. Die Hauptfigur, der Protagonist und (un)freiwilliger Ermittler Bob Mitchell kann dabei so oder so aufgefasst werden, also im Sinne eines willkommenen Zugpferdes oder weniger erfreulichen Pferdefußes.

 

Zur Entstehung des Films "Die Pagode zum fünften Schrecken" war Maria Perschy längst eine bekannte Größe in der Filmbranche. Bereits 1967 konnte sie auf weit über 30 Arbeiten hauptsächlich im Spielfilm-Bereich und einige TV-Auftritte zurückblicken, und dabei hat sie ihr Weg durch unterschiedlichste Genres geführt. Interessant dabei ist, dass man sich nicht scheute, Maria Perschy oftmals auch eine Spur progressiver als viele ihrer Kolleginnen einzusetzen, und sich ihr Image dadurch immer auf einer Basis befand, bei der zahlreiche Bewegungsmöglichkeiten nicht ausgeschlossen waren. Die sehr interessante Rolle der Ingrid sorgt in Jeremy Summers' Film zunächst durch ihre atemberaubend schöne Erscheinung für Aufsehen. Man kann vielleicht sagen, dass Österreichs Hit-Export in dieser Beziehung eine ihrer bemerkenswertesten Rollen hatte. In sommerlichen, aber auch eleganten Outfits lädt sie ihr Publikum zunächst zum Hinschauen ein, sie lächelt viel, wirkt unbeschwert und ist gibt leichtere sarkastische Kostproben. Was der Zuschauer bei fortlaufender Zeit dann allerdings zu sehen bekommt, steht im vollkommenen Kontrast zu den ersten gesammelten Eindrücken. Ingrid hat offensichtlich etwas zu verbergen und sie lebt in Angst. Dies wird spätestens bei ihrem ersten Aufeinandertreffen mit Klaus Kinski deutlich, der sie in der Hand zu haben scheint und sie zur Kooperation zwingt, da man sich ansonsten einmal eindringlicher mit ihrer Filmschwester Maria Rohm beschäftigen würde. Perschy fasst das kleine ABC der notwendigen Emotionen sehr ansprechend zusammen, erneut blickt man auf eine präzise wirkende Wandlungsfähigkeit, die den Charakter ihrer Rolle sehr gut transportieren kann. Diese Anlegung wirkt bezüglich vieler ihrer zuvor interpretierten Rollen letztlich auffällig von Unterschieden geprägt, was zu einem ordentlichen Spannungsaufbau über ihre Person führt.

Wie es schließlich mit Ingrid weitergehen wird, ist gar nicht einmal die entscheidende Frage, sondern man denkt unausweichlich daran, wie es möglicherweise mit ihr enden könnte. Schon häufiger hat man von Maria Perschy Darbietungen erleben können, die gute Twists zwischen der Zugehörigkeit zu Gut oder Böse zugelassen haben, doch die Frage, ob sie die komplette Spieldauer des Films überstehen wird, stand eigentlich seltener im Raum. Ingrid ist bis zu ihrer Beichte bei Bob Mitchell schwer einzuschätzen, sie bleicht sogar ein Stück weit unberechenbar. Stärke und Selbstbewusstsein gehen in diesem kurzen Verlauf kaskadenartig den Bach herunter, es macht sich Nervosität, Unruhe und Angst breit. Dieser leichte Verfolgungswahn überträgt sich auf den Zuschauer und man fiebert mit Maria Perschy mit, obwohl sie eigentlich einen halbseidenen Charakter offeriert. Insgesamt kann man sicherlich nicht von einer Schlüsselrolle sprechen, denn dafür konnte aufgrund des Umfangs der Rolle zu wenig an der Performance gefeilt werden, aber Maria Perschy kann von sich behaupten, dass sie Teil eines der größten Überraschungsmomente des gesamten Verlaufs geworden ist und letztlich über sie für den möglicherweise größten Schock des Films gesorgt wurde. Interessant ist die Tatsache, dass man in "Die Pagode zum fünften Schrecken" eine geballte Ladung an tatkräftigen, und besonders attraktiven Schauspielerinnen geboten bekommt, eine Crème de la Crème sozusagen. Neben Maria Perschy wird das Ganze weiterhin handfest von den zeitgenössischen Schönheiten Margaret Lee und Maria Rohm unterstützt, und bei genauerer Betrachtung kann man eigentlich nicht herausfiltern, dass irgend eine der Rollen einer der anderen untergeordnet wäre. Insgesamt bleibt also zu sagen, dass es sich hier um eine von Maria Perschys wohl produktivsten Rollen dieser Zeit handelt und es macht Spaß, sie vor dieser beeindruckenden Kulisse begleiten zu können.

 

Robert Cummings wurde also vor diese Schreckenspagode gespannt und unabhängig davon, wie man seine Interpretation letztlich auffasst, darf man von einem Helden sprechen, der zumindest alternative Wege einschlagen kann, um die zahlreiche Konkurrenz immer wieder leicht in die Schranken zu weisen. Sicher, er ist bestimmt kein Joe Walker, aber eben auch kein nüchterner Sanders, folglich weiß der selbstironisch agierende Amerikaner unterm Strich doch zu gefallen. In diesem Sinne sollten gleich die bereits angesprochenen Damen erwähnt werden, von denen eine schöner als die andere aussieht. Maria Perschy begeistert mit Stil und Eleganz, aber auch Ambivalenz und Folgewidrigkeit, letzteres allerdings eher im Sinne ihrer gut konstruierten Rolle. Maria Rohm als Stammbesetzung in Filmen ihres Ehemannes Harry Alan Towers, der auch "Die Pagode zum fünften Schrecken" produzierte, zeigt sich anmutig und gut aufgelegt, genau wie die immer schöne Margaret Lee, deren Rolle auch noch mehr hergeben kann, als es zunächst den Anschein hat. Die Schurkenrollen sind in Reinform durch Klaus Kinski und Sieghardt Rupp in Perfektion abgedeckt, und es macht nicht viel aus, dass sich diese Auftritte im Bereich der für sie üblichen Schablonen wiederfinden. Lediglich Rupert Davies als ermittelnde Figur bekam wenig Raum zugedacht und bleibt daher hinter seinen Möglichkeiten zurück. In Summers' Beitrag sollte man nicht auf einen großartigen Whodunit spekulieren, wenngleich es im Finale zu einer mehr oder weniger gelungenen Überraschung kommt, oder zumindest kommen könnte, falls man die Strukturen des Verlaufs nicht komplett durchschauen konnte. Bedeutende Spannungsmomente, waghalsige Effekte und außergewöhnliche Überraschungen gibt es im Endeffekt nicht, höchstens in gebündelt-dosierter Form, jedoch kann man das angebotene Paket als gelungenen Ausflug in die Gefilde konspirativer Machenschaften vor asiatischer Kulisse nennen. Die größten Vorzüge hält schlussendlich die prominente und international gefärbte Besetzung bereit, denn sie vermag im Spaziergang über die volle Distanz zu fesseln.

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