Emma, puertas oscuras

Spanien, 1974

Originaltitel:

Emma, puertas oscuras

Alternativtitel:

Asesina obsesion

Inhalt

Emma (Susanna East) lebt seit dem Tode ihrer wohlhabenden Eltern in der psychiatrischen Klinik von Dr. Donovan (George Rigaud). Als sie eines Tages auf der Straße von einem Auto angefahren wird, verspricht die Fahrerin Sylvia Keane (Perla Cristal), das junge Mädchen bei sich aufzunehmen. Der Ehemann Steve Keane (Ángel Menéndez) ist davon wenig begeistert, da Emma eben psychisch gestört ist und Probleme mit sich bringen wird. Als Steve Keane eine Reise auf die Bermudas bucht, allerdings nur für sich und seine Frau, tötet Emma ihn. Sylvia Keane, die ihren Mann nicht mehr liebt, hilft ihr bei der Beseitigung der Leiche. Die zwei Frauen fahren aufs Land, doch Emmas (nicht übermäßig große) Schuldgefühle wegen des Mordes bringen sie dazu, auch Sylvia zu misstrauen. Nachdem Emma Sylvia getötet hat, macht sie sich allein auf den Weg zu einem nahegelegenen Hotel, welches allerdings bereits seit 10 Jahren verlassen ist. Unterwegs nimmt sie zwei Hippies (Marina Ferri und Andrew Grant) als Anhalter mit, und die haben nichts Gutes im Sinn. Emma hat sich im Hotel aber mit ihrer Freundin Lupe (Hélène Françoise) verabredet, und in einem tragischen Blutbad voller Missverständnisse nähert sich Emmas Flucht ihrem Ende.

Review

Während der Dreharbeiten zu „La muerte incierta“ (1973) mit Mary Maude, Yelena Samarina und Antonio Molíno Rojo kam das Gespräch auf ein im Frühjahr 1971 von José Ramón Larraz verfasstes Drehbuch mit dem Titel „Dark Doors“. Die Idee zu diesem Drehbuch kam ursprünglich von Carlo Reali, welcher bei Larraz‘ „Deviation“ (1971) Editor war. Wegen der schwierigen Lage im franco-faschistischen Spanien hatte Larraz bisher keine rein spanische Produktion gedreht und sich als Location meist England ausgesucht. Das sollte sich mit „Dark Doors“ ändern. Der Schauspieler Antonio Molino Rojo finanzierte den später als „Emma, puertas oscuras“ registrierten Film, und die Estudios Balcázar stellten für Innenaufnahmen Räumlichkeiten zur Verfügung, es gab aber auch zahlreiche Außendrehs in England, wo die Story angesiedelt ist. Die Dreharbeiten begannen im Juni 1972 in den Balcazár-Studios in Barcelona. Die Devise hieß möglichst preiswert, und so bäckt „Emma, puertas oscuras“ bei allen seinen Qualitäten doch eher kleine Brötchen.

 

Kommen wir zuerst zu den Larraz-typischen Markenzeichen, die der Film zu liefern versteht. Storytechnisch befinden wir uns komplett in der Larraz-Frühphase, sprich, des Psychopathen-Dramas mit plötzlichen Gewaltausbrüchen. Die Stimmung passt, und Director of Photography Antonio Millán, welcher schon die Bilder für „La muerte incierta“ lieferte, beweist sein Können. Eigentlich ist es ein Kamera-Trio, denn wie so häufig arbeitete Millán hier mit Juan Prous (der Bruder von Schauspielerin Montserrat Prous) als Focus-Puller zusammen, sowie Ricardo González als Operator. Das Duo Millán/Prous drehte unter anderem auch für Jess Franco bei „Obscene Mirror“ (Al otro lado del espejo, 1973) und „The sinister Eyes of Dr. Orloff“ (Los ojos siniestros del doctor Orloff, 1973). Die Musik für „Emma, puertas oscuras“ kann sich hören lassen und kommt von dem wenig bekannten Casto Darío.

 

Mit einer Lauflänge von etwa 77 Minuten (Blu-ray) ist der Film recht kurzweilig, bleibt allerdings ein paar Antworten schuldig. Wer erwartet, dass man an irgendeinem Punkt des Films eine Erklärung für Emmas psychische Störung bekommt, wird enttäuscht werden. Dabei scheint es keineswegs zufällig, dass Emma auf ihrer Flucht vor ihren Bluttaten genau jenes verlassene Hotel aufgesucht hat, doch es wird keine Rückblende mit irgendeinem Hinweis auf ein vergangenes Trauma geben. Ob eine solche Erklärung mal existiert hat, darüber kann man spekulieren, denn die Sache sieht so aus: in dem Wissen, den Film den spanischen Zensurbehörden vorlegen zu müssen, hat Larraz zuvor selbst die Schere angesetzt. So soll ein erweitertes Ende existiert haben, dass man wohl als verschollen betrachten muss, da es noch vor der Registrierung des Films in einer Schublade landete. In manchen Texten wird Emmas psychische Störung als Folge des Unfalls beschrieben, das ergibt aber nicht so wirklich Sinn.

 

„Emma, puertas oscuras“ ist ein sehr sehenswerter Thriller und vor seiner Veröffentlichung auf Blu-ray in den USA durch Dorado Films war er nur schwer zu bekommen, zumindest nicht in einer ansehbaren Bildqualität. Doch selbst die Blu-ray ist nicht das Gelbe vom Ei (siehe obige Screenshots), bisher gibt es allerdings nichts Besseres. Für Larraz hat sich dieser erste Ausflug auf den rein spanischen Filmmarkt jedenfalls weniger gelohnt. Der Film hatte seine spanische Premiere im März 1974 mit nur mäßigem Erfolg, im Ausland wurde er gar nicht in Kinos gezeigt.

Links

OFDb
IMDb

Bitte Kommentar schreiben

Sie kommentieren als Gast.