Das Schloss der reitenden Leichen (DEU)
Die Auferstehung der reitenden Leichen (DEU)
Die Residenz der reitenden Leichen (DEU)
I epavlis ton zontanon nekron (GRC)
Vier Oben-Ohne-Kellnerinnen aus München (Lina Romay, Mabel Escano, Mari Carmen Nieto und Elisa Vela) haben einen Aufenthalt in einem spanischen Hotel gebucht, dass von dem unheimlichen Carlo (Antonio Mayans) geführt wird. Doch es ist der Gärtner Marleno (Albino Graziani), der die Damen eine nach der anderen in ein altes Kloster lockt, wo diesen eine fatale Begegnung mit untoten Katharen bevorsteht.
MANSION OF THE LIVING DEAD, auf dem deutschen Markt auch unter den Titeln „Die Auferstehung der Reitenden Leichen“, „Die Residenz der Reitenden Leichen“ oder „Das Schloss der Reitenden Leichen“ vertrieben, ist ein weiterer Zombie-Film von Jess Franco, der ja eigentlich Zombie-Filme nicht mag und auch keinen mehr machen wollte.
Und mit den oben gennannten Titeln und dem Thema Zombies sind wir auch schon beim Hauptproblem des Films. Er ist unguckbar, wenn man eine Fortsetzung der Reitenden Leichen-Filme erwartet oder einen genreüblichen Zombie-Schocker. In Interviews äußerte sich Franco zwar positiv über Amando de Ossorios Reitende Leichen-Erstling, weil er eben so schön Spanisch ist und keinen amerikanischen Vorbildern folgt. Von herkömmlichen Zombie-Filmen hielt er dagegen nur wenig, putzt gar George A. Romeros Klassiker runter. Aber hat er es besser gemacht?
Franco gibt als Inspirationsquelle für MANSION OF THE LIVING DEAD zwei Kurzgeschichten den spanischen Autor Gustavo Adolfo Bécquer (1836 – 1870) an, einen der bekanntesten Autoren der spanischen Romantik, und Inhalte des Films spiegeln sich insbesondere in zwei Kurzgeschichten dieses Autors wieder. Damit distanziert sich Franco wieder vom Vorbild De Ossorios, und außerdem sind die untoten Mönche bei Franco auch keine Templer, sondern Katharer. Wobei sich jene nicht selbst so nannten, dieser Name wurde ihnen erst im Rahmen der Inquisition verliehen, als man sie zu Ketzern erklärte und schließlich ausrottete. Bécquers Vorbild fährt er im Vorspann ad absurdum, indem er einen Roman von David Khunne als Vorlage für sein Drehbuch angibt. Ja, der Khunne schon wieder, der schon Dr. Orloff erfunden hat. Wir wissen, wer das ist: der Gleiche, der in MANSION OF THE LIVING DEAD Regie, Drehbuch, Schnitt, Musik und Kamera erledigt hat.
Die Katharer-Mönche entstanden im Rahmen einer christlichen Auseinandersetzung, warum denn so viel Böses in der Welt existiere, obwohl Gott diese Welt erschaffen habe. Die sogenannten Katharer hatten darauf eine Antwort: nicht Gott habe diese Welt erschaffen, sondern ein böser Dämon, möglicherweise der Teufel selbst und wir Menschen müssten uns darin behaupten und versuchen, das Gute in uns zu bewahren. Zudem lehnten sie das Eigentum ab, also frühchristlicher Kommunismus, kein katholischer Wert. Also weg damit. Im Gegensatz zu den Katharern in Francos MANSION OF THE LIVING DEAD lehnten sie Gewalt und Massenvergewaltigung aber ab.
Hat Franco es also gut gemacht? Nee. Es gibt ein paar ausgesucht schöne Aufnahmen, doch das Gesamtpaket will nicht zünden. Oft revidiere ich ja meine Meinung über alte Filme, die mir in grenzwertiger VHS-Qualität nicht gefallen haben, nachdem ein schöner HD-Transfer verfügbar ist und eine neue Seherfahrung ermöglicht. Doch auch bei Sichtung der Blu-ray von Severin Films hatte ich Hummeln im Hintern, das Durchsitzen wurde zur Qual.
Jess Franco drehte MANSION OF THE LIVING DEAD im September 1982 auf Gran Canaria also nach OASE DER ZOMBIES. Die Regie für SUMPF DER LEBEN TOTEN/ZOMBIE LAKE hatte er abgelehnt, weil er keinen weiteren Zombie-Film mehr drehen wollte, und er hätte es dabei belassen sollen. Skelette, die Frauen vergewaltigen, und der untote Antonio Mayans sieht aus als hätte ihm jemand einen Erdbeer-Muffin mit Zitronenguss im Gesicht ausgedrückt. Nachdem der getrocknet ist, kann Lina Romay ihn sogar runterpuzzeln. Erste Aufführung von MANSION OF THE LIVING DEAD war Mitte 1983 in Spanien.
Was dagegen gut funktioniert, ist die Twilight Zone-artige Atmosphäre des menschenleeren Hotels (eigentlich zwei Hotels, die hat Franco Montage zusammengebastelt). Im Interview bestätigte Franco auch seine Intention, zwei Realitätsebenen zu schaffen, unsere Welt und eine Welt außerhalb der Zeit. Man wünschte, er hätte das noch sorgfältiger ausgearbeitet. Unheimlich ist ebenso der Weg zum Kloster der Mönche, wo starke Böen über die sandigen Ebenen und durch die Palmen peitschen und der einzige Musiktrack des Films eine surrealistische Stimmung aus Wind, elektronisch verzerrten Klängen und religiösem Chor-Gesang erzeugt, der wahrscheinlich nicht menschlich, sondern ebenfalls elektronisch ist.
Leider ist das jedoch das Gesamtfazit: ein paar gute Momente und viel Luft, die nicht mit Inhalt oder Spannung gefüllt wurde.