Los demonios (ESP)
Les démons du sexe (FRA)
Le demone (ITA)
She-Demons
The Demons
The Sex Demons
Als Richter Jeffries (Cihangir Gaffari) eine Hexe (Rosa Palomar) zum Tode auf dem Scheiterhaufen verurteilt, verflucht diese ihn und ihre Ankläger Lady de Winter (Karin Field) und deren Geliebten Renfield (Alberto Dalbés). Die Rache würde durch die Hände ihrer Töchter erfolgen. Lady de Winter ist ob des Fluches beunruhigt und bittet Richter Jeffries nachforschen zu dürfen. Im Kloster der Mutter Rosalinda (Doris Thomas) stößt sie auf zwei Waisentöchter, deren Aufenthalt von einem unbekannten Gönner finanziert wird. Die Schwestern Margaret (Britt Nichols) und Kathleen (Ann Libert) könnten unterschiedlicher nicht sein, obwohl beide durchaus keusch leben. Margaret ist die Gläubigere von Beiden, während Kathleen von der Welt außerhalb des Klosters träumt. Als Kathleen den Jungfrauentest Lady de Winters nicht besteht, lässt diese sie der Hexerei anklagen, und Kathleen wird gefoltert. Indessen erhält Margaret Besuch vom Teufel, der sie über ihre Herkunft und ihre Aufgabe als Racheinstrument informiert. Kathleen scheint verloren, doch was Lady de Winter nicht weiß: ihr Mann, der sanftmütige Lord de Winter (Howard Vernon), ist der wahre Vater der beiden Hexentöchter. Er ermöglicht Kathleen die Flucht, während ihre Schwester Margaret die Tötung ihrer Mutter rächen will.
Im Zuge des Erfolgs von Ken Russells „Die Teufel“ (The Devils, 1971) verlangte CFFP-Produzent Robert de Nesle von Jess Franco, etwas Ähnliches zu drehen, was man entsprechend vermarkten könne. Dabei ließ er Franco wie üblich freie Hand, was den exakten Inhalt der Produktion betraf. Heraus kam dabei ein ziemlicher Mischmasch verschiedenster Elemente, der jedoch professionell und wirklich unterhaltsam umgesetzt ist. Mehrere Produzenten ermöglichten zudem eine für Franco-Filme eher ungewohnt große Anzahl von Statisten, weshalb das Endergebnis auch kommerziell solider wirkt als die unmittelbaren Arbeiten Francos – aus dem Jahr 1972 - zuvor.
Neben Robert de Nesle und CFFP wirkten als Finanziers Arturo Marcos‘ spanische Fénix Films und die portugiesische Firma Interfilme mit. Eine später erfolgte Nennung von Marte Films ist so zu erklären, dass diese Marcos‘ Nachfolgefirma von Fénix Films ist, welche eine neuvertonte und von Franco persönlich editierte Fassung im Jahre 2003 lizensierte. Chronologisch betrachtet, drehte Franco „Die Nonnen von Clichy“ im Mai 1972, gleich im Anschluss an die Dreharbeiten zu „Eine Jungfrau in den Krallen von Frankenstein“ (La maldición de Frankenstein, 1972) und übernahm aus diesem auch einige der Darsteller und Locations. Gedreht wurde größtenteils in Portugal, an einigen von Francos schönsten und auch oft genutzten Plätzen. Etwa dem Palácio dos Condes de Castro Guimarães, sowie Landschaften und alte Häuserzeilen in der Gegend um Sintra, Portugal. Entgegen Francos Behauptung, für „Die Nonnen von Clichy“ nicht in Spanien gedreht zu haben, sind zudem Innenräume des Castillo de Santa Bárbara in Alicante zu sehen.
Zum inhaltlichen Mischmasch. Regisseur und Drehbuchautor „Clifford Brown“ (Franco) schrieb sein Skript nach einem angeblichen Roman von „David Khunne“, welcher freilich nicht existiert. Er verlässt die von de Nesle vorgeschlagenen Pfade (Die Teufel) schnell, scheint sich eher an seinem eigenen „Der Hexentöter von Blackmoor“ (The Bloody Judge, 1969) und Michael Armstrongs „Hexen – bis aufs Blut gequält (Mark of the Devil, 1970) zu orientieren. Dazu noch ein paar geile Nonnen. Die Namen seiner Protagonisten wirken wild zusammengewürfelt, womöglich ein Spiegel seines damaligen Lesestoffs. Die historische Figur Richter Jeffries kennen wir schon aus „Der Hexentöter von Blackmoor“, auch trägt das Kloster von Mutter Rosalinda den Namen Blackmoor. Lady de Winter gab es bekanntlich bei Alexandre Dumas, und Renfield in Stokers Dracula. Zusätzlich taucht noch ein Maler namens De Quincey auf. Howard Vernon spielt den Lord de Winter als verträumten Sternengucker, sozusagen ein sympathisches Spiegelbild seiner vorherigen Cagliostro-Rolle in „Eine Jungfrau in den Krallen von Frankenstein.“ Insgesamt ist die Story interessant und erstaunlich komplex, mit überraschenden Wendungen, so dass man dieses Mal wohl tatsächlich von einem richtigen Drehbuch ausgehen kann.
In den Rollen der beiden Hexentöchter ebenfalls bekannte Gesichter, beide in den vorherigen drei Regiearbeiten Francos dabei. Da wäre einmal die Französin Ann Libert als Kathleen. Libert hat mit einigen bekannten Exploitation-Regisseuren der Siebziger gearbeitet, ursprünglich war sie jedoch eine Entdeckung von Roger Vadim, der ihr ein Filmdebut in „Laster und Tugend“ (Le vice et la vertu, 1963) verschaffte. Am Meisten drehte sie jedoch mit Franco und mit Jean-Francois Davy, bevor sich ihre Karriere mit (zwei?) Auftritten in Pornofilmen langsam dem Ende neigte. Die Rolle der Margaret wird von der Portugiesin Britt Nichols gespielt, welche am 29. Mai 1950 unter dem langen Namen Marìa do Carmo da Resurreição de Deus geboren wurde. IMdB führt sie als Schauspielerin inzwischen unter dem Namen Carmen Yazalde, was eigentlich nicht so ganz richtig ist, denn die Heirat mit Fußballer Hector Yazalde im Jahr 1974 war erst am Ende ihrer Schauspielkarriere. Hector Yazalde wollte nicht, dass sie weiter Filme macht, schon gar nicht mit Franco. Während ihrer Schauspielkarriere trug sie somit den Nachnamen Yazalde nicht.
Inhaltlich bietet „Die Nonnen von Clichy“ mindestens ein Kuriosum, zumindest ein wirklich Bedeutendes. Während in den meisten Filmen zum Thema Inquisition und Hexenverfolgung davon ausgegangen wird, dass die Kirche und die Folterer Perverse sind, die letztendlich unschuldige Frauen quälen, macht Franco etwas anderes: Hexerei existiert. Die Frau, die zu Anfang verbrannt wird, ist eine Hexe. Margaret ist eine gläubige Novizin, doch sie erhält Besuch vom Teufel und nachdem dieser sie anal bestiegen hat, besitzt sie übernatürliche Kräfte. Knackpunkt von Francos Story ist also eher die Rachegeschichte plus der Ironie, dass der Inquisitor und seine Schergen sich die ganze Zeit über mit der falschen Schwester – also der Nicht-Hexe - beschäftigen. Apropos, besagte Softcore-Analszene ist wirklich schlecht, was Franco dazu nutzt, mal wieder zu provozieren. Nach und nach wendet sich die Kamera ab von dieser Szene, um im weiteren Verlauf das hinter den Beiden an der Wand hängende Kruzifix in Großaufnahme zu zeigen. Das christliche Symbol kann das schändliche Treiben des Teufels mit dieser (noch) gläubigen Novizin nicht verhindern. Und apropos Kamera, gleich drei Kameramänner hatte Franco für „Die Nonnen von Clichy“ zur Verfügung – Raoul Artigot, José Climent und Javier Pérez Zofio – und doch erkennt man als Zuschauer gelegentlich Francos eigene Handschrift, wie üblich am Gezoome. Dass Folterknechte und Adel pervers sind, zeigt sich besonders amüsant in einem Liebes-Rollenspiel zwischen Lady de Winter und Renfield. Er mimt im Schlafzimmer den Inquisitor Jeffries, peitscht sie spielerisch mit einer Kette. Zuvor haben sie sich mit der Folterung der armen Kathleen ordentlich angeheizt.
Einen gewissen Streitpunkt in diesem Film bietet die Musik von Jean-Michel Lorgere, veröffentlicht unter dem Alias Jean-Bernard Raiteux. Eher progressive, rockige Musik bekommt man hier zu hören, größtenteils handelt es sich gar um bereits zuvor unter seinem richtigen Namen veröffentlichte Library-Tracks. Stilistisch erinnert diese Musik ein wenig an den Score von „Lone Wolf and Cub.“ Franco selbst mochte die Vertonung nicht und bedauerte später, nicht die Zeit gehabt zu haben, selbst die Endbearbeitung vorgenommen zu haben. Aber das wäre wohl kaum möglich gewesen, denn „Die Nonnen von Clichy“ war Francos vierter Dreh im Jahr 1972, fünf weitere würden noch folgen. Beim Thema Endbearbeitung darf man durchaus großzügig sein, was ältere Versionen betrifft. „Les Démons“ hatte diverse Zensurprobleme in unterschiedlichen Ländern und wurde schon von vornherein in unterschiedlichen Fassungen angeboten. Überspringen wir also diese Frühzeit und kommen lieber gleich zu den inzwischen gängigen Versionen im Veröffentlichungsteil.
1.) Die deutsche X-Rated DVD enthielt 3 Fassungen des Films: eine Langfassung mit einer Laufzeit von 114 Minuten, einen 101-minütigen „Director‘s Cut“, welcher die von Franco im Jahr 2003 neu vertonte und editierte Version darstellt (mit „neuer“ Musik von Daniel White und Jess Franco, u. a. aus „Frauengefängnis“), sowie die deutsche Kinofassung mit einer Länge von 85 Minuten.
2.) Die Blu-ray von Kino Lorber/Redemption Films enthält die 118 Minuten lange Französische Fassung des Films mit englischen Untertiteln. Als Bonus gibt es ein 16-minütiges Interview mit Jess Franco, sowie 10 Minuten Outtakes ohne Ton. Ländercode 1.
3.) Getrost zugreifen kann man bei der Blu-ray von Nucleus Films. Die ist äußerst preiswert, Ländercode 2 und bietet neben der Französischen Kinofassung noch die Internationale Englischsprachige Version mit 88 Minuten Lauflänge. Das Bonusmaterial umfasst neben dem Franco-Interview und den Outtakes der Redemption-Disc noch ein Interview mit Stephen Thrower.
4.) Man kann aber auch auf die von Wicked Vision Media angekündigte deutsche Blu-ray warten. Über die genauen Inhalte ist noch nichts bekannt, bisher hatte ich bei Wicked Vision aber noch nie was zu meckern. Mal sehen.