Bangkok by Night

Spanien, 1985

Originaltitel:

Viaje a Bangkok, ataúd incluido

Regisseur:

Jesús Franco

Kamera:

Juan Soler

Inhalt

Attentate auf hochgestellte Persönlichkeiten rufen den britischen Geheimdienst auf den Plan, insbesondere, nachdem man einen der Attentäter zu fassen bekommt. Diese sind blind, besitzen eine unnatürliche dunkle Gesichtsfarbe und faseln von einer neuen Weltordnung. Colonel Daniel J. Blimp (Howard Vernon) wird nach Bangkok geschickt, wo er auf die Spur des geheimnisvollen Sektenführers Meister Tao (Trino Trives) stößt. Schlagkräftige Unterstützung erhält der exzentrische Ire hierbei von dem walisischen Schönling Bill Sanders (José Lllamas).

Review

Jess Franco drehte diesen Agenten-Krimi, der stilistisch an seine frühen S/W-Thriller anknüpft, in Eigenproduktion (Manacoa Films) im Juli 1984 in Las Palmas und Benidorm und verwendet dazu Material, dass Juan Soler als Ein-Mann-Second Unit in Bangkok einfing. Franco beweist hierbei sein Auge für Locations, denn auch wenn man sich bewusst ist, dass dies definitiv nicht die Handlungsorte Bangkok und Singapur sind, bekommen wir wohl jedes Restaurant und Geschäft mit asiatischen Schriftzügen zu sehen, dass er in der Gegend finden konnte. Gemixt mit Solers Material von thailändischen Tempeln wird tatsächlich ein Schuh draus. Und habe ich da tatsächlich Elefanten auf Spaniens Straßen gesehen? Unglaublich, der Mann.

 

Nun hat man, wenn man den Film noch nicht kennt, ungute Erwartungen. Der Film lag lange ungesehen auf meiner Festplatte, denn Jess Franco und Edgar Wallace, dazu gedreht in den 80er Jahren, weckte meine schlimmsten Befürchtungen. Aber mitnichten. Der Film ist voller amüsanter Dialoge, und insbesondere Howard Vernon kann in dieser späten Rolle massiv punkten, auch wenn sein spanischer Dubbing-Sprecher gewöhnungsbedürftig ist. Freilich hat der Film wenig mit Edgar Wallace zu tun. Abgesehen vom Namen Sanders und geheimnisvollen Edelsteinen, die Leute blenden können (siehe DER TEUFEL KAM AUS AKASAWA, 1971) bedient er sich eher an seinem eigenen KARTEN AUF DEM TISCH (Cartes sur table, 1966).

 

In der zweiten Hälfte bekommt Col. Blimp dann Sanders, gespielt von José Lllamas, als Sidekick zugeteilt. Zuvor musste ein amüsanter aber als Darsteller nicht sonderlich begabter Asiate in seiner Rolle als Taxifahrer für die Gags sorgen, bei dem es sich um einen Kampfschulen-Betreiber aus Benidorm handeln soll. Der sehr südländisch aussehende José llamas geht natürlich keine Sekunde als Waliser durch, aber das macht nichts, denn das Zusammenspiel von Vernon und llamas als ungleiches Buddy-Team ist durchaus amüsant.

 

In weiblicher Hauptrolle ist Helena Garret dabei, die Muriel Montossé recht ähnlich sieht, aber nicht ganz deren Charme besitzt. Sie führt die Geheimagenten auf die Spur des Sektenführers Tao, und hier fängt der Film endlich an, richtig exzentrisch zu werden. Trotz einiger Nacktmomente von Helena Garret und einer Strip-Nummer einer stark schwitzenden Rothaarigen bleibt VIAJE A BANGKOK, ATAÚD INCLUIDO aber auf dem Niveau leichtherziger und amüsanter Sonntagnachmittag-Unterhaltung. Ein paar Handlungsstränge werden begonnen und nicht beendet, aber es ist nun mal ein Jess Franco-Film. Ein sehr sehenswerter.

 

VIAJE A BANGKOK, ATAÚD INCLUIDO entstand im Juli 1984, wurde aber erst danach mit Solers Material aus Bangkok aufgewertet und schließlich 1985 registriert. Eine erste Kinoaufführung erfolgte 1987 in Madrid, anschließend landete der Film auf VHS. Verfügbar ist ebenfalls eine spanische DVD von Filmax, englische Untertitel hierzu gibt es aber ausschließlich im Netz.

 

Die IMDb listet für die sehr jazzige Filmmusik Jess Franco (als „Denis Farnon“). Eine Halbwahrheit. Was uns die IMDb damit sagen möchte ist, dass Franco aus dem breiten Musikarchiv des kanadischen Komponisten Dennis Farnon, der unter anderem Musik für Mr. Magoo-Cartoons schrieb, schöpfte. Es ist auch nicht auszuschließen, dass die zwei sich kannten, denn Farnon residierte Ende der 70er längere Zeit in Cascais, Portugal als Franco dort einige Filme drehte. Und allzu groß ist Cascais nicht.

 

Jess Franco hat wie üblich ein Cameo, und wenn mich nicht alles täuscht, gondelt Lina Romay mit Rollstuhl im weißen Bademantel durch die Lobby des Sektenführer-Hotels.

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