In 80 Betten um die Welt

Schweiz, 1976

Originaltitel:

In 80 Betten um die Welt

Alternativtitel:

Around the World in 80 Beds

Mondo Erotico

Deutsche Erstaufführung:

02. Juni 1977

Regisseur:

Jesús Franco

Inhalt

Im Rahmen einer pornographischen TV-Show bereist die Moderatorin (Esther Moser) die ganze Welt, um dem Zuschauer außergewöhnliche erotische Attraktionen zu präsentieren.

Review

Als Erwin C. Dietrich recht unvermittelt für seine „Jess Franco Golden Goya Collection“ diesen nur selten gezeigten und veröffentlichten Film aus dem Hut zauberte, gab es Spekulationen, nach denen Jess Franco nur wenig oder gar nichts mit diesem Film zu tun hatte. Aber mal ehrlich, warum sollte Dietrich das tun? Seine eigenen Regiearbeiten verkaufen sich im In- und Ausland kaum weniger schlecht als seine Franco-Veröffentlichungen. Raum für Spekulationen bleibt, da „In 80 Betten um die Welt“ kaum Francos Handschrift trägt. Oder doch?

 

Bedenken wir, dass der Film nach einem Skript von Erwin C. Dietrich entstand, sein Stammkameramann und Stammkomponist Walter und Peter Baumgartner am Werk waren und die Comedy-Synchro die unverwechselbare Handschrift der Elite Studios trägt. Wie viel Raum bleibt da noch für eine andere kreative Hand? Es gibt Hinweise. In einer Szene trägt Esther Moser dasselbe Lederoutfit samt Mütze, dass sie in ihrem Kurzauftritt einer Studioszene von „Die Sklavinnen“ trägt. Dann wären da die extremen Close-ups, und das ist Francos Handschrift, da die Kamera in diesen meist näher dran ist als appetitlich oder in anderen Pornos jener Zeit gängig. Die Szene mit der schwarzen Messe entstand offensichtlich während des Drehs zur S/M-Szene der Softcore-Fassung von „Weiße Haut auf schwarzen Schenkeln.“ Außerdem wurde mitunter wieder mit den Geschlechtsteilen getrickst, die gehören nicht immer zu jenen Personen, welch in den jeweiligen Spielszenen zu sehen sind. Von den Settings her lässt sich schwer etwas ableiten. Abgesehen von den Außenaufnahmen in diversen Städten der Welt entstanden alle Spielszenen in den Elite Studios in Zürich, Deko, Möbel, Pflanzen etc. haben wir alles schon in „Die Sklavinnen“, „Mädchen im Nachtverkehr“ oder „Weiße Haut auf schwarzen Schenkeln“ gesehen. Besonders komisch ist hier der Einsatz des roten Bettes mit der weißen Flusendecke. Egal in welcher Ecke der Welt wir uns laut Story angeblich befinden, dieses Bett ist immer da. Das führt auch den Filmtitel ein wenig ad absurdum, denn anstatt 80 Betten sehen wir immer das Gleiche.

 

Doch jetzt der Reihe nach. Nach einer Introduction von Esther Moser begeben wir uns (nicht wirklich) nach New York, wo sie Zeuge einer schwarzen Messe wurde. Dort wird eine Jungfrau (Esther Studer) geopfert, und wir sehen eine offene Bauchwunde, von der es nach einer Minute gerade mal zwei Blutstropfen auf die sich darunter räkelnde Frau schaffen. Die Geopferte ist natürlich nur eine Performerin und berichtet Frau Moser von einem kuriosen Samenraub in San Francisco. Hier wird der Masochist aus „Weiße Haut auf schwarzen Schenkeln“ (Darstellername unbekannt) von Sigad Sharaf (alias Yvonne Eduser) mehrfach geschröpft, zunächst oral, dann vaginal. Bei den Close-ups ist hier gedoubelt worden, die Latte, die wir beim Geschlechtsverkehr sehen, ist definitiv nicht die fruchtlose, weiße Schlaffwurst aus vorangegangener Oralszene. Esther Moser lässt sich anwerben, ebenfalls Sperma zu sammeln, um herauszufinden, wer diesen Samenraub eigentlich beauftragt.

 

Es folgt eine Pornoszene zwischen Moser und einem fettleibigen Betrunkenen. Der Name des Darstellers ist mir nicht bekannt, war aber glaube ich in einem von Dietrichs Bangkok-Filmen dabei. Nachdem Moser den Kerl mehrfach gemolken und seinen nach Flüssigsahne aussehenden Saft in ein Glas gespuckt hat, gelangt sie zur Auftraggeberin. Hierbei handelt es sich um die superreiche Sunella Parker (Vera Chollet), die eigentlich 80 ist aber keinen Tag älter aussieht als 45. Ihr Geheimnis: Spermabäder. Anschließend kommt es zu einer Lesbenszene zwischen den Beiden, die durch eine lustige Tonspur von lauten Schmatzgeräuschen sehr unterhaltsam geraten ist. In Kopenhagen oder Amsterdam – ich weiß es nicht mehr, auf jeden Fall nahe Zürich – geraten wir in eine Live-Sex-Show mit Lorli Bucher, Esther Studer und Roman Huber, später gesellt sich Esther Moser dazu. In Hamburg begegnen wir einer Domina (wieder Lorli Bucher), die Esther zeigt, wie man einen Mann richtig durchwalkt, während diese dazu masturbiert. Nach einem Zwischenspiel, in dem uns die Domina ihr brustsaugendes Nesthäkchen (wieder der Masochist) präsentiert, bekommt Eric Falk (mit Maske) ordentlich von Esther den Hintern versohlt, bis die rechte Backe knallrot leuchtet. Dabei reitet sie auf ihm wie auf einem Pferd.

 

Zur Versöhnung darf Eric Falk anschließend in einem unbenannten Land in den Tropen als Erster über eine (vermeintliche) Jungfrau drüber, anscheinend wieder Esther Studer mit Lockenperücke. In Istanbul veranstaltet Pilar Coll als orientalische Tänzerin ein paar Trockenübungen mit einem recht gutaussehenden jungen Kerl mit Turban. Am Ende unterrichtet Esther Moser ein paar Damen und Herren im Umgang mit Sexpielzeug. Roman Huber macht hier Bekanntschaft mit einem – Gott wie nennt man das? Na ja, er wird jedenfalls gemolken. Mike Lederer wiederum wird als angeblicher Homosexueller von Esther mit einem Dildo hintenrein verwöhnt. Dann verabschiedet sich die Moderatorin von uns mit heftigem Pussygerubbel. Und hey, das hat Spaß gemacht! Das Schreiben dieses Textes, meine ich.

 

„In 80 Betten um die Welt“ ist kein großer Wurf, weder für Dietrich- noch für Franco-Fans. Aber die Frauen sind ansehnlich, die Pornoszenen zahlreich und die Handlung gerade dämlich genug, also was will man mehr?

Veröffentlichungen

„In 80 Betten um die Welt“ erschien bei Ascot Elite als Blu-ray im Rahmen der „Jess Franco Golden Goya Collection“ in hervorragender Bild -und Tonqualität. Bonusmaterial ist vorhanden, bietet aber gegenüber den vorangegangenen Veröffentlichungen der Reihe nichts Neues.

Links

OFDb
IMDb

Kommentare (1)

  • Gerald Kuklinski

    Gerald Kuklinski

    06 April 2018 um 14:35 |
    Um noch ein wenig Verwirrung hinzuzufügen: Peter Baumgartner erzählt im Interview auf der "Gefangene Frauen"-Blu-ray, dass "Jack the Ripper" der erste Film gewesen sei, wo er für Franco als Kameramann tätig war. "Wer etwas anderes behauptet, irrt sich." Lass ich so stehen.

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