In den Krallen des Unsichtbaren

Frankreich | Spanien, 1970

Originaltitel:

La vie amoureuse de l'homme invisible

Alternativtitel:

Orloff y el hombre invisible (ESP)

Orloff et l'homme invisible (FRA)

Orloff and the Invisible Man (GBR)

The Invisible Dead (GBR)

Le notti erotiche dell'uomo invisibile (ITA)

Dr. Orloff's Invisible Monster (USA)

Love Life of the Invisible Man (USA)

Orloff Against the Invisible Man (USA)

Der unsichtbare Tod

Schloss der grausamen Leichen

Das Schreckenshaus des Dr. Orloff

Deutsche Erstaufführung:

12. Mai 1972

Regisseur:

Pierre Chevalier

Inhalt

Dr. Garondet (Paco Valladares) ist neu im Dorf und nimmt seine Pflichten als Arzt sehr ernst, so kommt er auch bedenkenlos den anonymen Ruf aufs Schloss von Professor Orloff (Howard Vernon) nach. Nachdem er die Schwierigkeit einen Kutscher zu finden der bereit ist ihn in einer dunklen Regennacht zu dem mit einem denkbar schlechten Ruf gesegneten Orloff zu bringen, gelangt er schließlich zu Fuß dort an. Denn der Kutscher nutzt die erstbeste Gelegenheit, seinen Passagier im Wald auszusetzen.

 

Auf dem Schloss weigert sich zunächst das skurille Personal, ihn zum Professor zu bringen, außerdem habe ihn niemand gerufen. Was nicht stimmt, denn als Nächstes begegnet er Orloffs Tochter Cécile (Brigitte Carva), die ihn zu ihrem Vater schickt. Der ist zunächst nicht sehr erbaut, nutzt dann aber die Gelegenheit, Garondet eine phantastische Geschichte zu erzählen, von seiner brillanten Schaffung eines unsichtbaren Übermenschen, vom Wahnsinn seiner Tochter, einem langjährigen Gefangenen im Keller und seiner Rache an der Wissenschaft, die ihn verlacht hat. Doch ist Orloff wirklich noch ganz richtig im Oberstübchen?

Review

Der französische Regisseur Pierre Chevalier hat tatsächlich einen Bachelor of Arts in Classics und einen Abschluss des Institute des Hautes Etudes Cinématographiques, also des Instituts für Fortgeschrittene Filmwissenschaft in Paris. Er begann seine Karriere als Regieassistent von Größen wie Marcel Carné, Henri Verneuil und René Clement. Nach einem vielversprechenden Anfang als Regisseur eigener Filme nach eigenen Drehbüchern für größere französische Produzenten muss aber irgendwann etwas schiefgelaufen sein, vielleicht ein Flop, vielleicht bei irgendjemandem in der Industrie in Ungnade gefallen, wer weiß. Egal, Anfang der Siebziger landete er jedenfalls bei Eurociné und den Lesoeurs und kam da nicht wieder raus.

 

Um fair zu sein, Pierre Chevaliers und Juan Fortunys Drehbuch zu „In den Krallen des Unsichtbaren“ ist gar nicht mal schlecht, eine klassische Gothic-Geschichte mit einem Mad Scientist und dessen monströser Kreatur, und wer weiß, was man mit einem höheren Budget hätte ausrichten können. Andererseits kommt diese Story mit ihrer Umsetzung im Jahr 1970/71 schon etwas spät daher mit ihrer „altbackenen“ Struktur, die man schließlich mit etwas Sleaze anreicherte. Hat aber nicht viel gebracht.

 

Für einen ersten Lacher sorgt Dr. Garondets Weg zum Schloss. Zunächst verwendete man für den Regen offenbar eine Gießkanne, deren Tülle allerdings wohl zu klein war, denn es „regnet“ immer nur auf einem Teil des Bildauschnitts. Dann gab man es auf, und es sind nur noch die Geräusche von Regen zu hören, obwohl es trotz der trüben, nassen Parklandschaft sichtlich nicht regnet. Orloffs zwei Hausbedienstete sollen eine bedrohliche Atmosphäre der Angst schaffen, sind aber auch irgendwie witzig. Ein Mann und eine Frau, die tagein tagaus beharrlich darum streiten, wer denn zum Hausherrn gehen muss, tatsächlich machen sie das aber nur selten, schicken meist Orloffs Tochter zu ihm. Zwei Angestellte also, die ihre Arbeit nicht machen und obendrein darum streiten, wer sie nicht machen darf.

 

Orloffs Tochter scheint ganz nett, ist laut ihrem Vater allerdings völlig wahnsinnig, seit sie lebendig begraben war. Dabei ist es sichtlich er, der einen Sprung in der Schüssel hat, auch wenn selbst Howard Vernon in diesem Film nicht zu Hochform aufläuft. Gerne würde ich auch noch erwähnen, dass Orloffs Tochter im späteren Verlauf der Geschichte noch einen gewaltigen, herrlich buschigen…ach egal. Eine gute Schauspielerin ist sie jedenfalls nicht. Das wird ebenfalls sichtbar bei der Hausangestellten, wenn diese von dem Unsichtbaren vergewaltigt wird. Eine grottenschlechte Darstellerin, die spielen muss, sie würde das Opfer sexueller Gewalt durch einen Unsichtbaren, das ist übel mitanzusehen.

 

Der interessanteste Teil dieses Films ist jedoch ist die Rückblende, in der Orloff von der Schaffung des Unsichtbaren erzählen will, der in ebendieser Erzählung allerdings kaum eine Rolle spielt, nur ganz am Rande. Zwei frühere Angestellte von Orloff – dargestellt von Fernando Sancho und Isabel del Rio – wollen der verstorbenen Cécile ihren Schmuck aus dem Sarg stehlen. Nur ist Cécile gar nicht tot, wird nach ihrem Erwachen im Sarg aber niedergestochen. Obwohl sie überlebt, nimmt Orloff Rache an den Beiden. Auch in dieser Nebenhandlung finden sich typische Gothic-Horror-Elemente, nur eben leider schlecht umgesetzt.

 

Richtig übel ist vor allem das Ende von „In den Krallen des Unsichtbaren“, und dankbar nimmt man als Zuschauer zur Kenntnis, dass Dr. Garondets Anmerkung „Hoffentlich sehen (!) wir diesen Unsichtbaren nie wieder“ zutrifft – von einer Fortsetzung blieben wir gottseidank verschont. Pierre Chevaliers Film hat es 1972 tatsächlich in deutsche Kinos geschafft, und erschien – nach einer Veröffentlich auf VHS durch Royal Video – Anfang des Milleniums bei X-Rated auf DVD unter dem Titel „Das Schreckenshaus des Dr. Orloff.“

 

Pierre Chevalier starb 2005 im Alter von 89 Jahren und hinterließ der Nachwelt Werke wie „Weiße Sklavinnen für Tanger“ (Les impures, 1954), „Rote Lippen – Blaue Bohnen“ (Vous pigez, 1956), „Mit Rohrstock und Peitsche“ (Nathalie - l'amour s'eveille, 1968), „Karawane der nackten Frauen“ (Huyendo de si mismo, 1968), „Vergewaltigt!“ (Avortement clandestin!, 1973) und „Das Schiff der gefangenen Frauen“ (La Maison de filles Perdues“, 1974). Sein letzter Film war der 1984 ebenfalls von Eurociné produzierte „Kommando Panther“ (Panther Squad) mit Jack Taylor, Sibyl Danning und Karin Schubert. Auch so ein grässliches Ding.

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