Das Licht am Ende der Welt

Liechtenstein | Spanien | USA, 1971

Originaltitel:

The Light at the Edge of the World

Alternativtitel:

Le phare du bout du monde (FRA)

Il faro in capo al mondo (ITA)

La luz del fin del mundo (ESP)

The Lighthouse at the End of the World

Der Leuchtturm am Ende der Welt

Deutsche Erstaufführung:

25. Dezember 1971

Regisseur:

Kevin Billington

Kamera:

Henri Decaë

Inhalt

Enttäuscht von Liebe und Leben hat sich der Goldsucher Will Denton (Kirk Douglas) einer dreiköpfigen Leuchtturm-Mannschaft auf einer Insel nahe Kap Hoorn angeschlossen. Der ehemalige Schiffskapitän Moriz (Fernando Rey) ist von dem Neuzugang nicht so begeistert, da es diesem an Ernsthaftigkeit gegenüber seinen Pflichten fehlt und er zudem einen schlechten Einfluss auf den jungen Felipe (Massimo Ranieri) zu haben scheint.

 

Als die Leuchtturm-Insel von einer Bande von Piraten unter dem sinistren Kapitän Kongre (Yul Brunner) heimgesucht wird, werden Moriz und Felipe getötet, während Denton aus der Ferne hilflos zusieht. Doch die Piraten wissen von Dentons Existenz und begeben sich auf die Suche nach ihm. Des Nachts warten sie indessen auf Schiffe, die angesichts des nicht mehr brennenden Leuchtfeuers auf die Klippenlaufen, sie metzeln Besatzungen nieder, berauben die toten und Schiffswracks.

 

Doch es gibt zwei Überlebende. Denton tut sich mit dem Maschinisten eines gesunkenen Passagierdampfers zusammen, dem Italiener Montefiore (Renato Salvatori). Die junge Arabella (Samantha Eggar) hingegen fällt in die Hände der Piraten und wird von Kapitän Kongre zu einem makabren Spiel benutzt, das Denton endlich in die Falle locken soll. Aber der weiß sich zu wehren.

Review

„Das Licht am Ende der Welt“ beruht auf dem 1906 veröffentlichten Roman „Le phare du bout du monde“ von Jules Verne. Die Geschichte wurde somit posthum veröffentlicht (Verne starb am 24. März 1905) und gilt als von dessen Sohn Michel stark überarbeitete Adaption. Inhaltlich ergeben sich freilich Unterschiede zu Kevin Billingtons Verfilmung, die sich allerdings in Grenzen halten. So werden bei Verne etwa Moriz und Felipe nicht gleich zu Anfang von den Piraten getötet, sondern erst im weiteren Verlauf der Story. Namen wurden geändert, denn in Vernes Original trugen die Mitglieder der Leuchtturmmannschaft spanische bzw. argentinische Namen. Gleiche gilt für den schiffbrüchigen Seemann, welcher später Denton (im Roman Vasques) zu Hilfe kommt. Darüber hinaus gelingt es in der literarischen Vorlage erst mit Hilfe der eintreffenden Leuchtturm-Ablösungsmannschaft, der Piraten Herr zu werden und Kongre begeht Selbstmord. Also kein Zwei-Mann-Showdown. Zudem hat man wohl die Rolle der Arabella neu ins Drehbuch hinzugefügt, um den Zuschauern der Verfilmung wenigstens eine weibliche Hauptrolle zu bieten. Doch genug davon.

 

Eine Verfilmung von „Light at the Edge of the World“ wurde erstmals 1962 von Columbia Pictures angekündigt, die Hauptrollen sollten Hardy Krüger und Jean Marais übernehmen. Als daraus nichts wurde reaktivierte Kirk Douglas Ende der Sechziger über seine Produktionsfirma Bryna Productions das Projekt und engagierte im März 1970 Kevin Billington als Regisseur. Die Finanzierung des Films ist reichlich undurchsichtig. Kirk Douglas hat nach eigenen Angaben etwa 1 Million Dollar in diese Adaption gesteckt, der Hauptanteil der Finanzierung soll aber über eine Bank in Spanien erfolgt sein, mit Beteiligten aus Spanien, Frankreich und Italien. Regisseur Billington sprach dereinst von insgesamt 23 „C-Deals“ bei der Finanzierung, in der auch eine dubiose Klitsche in Vaduz, Liechtenstein auftaucht. Eine Schätzung des Gesamtbudgets benennt 11 Millionen investierte Dollar, (wodurch der Film zum Flop wurde, der sein Budget nicht einspielen konnte) aber… naja, Liechtenstein. Egal.

 

Die Insel im Film besteht – trotz übereinstimmender Landschaftsszenerie - aus immerhin sieben Locations in Andalusien, Katalonien, Valencia, Murcia und Madrid. Besagter Leuchtturm findet sich – einschließlich Gedenktafel an die Filmdreharbeiten und heutzutage mit Restaurant – am Cabo de Creus nahe Girona in Katalonien, sieht der damaligen Filmversion allerdings nicht mehr übermäßig ähnlich. Auf italienische Finanzierung lassen die Besetzungen von Renato Salvatori und Massimo Ranieri schließen, sowie die musikalische Vertonung durch Piero Piccioni.

 

Die Besetzung ist für Fans des spanischen Genrefilms der Hammer. Denn neben den Hauptdarstellern finden sich in der Piratenmannschaft diabolische Performances mit den markanten Gesichtern von Aldo Sambrell, Tito Garcia, Victor Israel, Antonio Rebollo (aka Tony Skios) und Luis Barboo. Eine ähnlich bedrohliche Darstellung (als dauerlächelnder Killerpirat, der auch mal ein Kleidchen trägt) kommt von dem Franzosen Jean-Claude Drouot. Überhaupt ist „Das Licht am Ende der Welt“ ein ziemlicher Knaller, was die Personifizierungen innerhalb der Geschichte betrifft, und wer der Ansicht ist, Kirk Douglas und Yul Brunner hätten gerade in diesem Film außerordentlich schwach gespielt, ist, sorry, ein Idiot. Vielleicht ist das ein unerwünschter Nebeneffekt, den die markanten Gesichter des Supporting Cast erzeugt haben. Auch in punkto Gewaltdarstellungen ist „Das Licht am Ende der Welt“ nicht zimperlich, und damit wären wir auch schon beim Thema Flop.

 

Ich kann nicht sagen, ob „Das Licht am Ende der Welt“ wirklich Verluste gemacht hat oder ob das Einspielergebnis nur nicht die Erwartungen erfüllte. Oder ob da einiges in Liechtenstein… nein, egal. Fakt ist, dass einige Vermarktungsstrategien unklug waren. So hatte man in England die Absicht, diesen Film als Abenteuerfilm für die ganze Familie in der Vorweihnachtszeit in die Kinos zu bringen. Das gab lange Gesichter als die BBFC ein X-Certificate ausstellte. Kein Wunder, bei Tiertötung, Enthauptung, Häutung und Massenvergewaltigung. Man machte trotzdem einen Weihnachtsfilm draus, aber es wurde halt ordentlich zensiert, um auf ein A-Rating zu kommen. Auf heutigen britischen DVDs fehlt – aus gesetzlichen Gründen – aber nur noch der „Tiersnuff“. In Deutschland lief „Das Licht am Ende der Welt“ in zwei Fassungen im Kino, einmal mit einer FSK 16 und eine weitere mit einer FSK ab 12. Beide Fassungen waren nicht ungekürzt, ersterer Variante fehlten jedoch überwiegend nur Handlungsszenen. Über das Herstellungsland Spanien brauchen wir nicht zu reden, war ein Zensurland. Überhaupt frage ich mich, ob „Das Licht am Ende der Welt“ in einer einheitlichen Fassung irgendwo auf der Welt im Kino zu sehen war. Jetzige Uncut-Veröffentlichungen – wie die kürzlich erschienen DVD von Pidax – scheinen zusammengebastelt.

 

Trotzdem lohnt sich natürlich die Anschaffung der Pidax-DVD, denn die ist ansehbar, legal und tatsächlich ungeschnitten. Schade nur, dass Pidax keine Blu-rays machen. Hätte sich bei diesem sehenswerten internationalen Film gelohnt.

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