Les gloutonnes

Frankreich, 1975

Originaltitel:

Les gloutonnes

Alternativtitel:

Aşka Doymayan Canavar (TUR)

Les exploits érotiques de Maciste dans l'Atlantide (FRA)

Maciste et les gloutonnes (FRA)

Regisseur:

Jesús Franco

Drehbuch:

Jesús Franco

Inhalt

Nach dem Untergang von Atlantis gelang es einer Handvoll Überlebender mit ihrer Königin Rose (Alice Arno) Zuflucht auf einer Insel zu finden. Eine magische Quelle auf dieser Insel bringt den Bewohnern Gesundheit und Unsterblichkeit. Die blinde Hexe Parka (Kali Hansa) überredet den Abenteurer Caronte (Robert Woods) sie dorthin zu begleiten, denn sie möchte die Macht an sich reißen. Mit Besorgnis beobachtet Magier Cagliostro (Howard Vernon) diese Entwicklung und bittet Maciste (Wal Davis), den Atlantiden zu helfen.

Review

Mit Jess Francos LES GLOUTONNES kann man sehr glücklich werden, solange man keinen typischen Maciste-Film oder überhaupt einen straighten Abenteuerfilm erwartet. LES GLOUTONNES ist eine eigenwillige Mischung aus Abenteuer, Erotik, Hardcore, Komik und Surrealismus – also eher was für Eingefleischte.

 

Im Sommer 1973, bei sehr trübem Wetter, drehte Franco in Madeira mit nahezu gleicher Hauptbesetzung MACISTE CONTRE LA REINE DES AMAZONES (1974) für Robert de Nesles CFFP. Obwohl der hier besprochene Film nur ein ungeplantes Nebenprodukt desselben ist, ist es ohne Zweifel der Interessantere von Beiden. Unklar ist, ob der nun als LES GLOUTONNES bekannte Film überhaupt fertig wurde, dazu gleich mehr. Etwa 40 Minuten schafften es in den heutigen Cut von dem Material, das während der Dreharbeiten zu MACISTE CONTRE LA REINE DES AMAZONES nebenbei entstand. Stephen Thrower glaubt ein Indiz dafür gefunden zu haben, dass ursprünglich ein vollständiger Film vorhanden war. Alle Szenen, die auf Macistes Ebene spielen, sind mit Musik des Labels Musique pour L’Image untermalt, gecredited wird Robert Viger, der unter zahlreichen verschiedenen Namen veröffentlichte. Die nachgedrehten Szenen hingegen weisen allesamt Musik von André Benichou auf. Das sei entweder ein Riesenzufall oder weise auf zwei Schneideprozesse hin, was unlogisch, weil unwirtschaftlich, wäre. Die Lösung: ein fertiger Film wurde umgeschnitten und mit nachträglich gedrehtem Material versetzt. Leider fehlt von einem solchen fertigen Originalfilm jede Spur.

 

Aber wie auch immer. LES GLOUTONNES spielt auf drei Realitätsebenen, was auf drei Shootings zurückzuführen ist. Das Originalmaterial beschäftigt sich mit Macistes Abenteuern auf der Insel der Atlantiden, seine Liebschaft mit Alba (Lina Romay) und der Königin, seinen Kampf mit Yuka und Abenteurer Caronte. Doch das ist nicht der Anfang.

 

Eine junge Frau (Alice Arno) liegt reizvoll spärlich bekleidet auf ihrem Bett und liest einen Abenteuerroman. In ihrer Phantasie wird sie selbst zur Königin von Atlantis oder was davon übrig ist. Sie ist geil, weshalb ihre Interpretation des Abenteuers immer wieder erotische Züge annimmt. Das Motiv, dass die Leserin eines Romans den folgenden Film in ihrer Phantasie erschafft, ist nicht neu bei Franco. Doch da kommt noch einer. Cagliostro (Howard Vernon) lebt mit seinem vertrottelten Diener Bigotini (gespielt von Richard Bigotini) in einem Schloss außerhalb der Zeit. In seiner Glaskugel kann er sowohl unsere Leserin als auch die Ereignisse auf der Insel der Atlantiden sehen. Neben der magischen Glaskugel gibt es zudem eine sprechende Amphore, und ja, die Szenen mit Vernon und Bigotini fallen aufgrund ihrer albernen Komik-Momente komplett aus dem Rahmen.

 

Natürlich ist Cagliostro ein Magier und kann somit magische Dinge bewirken. Etwa Alba aus Atlantis in sein Schloss teleportieren für eine heiße Nummer, während sich Bigotini mit Catherine Lafferière und Pamela Stanford vergnügt. Oder sich selbst zu Maciste transportieren, um diesen auf die Insel zu schicken. Die Szenen mit der lesenden und masturbierenden Alice Arno, sowie die Szenen mit Cagliostro und Bigotini sind etwa ein halbes Jahr nach dem Originalmaterial entstanden.

 

Zugegeben. Ähnlich wie MACISTE CONTRE LA REINE DES AMAZONES ist LES GLOUTONNES megabillig. Und doch wohnt diesem Film eine seltsame Magie inne, wozu neben der Musik nicht zuletzt die Felsformationen von Porto Moniz an der Küste Madeiras beitragen, sowie Aufnahmen des vulkanischen Inneren der Insel. Dazu hat LES GLOUTONNES eine, wie ich finde, sehr schöne Besetzung. Schauspiel-Amateur Wal Davis gibt’s obendrauf. Zudem muss ich sagen, dass Franco das Konzept, einen Bastelfilm zu erstellen, recht clever umgesetzt hat. Das Editing übernahm Gérard Kikoïne.

 

Eine französische Kinopremiere erlebte LES GLOUTONNES erst im Frühjahr 1975.

Bitte Kommentar schreiben

Sie kommentieren als Gast.