The Fury of the Wolfman

Spanien, 1972

Originaltitel:

La furia del Hombre Lobo

Alternativtitel:

Fury of the Wolfman

The Wolfman Never Sleeps

Drehbuch:

Paul Naschy

Inhalt

In Tibet wurde Neurologie-Professor Waldemar Daninsky (Paul Naschy) von einem Yeti gebissen, woraufhin er den Keim des Werwolfs in sich trägt. Zurück in Deutschland vertraut er sich seiner Kollegin Dr. Ilona Ellman (Perla Crístal) an, welche Experimente zur Gedankenkontrolle betreibt, um die Menschheit (vorwiegend die Männer) zu verbessern. Zunächst erfährt Waldemar jedoch, dass seine Frau Erika (Pilar Zorrilla) ihn mit dem Studenten Ludwig betrügt. Als er sich zum ersten Mal in einen Werwolf verwandelt, nutzt er dies, um seine Frau und deren Liebhaber zu töten. Diese haben ihrerseits ebenfalls versucht, Waldemar zu töten, indem sie die Bremsen seines Autos manipulierten, und nachdem Waldemar eine unheimliche Begegnung mit einer Hochspannungsleitung hat, wird er für tot gehalten.

 

Dr. Ellman weiß allerdings, dass so ein Stromschlag einen mit dem Werwolfkeim Infizierten nicht töten kann, und so lässt sie Waldemar von zwei Gaunern wieder ausbuddeln und schafft ihn auf ihr Schloss zur weiteren Behandlung. Waldemar ahnt nicht, dass Dr. Ellman in Wahrheit die Tochter des Nazi-Wissenschaftlers Helmut Wolfstein ist und diese die zweifelhaften Experimente ihres Vaters fortsetzt. In den Kellern des Schlosses lauern Mutanten, Degenerierte, der entstellte Helmut und notgeile Hippies, was Dr. Ellmans Assistentin Karin (Verónica Luján) an den guten Absichten ihrer Arbeitsgeberin zweifeln lässt. Sie entscheidet sich, Waldemar zur Flucht zu verhelfen, doch alle sind im Schloss gefangen.

 

Unterdessen verbündet sich Karins langweiliger Reporter-Freund mit der Polizei, um Dr. Ellman/Wolfstein das Handwerk zu legen. Doch auch die hat noch ein As im Ärmel. Wohlwissend, dass Waldemar seine Frau vor deren Tod mit dem Werwolfkeim infiziert hat, ließ sie auch Erika wieder ausbuddeln und hetzt nun die zwei Lykanthropen aufeinander.

Review

Die Inhaltsangabe mag ein wenig irre klingen, dabei habe ich noch so einige Wendungen und Verwirrungen weggelassen. Die Erklärung, wie es zu diesem Chaos kommen konnte, folgt sogleich. In Filmdatenbanken wird „La furia del Hombre Lobo“ mit dem Produktionsjahr 1972 angegeben, doch das stimmt nicht. Tatsächlich hat das Jahr 1972 keinerlei Zusammenhang mit der Produktion des Films.

 

Nach dem vielversprechenden Anfang der Werwolf-Filme mit Paul Naschy alias Jacinto Molina in Form von „Die Vampire des Dr. Dracula“ (La marca del Hombre Lobo, 1968) folgte zunächst eine Pechsträhne. Da dies meine erste Review zu Naschys Werwolf-Filmen ist, sei noch kurz erwähnt, dass diese Projekte Naschys eigenes Baby sind. Er schrieb das Drehbuch zu „Die Vampire des Dr. Dracula“, besorgte einen Produzenten und Regisseur, doch nicht immer machten diese, was er sich vorstellte. Nach „Die Vampire des Dr. Dracula“ folgte ein unvollendeter (falls existierender) Film, anschließend Tulio Demichelis „Dracula jagt Frankenstein“ (Los monstruos del terror, 1970), mit dem Naschy aus nachvollziehbaren Gründen sehr unzufrieden war. Wenigstens ist „Dracula jagt Frankenstein“ aber noch halbwegs professionell umgesetzt, auch wenn er Naschys Vorstellungen zuwiderlief.

 

Mit „La Furia del Hombre Lobo“ wollte Naschy, wieder mit eigenem Drehbuch, zurück zu seinen Vorstellungen und konnte für die Umsetzung zunächst Enrique López Eguiluz, den Regisseur von „Die Vampire des Dr. Dracula“ gewinnen. Die Dreharbeiten begannen im Frühjahr 1970. Doch es kam anders, Eguiluz drehte gerade mal die sekundenlangen Rückblenden bezüglich Tibet, dann wurde er abgelöst und wandte sich künftig Dokumentarfilmen zu. Sein Nachfolger wurde José María Zabalza. Naschy staunte nicht schlecht als er feststellte, dass Zabalza die meiste Zeit über stark alkoholisiert war. Doch damit nicht genug. Vielleicht hätte es dennoch was werden können, wenn Zabalza einfach dem Drehbuch gefolgt wäre. Doch der folgte stattdessen seinen Eingebungen, die ihm im Zustand der Trunkenheit so zuflogen.

 

„La Furia del Hombre Lobo“ ist eine Katastrophe. Ein Wust von Nebenhandlungen und -figuren, sinnlose Spontaneinfälle, ein denkwürdiges Editing ohne Sinn für Spannungsaufbau oder logischen Story-Ablauf und das unerträgliche Klaviergeklimper von Zabalzas Frau Ana Satrova machen „La Furia del Hombre Lobo“ zu einer Tortur. Irgendwann war Zabalzas Vollrausch wohl vorbei und er erklärte die Dreharbeiten für beendet. Dummerweise war der Film aber noch viel zu kurz, und so gab es Nachdrehs mit einem anderen Darsteller als Werwolf, außerdem wurden Szenen aus „Die Vampire des Dr. Dracula“ sinnbefreit eingefügt. Es gibt überhaupt seltsam wenige Werwolf-Szenen, in denen tatsächlich Naschy zu sehen ist. Erwähnt sei ebenso, dass „Die Vampire des Dr. Dracula“ und „La Furia del Hombre Lobo“ in unterschiedlichen Bildformaten gedreht wurden, so dass die eingefügten Szenen in die Breite gezogen sind. Auch stilistisch gibt es gravierende Unterschiede.

 

Zabalza hatte darüber hinaus die Absicht, ein bisschen Würze hinzuzufügen. Und so sehen wir Perla Crístal, die den Werwolf zunächst auspeitscht und dann liebkost, Hippie-Orgien im Schlossgewölbe, auch hier einmal mit Werwolf als Mitakteur. Seltsamste Szene dieser Art ist wohl, wie der Werwolf in das Schlafzimmer einer Dorfschönheit eindringt. Was er dann wohl macht? Er legt sich in ihr Bett zum Kuscheln! Echt jetzt. Doch dann kommt die Polizei und der Werwolf flieht. Der Polizist verpasst der Dorfschönheit dann eine Ohrfeige, deckt sie anschließend behutsam zu. Was sollte das? Ähnlich holprig ist allerdings der gesamte Film. Die Szenenfolgen sind ebenso wirr wie der Schnitt derselben.

 

„La Furia del Hombre Lobo“ ist ein wirklich bemerkenswert schlechter Film, die Regie ist ein Witz. Man hat am Ende das Gefühl, sinnlos zusammengepuzzelte Filmschnipsel gesehen zu haben, untermalt von scheußlicher Musik. Das bedeutet nicht, dass man mit dem Film keinen Spaß haben kann, aber fassungsloses Kopfschütteln wird wohl nicht ausbleiben. Ein Verleiher fand sich zunächst nicht, da gibt es so eine unschöne Pinkelgeschichte bezüglich Zabalza, der einen amerikanischen Distributor empfangen sollte. Premiere hatte „La Furia del Hombre Lobo“ 1974 im US-TV, 1975 lief er erstmals in spanischen und argentinischen Kinos. Naschy war überrascht (und betrübt), dass sich überhaupt ein Verleiher fand, er hatte gehofft, niemand würde jemals diesen Film zu sehen bekommen.

Veröffentlichungen

Unter dem Titel „The Fury of the Wolfman“ erschien „La furia del Hombre Lobo“ Anfang September 2020 auf Blu-ray. Diese enthält zwei Fassungen des Films. Die spanische Kinofassung ist hier mit englischer und spanischer Tonspur vorhanden, ebenso mit englischen Untertiteln. Die Extended-Version enthält zusätzliche von VHS-Quelle eingefügte Nacktszenen aus der "Werewolf Never Sleeps"-Fassung.

Filmplakate

Links

OFDb
IMDb

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