Perverse Emanuelle

Frankreich, 1973

Originaltitel:

Tendre et perverse Emanuelle

Alternativtitel:

Des frissons sur la peau (FRA)

Sicarius - Febbre di sesso (ITA)

El último escalofrío (ESP)

French Emanuelle (GBR)

Tender and Perverse Emanuelle (USA)

Le chemin solitaire

Regisseur:

Jesús Franco

Drehbuch:

Jesús Franco

Inhalt

Die berühmte Pianistin Emanuelle (Norma Kastel) ist von schrecklichen Alpträumen und apathischen Zuständen geplagt, was ihrem Mann Gordon (Alberto Dalbés) große Sorgen bereitet. Bei einem guten Freund der Familie, dem Psychiater Michel Dreville (Jack Taylor), sucht er nach Antworten. Emanuelle soll sich nun für einige Zeit unter seine fachliche Aufsicht begeben, doch zu dem vereinbarten Termin erscheint sie nicht. Sie ist spurlos verschwunden. Wenig später findet man ihre Leiche am Strand und die Polizei geht davon aus, dass sie sich in selbstmörderischer Absicht von den Klippen gestürzt hat. Die Untersuchungen ergeben allerdings, dass Emanuelle ein Doppelleben geführt hat, sodass plötzlich die Diagnose Mord im Raum steht...

Autor

Prisma

Review

»Die Vergangenheit vergisst man besser, Emanuelle!« Optimistische Worte eines Mannes, der über den geheimen und viel mehr schamlosen Lebenswandel seiner Gattin offenbar nicht im Geringsten Bescheid gewusst hat. Oder vielleicht doch? Bereits der Vorspann zu Jess Francos "Perverse Emanuelle" fällt durch eine von Träumen und Erotik inspirierte Marschrichtung auf, die durch die wunderbaren Klavier-Arrangements einen hochwertigen ersten Eindruck hinterlassen werden. Wenn dem interessierten Publikum dann aber die minderwertige deutsche Synchronisation mit teils platten Dialogen um die Ohren gehauen wird, die sich mit den immer wieder aufblitzenden, hochwertigen optischen Endrücken beißen, wird die anfängliche Euphorie etwas ausgebremst. Gut, für eine miserable Sprachfassung können Regie und fertiger Film im Grunde genommen nicht allzu viel, wenngleich man sich die Hände angesichts der einfältigen Dialoge sicherlich nicht komplett in Unschuld waschen kann. Der weitere Verlauf schafft es meistens spielen, ihm aufmerksam zu folgen, da er immer wieder durch Jess Francos feines Gespür für Intervalle der besonderen Art aufgewertet wird und es daher zu einem angemessenen Profil kommt.

 

Die Geschichte ist mit einem mysteriösen Einschlag versehen, der die Hauptfigur langsam aber sicher vorstellt. Einstimmig wird von einer überragenden Künstlerin gesprochen, doch es werden immer mehr Stimmen laut, die ihre sexuellen Ausschweifungen thematisieren. Die passenden Impressionen liefert Jess Francos Hauptdarstellerin Norma Kastel, die der Glaubhaftigkeit halber einen makellosen Körper zu bieten hat und darüber hinaus eine sehr ansprechende Art besitzt, ihre tragische Figur transparent erscheinen zu lassen. Der Film weist ein typisches Aufgebot an Franco-Stars auf, die für Verlässlichkeit, aber in erster Linie Dienstbarkeit stehen. Norma Kastel, die hier in ihrem ersten von nur leider neun Filmen und einmalig unter Franco zu sehen ist, hinterlässt einen sich in Faszination verlierenden Eindruck, da sie die Titelrolle mit schwermütiger Leichtigkeit ausfüllt, diese außerdem interessant genug gestalten kann, um das Geschehen weiterhin aufmerksam zu beobachten. Kastell scheut sich hier vor keiner Szene und Einstellung, schafft es dabei aber, die Geheimnisse um ihr Wesen aufrecht zu erhalten und einen guten Mittelweg zwischen Eleganz, Labilität und Schamlosigkeit einzuschlagen.

 

Bekannte Gesichter wie beispielsweise Jack Taylor, Alberto Dalbés oder Alice Arno runden das Geschehen ab und sorgen für Wiedersehensfreude, wenngleich ein paar Darsteller auch nur auf Sparflamme laufen. Hier ist Lina Romay als Greta zu erwähnen, die die Rolle ihres Lebens nach eigenem Ermessen stets gleich wie von der Stange abspult. Die Geschichte kann trotz anfänglich guter Anbahnung leider kaum Spannung aufbauen und der Verlauf plätschert inmitten des Erotik-Einschlags und kleiner Kriminal-Tendenzen vor sich hin, wohlgemerkt nicht langweilig, sondern eher etwas zu unspektakulär. Die malerischen Schauplätze und die teilweise ausgefallenen Kamera-Einstellungen in diversen Rückblenden sind für prinzipielles Interesse verantwortlich, außerdem ist der rote Faden in Form der herrlichen musikalischen Begleitung ein Genuss. Wenn man schließlich des Rätsels Lösung serviert bekommt, bleibt letztlich der Eindruck eines sehr gemäßigten Franco zurück, der die meisten Fans sicherlich nicht vollends begeistern wird und auch nicht die Möglichkeiten bietet, neue Anhänger zu rekrutieren. Das Finale kann schließlich noch einen kleinen Überraschungsmoment transportieren, sodass "Perverse Emanuelle" sich in einer Art Grauzone etablieren kann.

Autor

Prisma

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