Sangue em Sonora (BRA)
Sierra prohibida (ESP)
L'homme de la Sierra (FRA)
Southwest to Sonora (GBR)
A sud ovest di Sonora (ITA)
Um Homem sem Medo (POR)
Ein Herumtreiber namens Matt (Brando), will endlich sesshaft werden. Im Grenzland zu Mexiko will er eine kleine Ranch aufbauen und Pferde züchten. Er hat 200 Dollar und ein geflecktes Indianerpferd, ein Appaloosa. Ein mexikanischer Bandit (Saxon) macht Matt einen Strich durch die Rechnung, indem er den Appaloosa stiehlt. Matt muss nun wider Willen kämpfen und töten, um das schöne Pferd wiederzuhaben und um die von dem Banditen gekaufte und gefangen gehaltene Braut (Comer) zu befreien.
Bernd Kiefer: »›The Appaloosa‹ erzählt keine Geschichte, sondern entfaltet rein situativ einen Plot: den eines masochistischen Bestrafungswunsches. Vom Kameramann […] in Technicolor und Techniscope gedreht, nutzen Furie […] und der Cutter Ted Kent jede Möglichkeit, dem Star […] diesen Wunsch zu erfüllen: Sie lassen ihn nie als Star erscheinen. Brando, der ohnehin sehr verhalten spielt, keine seiner typischen Manierismen zeigt […], wird oft im Profil oder verschattet gezeigt. Er hat keinen bedeutenden Auftritt in ›The Appaloosa‹, keine star performance. Furie löst auf in Großaufnahmen, in Details auf Augen, Hände und Dinge, in extravaganten Einstellungen durch Flaschenglas, in over shoulder shots, oft über riesige Sombreros, die mehr verbergen als zeigen.«
Die Sechziger waren keine gute Zeit für Brando. Obwohl er mit Meistern wie Lewis Milestone, Bernard Wicki, Arthur Penn, Chaplin, Huston und Pontecorvo arbeitete, waren die entstandenen Filme allesamt künstlerische oder kommerzielle Fehlschläge, meist sogar beides. »The Appaloosa« bildete da keine Ausnahme — obschon gerade dieser Film mit den Jahren an Qualität dazugewonnen hat und heute, über 50 Jahre später, beinahe schon Kultcharakter hat. Es war Brandos zweiter Ausflug ins Western-Genre. Der erste war »One-Eyed Jacks« (1961) mit Karl Malden gewesen, Brandos einzige Regiearbeit, die von Paramount in einer stark verstümmelten Fassung auf den Markt gebracht wurde und finanziell ein derartiges Desaster wurde, dass Brando im Anschluss gezwungen war, einen Vertrag mit Universal abzuschließen, der ihn zwang, in fünf Jahren fünf Filme für das Studio zu machen. Keinem dieser Werke war Erfolg beschieden.
Der Grund, warum Marlon Brando sich ausgerechnet dafür entschied, »The Appaloosa« zu machen, ist bis heute etwas nebulös. Das Drehbuch des jungen, ungelenken Autoren James Bridges hatte ihm jedenfalls von Anfang an nicht gefallen. Es war wohl ein Kompromissprojekt, da ihm die anderen Bücher, die ihm Universal angeboten hatte, noch weniger zusagten. Außerdem hatte er sich ein Mitspracherecht bei der Wahl des Regisseurs erstritten, doch weder Elia Kazan, noch George Stevens standen zur Verfügung. Brandos dritte Wahl war der kanadische Filmemacher Sidney J. Furie, der gerade in London mit Michael Caine den höchst erfolgreichen Agentenfilm »The Ipcress File« (1965) gemacht hatte und für sein außergewöhnliches visuelles Gespür bekannt war; böse Zungen bezeichneten ihn als »hohlen Stilisten«. Als die Dreharbeiten im Sommer 1965 in Utah und Arizona begannen, zeichnete sich schnell ab, dass diese Arbeit für alle Beteiligten zum Alptraum werden würde. Mit Furie, aber auch mit dem Team, trat der vom Studio hofierte Star von Beginn der Dreharbeiten an in eine Art Kriegszustand. Brando nahm persönlich radikale Änderungen am Skript vor — on location, während das Team wartete. James Bridges fühlte sich zu Brandos Stenografen degradiert und warf schließlich gekränkt das Handtuch, so dass ein zweiter Autor, Roland Kibbee, hinzugezogen wurde. Dann erkranke Brando — oder gab vor, erkrankt zu sein —, und Furie drehte einige Einstellungen mit dessen Double, um das angeschlagene Studio finanziell nicht noch tiefer in den Abgrund zu reißen. Als Brando davon erfuhr, rastete er völlig aus, und die Szenen wurden mit ihm neu gedreht. Allerdings hatte der Star während seiner Krankheit deutlich sichtbar an Gewicht zugelegt, was den Kameramann Russell Metty verzweifeln ließ. John Saxon und Anjanette Comer, welche für kurzfristig ausgefallene Claudia Cardinale eingesprungen war, ließ Brando während des kompletten Drehs links liegen. Sein Desinteresse ging so weit, dass er oft mit einem Buch am Set dasaß und dieses, sobald das Wort »Action!« gefallen war, lediglich so weit sinken ließ, dass es aus dem Bildausschnitt verschwunden war. Angesichts dieser Turbulenzen und Kindereien ist fast schon verwunderlich, dass »The Appaloosa« ein zumindest partiell bemerkenswerter Film wurde: »Er spiegelt die Krise Hollywoods und die seines immer noch größten männlichen Stars, und er zeigt, wenn auch manieriert, die Suche Hollywoods nach einer neuen Ästhetik«, wie der Filmhistoriker Bernd Kiefer diagnostizierte.
»The Appaloosa« ist gewissermaßen ein US-amerikanischer Italo-Western. Man erwartet, irgendwo einen Giuliano Gemma oder Terence Hill zu erspähen. Während der Film 1966 überall von den Kritikern zerrissen wurde und seine horrenden Kosten nicht einmal annähernd einspielen konnte, feierte er immerhin in Italien einen kleinen Triumph. Die phantasievollen Perspektiven und aufdringlichen Effekte, für die Furie damals schon berühmt war — hier: Wasser, das in die Linse spritzt, Detailaufnahmen zweier kämpfender Skorpione oder grelle Sonnenstrahlen, die ins Auge der Kamera einfallen —, machen den handlungstechnisch eher müden Western doch noch zu einem kurzweiligen Genuss.