Scharfe Küsse für Mike Forster

Deutschland | Großbritannien, 1965

Originaltitel:

City of Fear

Alternativtitel:

La diabolica spia (ITA)

Ciudad del terror (MEX)

Scharfe Küsse für Mike Foster

Deutsche Erstaufführung:

28. Oktober 1966

Regisseur:

Peter Bezencenet

Inhalt

Der amerikanische Journalist Mike Forster (Paul Maxwell) wartet am Flughafen Wien auf seine Maschine nach Budapest. Währenddessen trifft er auf einen Fremden (Pinkas Braun), der ihn offenbar gezielt anspricht und anschließend in ein Gespräch verwickelt. Er berichtet von seiner ungarischen Schwester, deren angeblich todkrankes Kind ein Serum benötigt, das vor Ort nicht verfügbar sei. Also ersucht er Mike, ein kleines Päckchen durch den Zoll zu schmuggeln, um es zu übergeben, da er selbst diese Aufgabe als Flüchtling nicht übernehmen könne. Auf einem Zettel stehen Name und Telefonnummer der Frau. Ohne ablehnen zu können, ist der Mann auch schon wieder verschwunden, Mike hat keine andere Wahl mehr, als den zweifelhaften Auftrag zu erledigen. In Budapest angekommen, verliert der verunsicherte Journalist jedoch den Zettel mit der Anschrift. Da es möglicherweise doch um ein Menschenleben geht, strengt er eine Durchsage in Radio Budapest an, worauf sich wenig später eine geheimnisvolle Frau namens Ilona Kovacs (Marisa Mell) in seinem Hotel meldet. Mike wird nach dem ersten Gespräch mit ihr zunehmend misstrauisch, bis er schließlich den Inhalt des Pakets überprüft. Darin befinden sich zu seiner Verwunderung zwei amerikanische Pässe, ausgestellt auf Ilona und ihren Vater (Albert Lieven). Eine undurchsichtige Jagd nach der Wahrheit beginnt...

Autor

Prisma

Review

Bei "Scharfe Küsse für Mike Forster" handelt es sich um einen kaum bekannten und stark in Vergessenheit geratenen Film, der sich insgesamt dagegen sträubt, sich klassisch in ein bestimmtes Genre einordnen zu lassen. Ihn als Spionagefilm zu bezeichnen, wäre fast schon zu viel gesagt, Krimi, Stilverwandter oder Thriller sogar deutlich übertrieben. Also sollte man diesem Beitrag seine Unentschlossenheit vielleicht lassen und sich an die positiven Aspekte halten. Regie führte Peter Bezencenet, produziert wurde das Projekt von keinem Geringeren als Harry Alan Towers, der über die Jahre hin für viele unterschiedliche Genre-Produktionen verantwortlich war. Der Film hat zunächst einmal erhebliche Probleme in Gang zu kommen und zeigt im Endeffekt leider ein sehr mageres Profil. Zwar ist Mike Forsters Reise ins Ungewisse tatsächlich mit einigen scharfen Küssen gewürzt, aber es ist so gut wie kein Tempo aufzuspüren, Spannung kaum vorhanden und daher passiert etwas sehr Ungünstiges. Als Zuschauer wird man ungeduldig und wartet sehnsüchtig darauf, dass endlich etwas Signifikantes passiert. Die Geschichte wirkt zwar pragmatisch konstruiert, aber es kommt leider viel zu selten zu Szenen, die mitreißendes Potential besitzen. Vielleicht wäre es zu viel zu behaupten, dass der Film gähnende Langeweile transportiert, denn dafür ist er handwerklich gesehen doch recht solide inszeniert worden. Außerdem wartet der Marisa Mell-Fan gespannt auf deren erste Szene, die dann endlich nach rund 25 Minuten das Geschehen auflockern kann. Der Film flimmert in sterilen Bildern und harten Schwarzweiß-Kontrasten, die Kamera hofiert die Damen mit erfreulichen Großaufnahmen, bleibt aber verhältnismäßig konservativ, und die Musik von Johnny Douglas ist sehr stilvoll arrangiert worden.

 

Der deutsche Vorspann listet Marisa Mell an erster Stelle in der Besetzung, doch in Wirklichkeit handelt es sich nur um eine nominelle Hauptrolle, um die sich die Amerikanerin Terry Moore und Marisa Mell folglich streiten dürfen. Letztere interpretiert jedoch eine sehr überzeugende Rolle in dieser unspektakulären Geschichte. Gerade 1965 hatte sie im optischen Sinn eines ihrer schönsten Jahre, hier wirkt sie einmal mehr unanständig makellos, und das trotz der nüchternen Bildgestaltung sowie der harten Anlegung ihres Charakters. Marisa Mells dargestellte, zunächst nervös und vorsichtig wirkende Ilona wird im Verlauf zu einer ambivalenten Persönlichkeit, von der man langsam aber sicher immer wieder neue Gesichter, vielleicht sogar Masken zu sehen bekommt. Mike findet schnell heraus, dass sie und ihr Vater, der Kernphysiker ist, und aus politischen Gründen im Gefängnis gesessen hat, aus Ungarn flüchten wollen, und gerät immer tiefer in diese Angelegenheit, die zum unberechenbaren Risiko wird. Es war übrigens Marisa Mells letzter Film, den sie selbst ins Deutsche synchronisiert hat. Immer wieder kommt dieser charmante österreichische Akzent ganz dezent zur Geltung, und man neigt dazu, Vergleiche anzustellen, da sie in vielen anderen Produktionen oftmals seht artfremd synchronisiert wurde. Protagonist Paul Maxwell, hier von Reinhard Glemnitz synchronisiert, spielt die Titelrolle und eigentlich einzige Hauptrolle in dieser Produktion. Zwar agiert er mit einer sehr angenehmen Ruhe und Sachlichkeit, doch bei einer derartigen Rolle hätte diesem Herrn etwas mehr Leistungsbereitschaft gut gestanden. Im Verlauf macht er naturgemäß diverse Bekanntschaften mit Damen, die ihm überdeutliches Interesse signalisieren, allerdings lässt er doch so einiges anbrennen.

 

In seinem Hotel lernt er Suzan kennen, die zu seiner ständigen Begleitung wird. Mike Forster muss von einem zum nächsten vereinbarten Treffpunkt mit Ilona eilen, und nach dem halben Dutzend wird es nicht nur ihm, sondern auch dem Zuschauer zu viel, denn es passiert eigentlich nichts, außerdem gibt es kaum neue Erkenntnisse. Die erste Action- und Verfolgungsszene kommt erst nach geschlagenen 45 Minuten auf den sehnsüchtig wartenden Zuschauer zu, der Film plätschert also vollkommen gemütlich vor sich hin, und das in nahezu offensiver Art und Weise. Auch der gerne gesehene Albert Lieven steigt erstmals nach einer guten Stunde in das Geschehen ein und hat keine Möglichkeiten, in gewohnt überzeugender Manier aufzutrumpfen. Bei Pinkas Braun ist dies ebenso der Fall, der bereits kurz nach Beginn zu sehen war. Terry Moore ist die reizende Begleitung und der Kumpeltyp. Man erahnt, dass hier und da noch einiges mehr geschehen wird, wahlweise zwischen ihr und Mike Forster. Interessant ist, dass Maria Rohm in einer ihrer ersten Rollen zu sehen ist. Es handelt sich dabei um eine kurze Szene in der sie als Zimmermädchen eine Nachricht an Mike übergeben darf, die sie natürlich aus ihren Nylons zaubert, und schließlich noch explizit betont, dass sie die ganze Nacht wach sein wird. Im Großen und Ganzen ist "Scharfe Küsse für Mike Forster" lediglich ein recht diffus konstruiertes Konkurrenzprodukt seiner Zeit, bei dem es zunächst schwer einzuschätzen ist, ob sich bei mehrmaligem Ansehen Potential entfalten kann. Insgesamt gesehen ist es aber schwierig, einen gewissen Leerlauf und sogar Anflüge von langweiligen Intervallen wegzudiskutieren.

 

Dass sich Mike Forster in größter Gefahr befindet, weil er amerikanische Pässe ins Inland gebracht hat, die damals möglicherweise mit Gold aufzuwiegen gewesen wären, verschwindet leider im Nichts. Selten ist ein Film dieses Strickmusters vom Eindruck her derartig unspektakulär und genügsam verlaufen, daher muss er sich den Stempel der Eintönigkeit und sogar der Vorhersehbarkeit aufdrücken lassen. Das Fehlen von Spannung, das vage Tempo und eine zu simple Geschichte rücken ihn einfach in die Kategorie der Bedeutungslosigkeit, was sehr schade ist. Zurück bleibt daher ein fast schon naiver Beigeschmack, und hier trösten eigentlich nur die gerne gesehenen Schauspieler über weitreichende Schwächen hinweg. Eigenartigerweise fühlt man sich aber auch alles andere als schlecht unterhalten, da einen ständig dieses Gefühl auf niedrigem Level begleitet, es müsse doch bald etwas Erstaunliches passieren, was eine eigentümliche Spannung fabrizieren kann. Das Finale birgt dann schließlich eine bescheidene Überraschung, die, wenn man sie nicht bereits vorausgesehen hat, ziemlich reibungslos, beziehungsweise ergebnislos verläuft. "Scharfe Küsse für Mike Forster" ist schlussendlich alles andere als begeisternd ausgefallen, aber auch nicht vollkommen belanglos. Da es von Anfang bis Ende so unfassbar spartanisch zugeht, kann vielleicht gesagt werden, dass Peter Bezencenets Beitrag eher Verwirrung stiftet, vor allem da er entgegen der Tatsachen einigermaßen gut bei Laune halten kann. Letztlich bleibt unterm Strich leider nur ein überaus durchschnittlicher Eindruck zurück, der kaum dazu verleiten dürfte, sich dieses bescheidene Vehikel mehrmals anzuschauen.

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Prisma

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