Wer stirbt schon gerne unter Palmen?

Deutschland, 1974

Alternativtitel:

Pirunsaaren kahleissa (FIN)

Deutsche Erstaufführung:

11. September 1974

Regisseur:

Alfred Vohrer

Inhalt

Anne Pinaud (Maria Gudy) wird verdächtigt, ihren reichen Ehemann Jules (Dieter Eppler) in Ceylon ermordet zu haben. Inspektor Cerdan (Glauco Onorato) ist von ihrer Schuld überzeugt und verhaftet die attraktive Frau, um sie nach Colombo zu überführen. Doch in der Maschine kommt es zu einem tödlichen Zwischenfall und stürzt ins Meer. Cerdan und Anne können sich auf eine verlassene Insel retten, doch sie sind nicht die einzigen Gestrandeten. Sie stoßen auf Werner Becker (Thomas Hunter) der wenige Zeit vorher Schiffbruch erlitten hatte. Werner ist von Annes Unschuld überzeugt und die beiden kommen sich näher, was heftige Konflikte zwischen den Männern hervorruft. Wer wird den Kampf auf der Insel verlieren..? 

Autor

Prisma

Review

Inszenierungen nach Vorlagen bekannter Romane hatte auch im deutschen Film eine lange Tradition und erfreute sich selbst Mitte der 70er Jahre noch einer großen Beliebtheit. Seit Ende der 50er Jahre wurden in regelmäßigen Abständen Bestseller des Kölners Heinz Günther Konsalik auf die Leinwand gebracht, der zu den kommerziell erfolgreichsten Autoren der Bundesrepublik gehört. Seine Romane, die nicht wenige als Trivial-Literatur bezeichnen, für viele Leser allerdings hochspannende Unterhaltung darstellen, finden sich in unzähligen Bücherregalen wieder, und auch Verfilmungen wie DER ARZT VON STALINGRAD oder LIEBESNÄCHTE A DER TAIGA konnten große Erfolge an den Kinokassen feiern. Die Geschichten haben den einfachen Vorteil, dass sie das Publikum unmissverständlich und emotional ansprechen, somit spannende, dramatische und vor vertraute Momente herausarbeiten. Mit einem Routinier wie Alfred Vohrer sollte auch inszenatorisch nicht allzu viel schief gehen, wenngleich es sich bei WER STIRBT SCHON GERNE UNTER PALMEN bestimmt nicht um seine beste Regie-Arbeit handelt, er aber einen merklichen Exploitation-Charakter transportiert. Das Szenario ist genau wie einige der Charaktere teilweise betont primitiv, obwohl man sich in der sogenannten besseren Gesellschaft befindet. Das Setting Insel bietet naturgemäß besondere Stärken an, die sich durch ihre typischen Charakteristika ergeben, bis sich ein für alle unerträgliches Vakuum entwickelt. 

 

Katastrophen mit eingeschlossen und vorprogrammiert. Die Geschichte wirkt streckenweise nicht besonders geschliffen, was vielleicht auch an dem herrlich-ordinären Umgangston liegen mag, aber vor allem an der Triangel Motiv, Mord und Ermittlungen. Das Motiv liegt auf der Hand, der Mord ist schnell serviert, die Tatverdächtige aus unsachlichen Gründen ein rotes Tuch für den Ermittler, der nicht selten aus dem Gossenton-Duden zitiert und auf alle Höflichkeiten und Umgangsformen scheißt, was dem Verlauf eine bemerkenswert raue Silhouette gibt. Aber es muss ja nicht immer aristokratisch zugehen, zumal Inspektor Cerdan deutlich heraushängen lässt, dass er die Spezies des menschlichen Abschaums hinlänglich kennengelernt hat. Über die Jahre scheinen durch seinen Beruf gewisse Verwebungen mit seinem Wesen stattgefunden zu haben, sodass man ihn vielleicht nicht unbedingt von seinem Klientel unterscheiden könnte, wenn man seinen Titel nicht kennen würde. Er ist voreingenommen, macht kurzen Prozess und zelebriert seine eigene Logik, was für den Entwurf eines Polizeimanns sogar überaus erfrischend wirkt. Allerdings lassen seine ermittlerischen Fähigkeiten deutlich zu wünschen übrig, da er sich in etwas verrannt hat, und Anne Pinaud zu der Sorte Frau gehört, die ihn eventuell schon zu häufig abgewiesen haben. In diesem Zusammenhang ist die Leistung der Einmal-Darstellerin Maria Gudy zu erwähnen und zu würdigen, denn die schafft es trotz des Status einer Mordverdächtigen irgendwie beinahe sympathisch zu wirken, obwohl ihr Wesen von einer Eiseskälte umgeben ist. 

 

Eine sehr nette schauspielerische Premiere, die gleichzeitig das Karriere-Ende darstellt - warum auch immer. Thomas Hunter rundet die Gruppe der Gestrandeten gekonnt ab und platziert sich als klug kalkulierendes Pendant zu Glauco Onorato, wenngleich es einfach unausweichlich ist, dass die beiden nicht aufeinander losgehen. Weitere ansprechende Leistungen zeigen Sieghardt Rupp, Dieter Eppler und Hannes Messemer. Alfred Vohrer inszeniert geradlinig und treibt Action-Passagen immer wieder durch ein Nadelöhr, sodass der Verlauf weitgehend spannend bleibt. Hierbei wird die Isolation der Insel effektiv genutzt, um die Emotionen hochkochen zu lassen und das innere Ausbrennen zu dokumentieren. Charly Steinbergers aufmerksames Kamera-Auge fabriziert viele ästhetische und dynamische Bilder der gefährlichen Nähe, sodass der bevorstehende Clash nie aus dem Fokus rückt. Die Geschichte versucht es mit einem kleinen Whodunit-Effekt gegen Ende, der trotz Maria Gudys Camouflage keine wirklich große Überraschung darstellt. Am Ende ist die Produktion vor allem als interessant einzuschätzen, weil Regisseur Alfred Vohrer den Stoff ein wenig unberechenbarer als noch Jahre zuvor angepackt hat. Als Krimi, Action- oder Abenteuerfilm ist WER STIRBT SCHON GERNE UNTER PALMEN somit zu jeder Zeit in der Lage, Flair aufzubauen, das sich aus dem Insel-Setting und der daraus resultierenden beklemmenden Atmosphäre ergibt. 

Autor

Prisma

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