Küss mich, Monster

Deutschland | Spanien, 1969

Originaltitel:

Bésame Monstruo

Alternativtitel:

Kiss Me Monster (USA)

Castle of the Doomed

Das Schloß der Gehenkten

Deutsche Erstaufführung:

28. März 1969

Regisseur:

Jesús Franco

Inhalt

Als ein unbekannter Bote zu Füßen des Detektivinnen-Duos Diana (Janine Reynaud) und Regina (Rosanna Yanni) – auch bekannt als „Rote Lippen“ - mit einem Messer im Rücken zusammen bricht, hält er die Noten zu einem Lied in der Hand, dass ein gewisser Professor Bertrand komponiert hat. Sie lassen die Leiche verschwinden, doch Diana wittert ein lukratives Geschäft und man begibt sich auf die Insel Lo Pagan, wo Bertrand zuletzt gelebt hat. Dort kennt jeder sowohl das Lied als auch den Professor, der seit einer Mordanklage wegen leicht unseriöser Forschungspraktiken entweder untergetaucht oder gar tot ist. Von einer geheimen Sekte erfahren die Roten Lippen, dass Bertrand die Formel zu seinen Forschungen versteckt hat, und diverse Parteien würden diese gerne in die Finger bekommen. Der Schlüssel scheint die Melodie des vom Professor komponierten Liedes.

Review

Die Roten Lippen sind wieder da, diesmal mit ein paar Startschwierigkeiten, denn das gleich im Anschluss (mit fließenden Übergängen) an „Rote Lippen, Sadisterotica“ – also ca. November/Dezember 1967 – entstandene Sequel „Küss mich, Monster“ erlebte seine Kinopremiere erst im Mai 1969 und zunächst nur in Österreich. Die spanische Version wurde erst im darauffolgenden Jahr gezeigt, und irgendwann zwischen 1972 und 1974 erfolgten ein paar wenige Aufführungen in den USA.

 

„Küss mich, Monster“ ist noch abgedrehter als sein Vorgänger, was leider auch zu einiger Verwirrung bei den Zuschauern beiträgt, denn nicht immer ist man in der Lage, dem Geschehen zu folgen. Den Vogel schießt hier aber eher die englischsprachige Version ab, in der wir zu Anfang gleich drei Mal in unterschiedliche Vergangenheiten zurück geführt werden, bevor wir die Story erreichen. Von der völlig sinnlosen Credit-Sequenz dieser Fassung – ein Fragment einer s/w-Autoverfolgungsjagd, völlig ohne Bezug zum Film – fange ich gar nicht erst an. Für eine noch familiärere Atmosphäre ist gesorgt, denn hier sieht man nicht nur das (spätere?) Ehepaar Janine Reynaud und Michel Lemoine sondern auch Francos Stieftochter Caroline Rivière hat ein erstes Cameo. Leider konnte ich nicht herausfinden, wer das Mädchen ist, das mit Adrian Hoven paktiert, in einer Weise, die in der englischsprachigen Version ebenfalls unverständlich ist. Auch ein paar Umschnitte fallen unangenehm auf, da durch diese die ohnehin verwirrende Handlung noch in falscher Reihenfolge abläuft.

 

Ansonsten ist Franco hier völlig in seinem Metier. Wir erleben eine geheime Sekte, die nichtwenig an die Auftraggeber von Ray Danton in „Lucky M. füllt alle Särge“ erinnert. Dann legt Franco hier bereits den Grundstein für „Die sieben Männer der Sumuru“, indem er in einer Nebenhandlung eine Insel voller Frauen einführt, deren Anführerin Irina (Marta Reves) eine Welt ohne Männer schaffen will. Und dann wäre da natürlich noch Andros, der erste Muskelprotz einer zukünftigen Rasse von Supermenschen, die Betrands ehemaliger Assistent erschaffen will. Lesbische Anspielungen sind in „Küss mich, Monster“ noch deutlicher vorhanden als in Sadisterotica, und welches Verhältnis haben Jacques (Michel Lemoine) und Dimitri (Manolo Otero) zueinander, außer dass sie gemeinsam vor Kraft strotzende Supermänner kreieren wollen? Ebenfalls bekannt der „Flamingo Club“, in dem Dorit Dom sich zu der Musik von Jerry van Rooyen in paar alternativen Einstellungen zu Sadisterotica die Seele aus dem Leib tanzen kann.

 

Für Wortwitz und Schwung sorgen Janine Reynaud und Rosanna Yanni ebenso gekonnt wie im Vorgänger, allerdings nur in der deutschen Fassung. Das englische Dubbing ist schlichtweg abscheulich. Franco-Fans werden einige Drehorte wiedererkennen. Neben dem bereits in Sadisterotica eine Rolle spielenden Torre de Cabo Roig – wo die Roten Lippen residieren – sieht man einige Gebäude, die man unter anderem in „Eugenie – Die Jungfrau und die Peitsche“ sehen kann. Die meisten Drehs entstanden in der Region Murcia. Regisseur Franco selbst hat mal wieder ein Cameo als Informant, der ein Wurfmesser in den Rücken bekommt (diese Rolle spielt er öfter). Ebenso sehenswert wie an den Haaren herbeigezogen ist die Szene mit der Mühle gegen Ende, der man eine gewisse Originalität nicht absprechen kann.

 

Wer sich den Film zulegen will, wird weiterhin zur alten Laser Paradise-DVD greifen müssen, da - wie bereits zart angedeutet - die englischsprachige Version ein bisschen arg Sch… ist. Der Film selbst: ein Riesenspaß.

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