Das Geisterschiff der schwimmenden Leichen

Spanien, 1974

Originaltitel:

El buque maldito

Alternativtitel:

Le monde des morts-vivants (FRA)

La nave maledetta (ITA)

The Ghost Galleon (USA)

Horror of the Zombies

The Blind Dead 3

Ship of Zombies

Horror of the Evil Dead

Ghost Ships of the Blind Dead

La noche del buque maldito

Deutsche Erstaufführung:

28. Juni 1974

Inhalt

Das Model Noemi (Bárbara Rey) sorgt sich um ihre Freundin und Mitbewohnerin Kathy (Blanca Estrada), die verschwunden ist, seit sie einen Anruf von der Fotografin Lillian (Maria Perschy) erhielt. Nur widerwillig gesteht Lillian ihr, dass Kathy für einen geheimen Werbestunt engagiert wurde. In einem Motorboot des Geschäftsmannes und Politikers Howard Tucker (Jack Taylor) treiben Kathy und Bootsführerin Lorena (Margarita Merino) auf dem Meer und sollen sich von einem vorbeifahrenden Schiff retten lassen. Doch das einzige Schiff, dem sie begegnen, ist ein Geisterschiff mit blutrünstigen Templer-Zombies an Bord. Höchste Zeit für eine Rettungsaktion.

Review

Mehr Futter für die Templer. Der dritte und weitgehend weniger geliebte Teil um Amando de Ossorios blinde Leichen, die bisher nur an Land oder zu Pferde ihr Unwesen trieben, ist wahrlich keine Sternstunde. Unterschätzen sollte man ihn deshalb aber nicht. Vielmehr sollte man sich ruhig mal Gedanken darüber machen, unter welchen Umständen im franco-faschistischen Spanien Horrorfilme gedreht wurden. Mit sehr wenig Geld, strengen Zeitlimits und unterbezahlten Darstellern und Crew-Mitgliedern realisierten hier Filmliebhaber Projekte, während sie von Zensoren misstrauisch beäugt wurden. Zwar waren die in Spanien gezeigten Kinofassungen selten identisch mit internationalen Versionen der Filme, doch auch für spanische Verhältnisse wurde so einiges an den Zensoren vorbeigeschmuggelt.

 

„Das Geisterschiff der schwimmenden Leichen“ wirkt auf den heutigen Zuschauer vielleicht deshalb so unbefriedigend, weil man einige Dinge herunterfahren musste. Der Blutgehalt ist – abgesehen von einer Schlüsselszene – deutlich geringer als bei seinen beiden Vorgängern. Auf Nacktaufnahmen wurde gänzlich verzichtet. Die Drehorte waren ein halbes Schiff als Kulisse und ein paar Studiogänge. Atmosphärisch sind die Szenen auf dem Geisterschiff aber allemal, Nebel, Spinnweben und lebende Leichen sorgen für spookige Momente. Schwierig wird es bei den Totalen des Schiffes, beim es sich anscheinend um eine Miniatur in einer Waschschüssel handelt, und ist das Ding im Finale tatsächlich geschmolzen? Egal.

 

Die Handlung wiederum ist unbefriedigend, und die deutsche Synchro ergänzt diese um einigen Quatsch, der einem die Schuhe auszieht. Beginnen wir mit Tuckers Werbeaktion. Er will Werbung für sein Motorboot machen. Hierfür hat er zwei Bikini-Schönheiten engagiert, die hilflos in dem Motorboot treiben und sich retten lassen sollen, um…Moment mal, Tuckers Boot ist kaputt? Damit will er Werbung machen? Trottel. Die deutsche Synchro setzt noch eins drauf, indem man die Handlung vom Mittelmeer nach „kurz vor der Küste Grönlands“ versetzt. Die schippern im Bikini vor Grönland? Und beschweren sich dann per Funk über die tropische Hitze, die von Nebel und Geisterschiff ausgeht? Sie sollten Gott auf Knien danken, dass sie sich nicht den Arsch abfrieren müssen!

 

Aber sie machen es eh nicht mehr lange also auf zur Rettungsaktion. Wieder in dünnen Pullis oder Bikini sind Tucker, sein vergewaltigender Henchman Sergio (Manuel de Blas), die frisch vergewaltigte Noemi (hat ihr anscheinend nichts ausgemacht) und Fotografin Lillian unterwegs zum Geisterschiff. Vor ihrer Abreise haben sie sich noch den Wetterprofessor Gruber (Carlos Lemos) eingefangen, und hui, was für ein Tausendsassa. Erst weiß er nichts und glaubt nichts, im späteren Verlauf weiß er aber – zumindest lt. deutscher Synchro – so ziemlich alles und sorgt für ein paar fassungslose Lacher. Er schwafelt von Zeit und Raum, wird zum Fachmann für Hexenzauber und weiß gar zu erklären, warum die Templer aus dem 13. Jahrhundert auf einem Schiff aus dem 16. Jahrhundert unterwegs sind. Oder auch nicht, denn dass die Templer durch ihre satanischen Fressgewohnheiten unsterblich geworden sind, beweist noch immer nicht, warum ihr Geisterschiff sich „modernisiert“ hat. Und was für eine Rettungsaktion ist das überhaupt? Denn frisch auf dem Geisterschiff angekommen, heißt es plötzlich, die Mädels suchen wir morgen, jetzt wird erst mal geschlafen.

 

Ich will „Das Geisterschiff der schwimmenden Leichen“ jedoch nicht schlechtreden, denn das Ansehen macht nach wie vor großen Spaß, selbst wenn gerade das Finale ein wenig dünn geraten ist. Hier sei nochmals auf die schwierigen Produktionsumstände hingewiesen, denn Amando de Ossorios Stern war bereits am Sinken, wie sein Werk überhaupt in seinem Heimatland wenig anerkannt ist. Er selbst hielt wohl auch nicht allzu viel von den Endergebnissen. Keiner seiner Filme sei am Ende so geworden, wie er es sich vorgestellt hatte. Doch selbstverständlich hat Ossorio immer sein Bestes gegeben, also Alles, was unter den gegebenen Umständen und mit dem Budget machbar war. So mancher Regisseur heute hätte es mit den damals vorhandenen Mitteln und Widrigkeiten nicht mal versucht.

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