Downtown - Die nackten Puppen der Unterwelt

Schweiz, 1975

Originaltitel:

Downtown - Die nackten Puppen der Unterwelt

Alternativtitel:

Les putains de la ville basse (FRA)

Down Town

Miezen der Unterwelt

Schwarze Nylons, wilde Engel

Deutsche Erstaufführung:

Mai 1976

Regisseur:

Jesús Franco

Inhalt

Pleite-Detektiv Al Pereira (Jesús Franco) wittert einen lukrativen Auftrag, als eine Frau, die sich als Ehefrau des Gangsters Ramos (Roman Huber) ausgibt, ihn dafür bezahlen will, kompromittierende Fotos von ihrem Gatten zu machen. Der Haken dabei: besagte Frau heißt eigentlich Cynthia (Lina Romay), ist keineswegs Ramos‘ Frau, und der ist am nächsten Morgen tot. Inspektor Mendoza (Paul Muller) glaubt zunächst an einen gescheiterten Erpressungsversuch und hält Pereira für den Mörder. Als Ramos‘ echte Ehefrau Olga (Monica Swinn) jedoch – seltsamerweise – Pereira deckt, glaubt ihm Mendoza, dass er reingelegt wurde. Der Detektiv stellt Cynthia zur Rede, dabei trifft er auf deren Freundin Lola (Martine Stedil). Gemeinsam gelingt es den beiden Frauen, Pereira für noch einen Auftrag gleicher Art zu gewinnen. Das nächste Opfer ist Carlos Rivas (Erik Falk), der Sohn eines Senators. Als auch der anschließend ermordet wird, steckt Pereira endgültig in der Klemme. Inzwischen hat Inspektor Mendoza die Ladies aber durchschaut und will Pereira Gelegenheit geben, die Sache aus der Welt zu schaffen. Doch der verbockt es erneut.

Review

Jesús Francos begann seine zweite Regiearbeit für den Produzenten Erwin C. Dietrich noch während der Dreharbeiten zu „Frauengefängnis“ (1975), und da er behauptete, Ersteren in Honduras gedreht zu haben, nahm das ebenfalls von „Downtown“ an. Sieht mir aber sehr nach Spanien aus, man sieht viele Orte, die man aus anderen Franco-Filmen kennt. Verwirrung um den Zeitpunkt der Herstellung entstand aus den Daten der jeweiligen Weltpremiere. „Downtown“ startete in der Schweiz vor „Frauengefängnis“, in Deutschland nur einen Monat nach „Frauengefängnis.“ Zudem verwendete man für „Downtown“ den Regie-Credit „Wolfgang Frank“, als Drehbuchautor wurde Christine Lembach angegeben, die – wie bei anderen Dietrich-Produktionen auch – allerdings wohl nur die Dialoge der Synchronfassung schrieb. Hierbei sei erwähnt, dass alle Filme die Franco für Dietrich drehte, über keine Originaltonaufnahmen verfügen, womit die in den Elite-Studios in Zürich gefertigten Synchronarbeiten als Originalton gelten müssen.

 

Die Filmmusik ist eine Mischung, ebenso wie bei „Frauengefängnis“, nur in umgekehrter Gewichtung. Bei „Downtown“ ist der Anteil von Walter Baumgartner höher als der von Daniel White und Jess Franco, die hier u. a. den Song „Keep cool, Candy“ beisteuerten. Die Kameraarbeit übernahm Franco in „Downtown“ erneut selbst, womit er bei diesem Film Hauptdarsteller, Ideengeber, Regisseur und eben Kameramann war. Nichtsdestotrotz sieht hier alles ein wenig professioneller aus als in „Frauengefängnis“, man scheint mehr Wert auf Beleuchtung und Kamerapositionen gelegt zu haben, auch wenn ein wenig Gezoome und Wackelkamera – insbesondere bei den Sexszenen – nicht fehlen. Der Cast ist ebenfalls weitgehend derselbe wie in „Frauengefängnis“, umso interessanter ist die völlig unterschiedliche Stilrichtung dieser beiden Filme.

 

"Downtown – Die nackten Puppen der Unterwelt“ ist eine Komödie um einen trotteligen Detektiv, und hier bildet die Arbeit Christine Lembachs eine angenehme Ausnahme von der Norm, denn „Downtown“ hätte mit der falschen Vertonung wirklich schiefgehen können. In dieser Sex/Krimi-Komödie passen die überdrehten Dialoge nämlich wie die Faust aufs Auge und verleihen so manchem eher zurückhaltend dreinschauenden Akteur – etwa Franco selbst (gesprochen von „Ernie“ Gerd Duwner) oder Raymond Hardy - mehr Pep als in Mimik und Gestik vorhanden. Insgesamt gibt es ein paar interessante Paar-Konstellationen. Franco als Al Pereira mit seinem geistig leicht eingeschränkten Helfer, gespielt von Lina Romays einstigem Lebensgefährten Ramon Ardid alias Raymond Hardy. Zudem agiert Franco in ein paar interessanten Szenen mit Beni Cardoso, die hier von der schwachsinnigen Rosaria in „Frauengefängnis“ zur sympathischen Bardame mit Herz aufgestiegen ist. Ein weiteres solches Paar bilden Lina Romay und Martine Stedil als bisexuelles Liebhaber-Pärchen, dass nicht nur den Detektiv Pereira immer wieder aufs Kreuz legt. Paar-Konstellation No. 3 bilden der Inspektor – gespielt von Paul Muller – mit seinem Assistenten - Ronald Weiss - der genau wie in „Frauengefängnis“ ohne Dialog durch das Szenario geistert. Der arme Eric Falk ist vom sadistischen Wärter dagegen zum Politikersöhnchen geworden, der zu betrunken ist, um zum Schuss zu kommen. Weitere Darsteller bzw. Statisten aus „Frauengefängnis“ kann man im Publikum während der Nachtclub-Szenen entdecken.

 

In der Erotikabteilung bietet „Downtown“ wie von Dietrichs Franco-Produktionen gewohnt mehr optische Schauwerte als deutsche Produktionen dieser Zeit. Es gibt einiges an Schamlippen zu sehen, und wenn sich Martine Stedil über ihr „Opfer“ Ramos (Roman Huber) beugt (viel mehr macht sie eigentlich gar nicht), offenbart die HD-Abtastung dessen gewaltige Latte. Wäre mir bei Stedil aber wohl genauso gegangen, falls das nicht zu viel Info ist. Insgesamt ist Franco mit „Downtown – Die nackten Puppen der Unterwelt“ ein gelungener Filmspaß für Erwachsene gelungen.

Veröffentlichungen

„Downtown – Die nackten Puppen der Unterwelt“ erschien als Blu-ray in der „Jess Franco Golden Goya Collection“ von Ascot Elite. Bild und deutscher Ton sind traumhaft, ansonsten hat der Hauptfilm noch wahlweise englische Untertitel. Abgesehen von den üblichen Dietrich/Franco-Trailern und einer Slideshow gibt es diesmal allerdings kein Bonusmaterial. Aber – nur die Veröffentlichungen aus Erwin C. Dietrichs Hause sind komplett ungeschnitten und somit ihr Geld wert.

Links

OFDb
IMDb

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