Les vierges des messes noires (FRA)
The Devil's Plaything (GBR)
Ancora di più... (ITA)
The Devil's Plaything (USA)
Vampire Ecstasy (USA)
Veil of Blood
Black Night - Sexorgien der schwarzen Hexen
Der Fluch der schwarzen Hexen
Sexorgien der schwarzen Hexen
Auf einer Burg in der Schweiz (oder Deutschland?) warten die Verwalterin Wanda (Nadia Henkowa) und ihre satanischen Schwestern in Geist und Körper auf den perfekten Moment, um die einstige Burgherrin – eine blutrünstige Baronesse – von den Toten zu erwecken. Diese soll im Körper einer Nachfahrin als Vampirin wieder auferstehen. Die vorherige Besitzerin der Burg - eine nicht näher benannte kürzlich verstorbene Tante – hinterlässt den Besitz ihren zwei Nichten Helga (Marie Forsa) und Monika (Ulrike Butz). Doch nur eine von beiden kann der Vampirin als Wirt dienen, die andere ist als Blutopfer auserkoren.
Lange Rede, kurzer Sinn, wie meist fange ich mit der langen Rede an. Wir schreiben das Jahr 1985 und ich hatte gerade die denkwürdige Lektüre des Bastei „Lexikon des Horrorfilms“ von Roland M. Hahn und Volker Janssen beendet. In diesem fand sich unter anderem ein paar kurze aber selbstredend negative Zeilen zu Joseph W. Sarnos „Der Fluch der Schwarzen Hexen“, gedreht 1973. Aus meiner Erfahrung mit diesem Buch konnte ich daraus nur einen Schluss ziehen: wenn die ihn nicht mögen, wird er mir mit Sicherheit gefallen. Darauf schien Verlass, nachdem ich zuvor bereits ähnliche Erfahrungen mit beispielsweise „Vampyros Lesbos“ oder „Blutige Seide“ gemacht hatte. Umso fröhlicher war ich gestimmt, als mir nur kurze Zeit später in einer Videothek eine VHS-Kassette mit dem Titel „Der Fluch der schwarzen Hexen“ begegnete. Und tatsächlich, ein ungewöhnlicher und faszinierender Film, auch wenn es mir schwerfällt, mich an meine exakten Eindrücke von damals zu erinnern.
Fast 33 Jahre und eine X-Rated DVD später nun also eine erneute Sichtung in HD, unter dem Titel „Vampire Ecstasy“, erschienen in den USA auf Blu-ray. Im Gegensatz zu 1985 ist auch der Name Joseph W. Sarno für mich kein Unbekannter mehr, und wenn es in vielen seiner ca. 120 Regiearbeiten nicht selten um die unterdrückten Gelüste von Vorstadt-Frauen geht, ist das in „Der Fluch der Schwarzen Schwestern“ gar nicht so viel anders. In den Gewölben einer Burg frönen eine Handvoll Frauen bizarren Ritualen mit üppig-direktem sexuellen Kontext. Zu Besuch kommen die zwei Nichten Helga und Monika, deren Freundin Iris, sowie das Geschwisterpaar Peter und Julia (Nico Wolferstetter und Anke Seyring). Nicht lange nach einem wortkargen Intro werden wir auch schon mit dem sich schrittweise steigernden Bersten unterdrückter Begierden konfrontiert, Hilfestellung geben hier die Gewölbehexen mit ihren stimulierenden Zeremonien zu kargen Bongoklängen, mit denen sie den Schlossbesuchern brünstige Geilheit anhexen. Natürlich nur, um ihrem Ziel der Erweckung der Blutgräfin näherzukommen.
Apropos wortkarg. Abgesehen von der Tatsache, dass Sarno diesen erotischen Vampirfilm mit gewohnt langen Einstellungen filmt, ergeben sich in der Originaltonfassung ein paar Problemchen. Diese resultieren daraus, dass der Film in Englisch gedreht wurde, die Darsteller aber Deutsche, Schweden und Schweizer waren. In der ersten längeren Dialogszene sprechen alle wie im Halbschlaf, was aber sichtlich daraus resultiert, dass sich die Frauen mit bayrischem oder Schweizer Akzent mühsam mit den englischen Wörtern abmühen. Die Einzige, die damit keine Probleme zu haben scheint, ist Nadia Henkowa, die zwar ebenfalls mit starkem Akzent Englisch spricht, sich aber einfach nichts draus macht. Probleme anderer Art finden sich beispielsweise in einer Szene, in der ein knackendes Kaminfeuer erheblich den gerade stattfindenden Dialog zwischen Nadia Henkowa und Anke Seyring überlagert. Für leichte Erheiterung sorgt wiederum eine Szene, in der Anke Seyring sich armwedelnd (und mehrfach) gegen Fledermäuse zur Wehr setzen muss, die wir zwar hören aber nicht sehen können – weil keine da sind. Egal.
Was ist also so toll an dem Film? Schlägt man sich die Erwartungshaltung aus dem Kopf, einen vampir- oder gar horrorlastigen Film zu sehen, stößt man auf ein zutiefst erotisches und intensives Softcore-Spektakel mit düsterer Grundstimmung. Allein die weiblichen Darstellerinnen in diesem Film sind klasse. Nadia Henkowa ist eher der herbe Typ, hat aber einen Blick, der einem durch und durch geht. Marie Forsa ist nicht nur hübsch anzusehen, in ihrer Rolle als (nicht ganz) unschuldige Helga, der durch einen Liebeszauber der Hexen mächtig eingeheizt wird. Sexuelle Befriedigung kann sie schließlich nunmehr nur noch mit Erlaubnis der Hexen erlangen, ansonsten rubbelt sie ununterbrochen ihre triefend nassen…ach ja, die Beschwörungsformel der Wanda-Hexe und deren Freundinnen - die mit den triefend nassen Lippen, dem zitternden Pfahl des Fleisches und der heißen Lava Satans - ist auch in der englischen Tonfassung in Deutsch. Die Geschwisterbeziehung von Peter und Julia ist ebenfalls von unterdrückten Leidenschaften geprägt, wenn auch mehr von schwesterlicher Seite.
Die schließlich wiedergeborene Vampirin manifestiert sich im Körper von Monika, gespielt von Ulrike Butz. Sarno inszeniert Butz hier in der wohl schönsten Rolle ihrer Karriere, mit schwarzem Kleid (falls sie gerade eins trägt), blutroten Lippen und wollüstigen Augen. Die leider eher kurze Lebensgeschichte von Ulrike Butz ist natürlich eine dramatische Geschichte. In den Jahren 1972 bis 1974 war sie eine gefragte Darstellerin im deutschen Sexklamauk-Film, hatte aber massive Drogenprobleme. Ein vorläufiges Ende fand ihre Filmkarriere als sie mit einer Geldkassette, die die gesamten Produktionsgelder eines Films enthielt (lol!), vom Set direkt zum Dealer türmte. 1981 und 1983 – nach Überwindung ihrer Drogenprobleme - spielte sie nochmals kleine Rollen in zwei Filmen, bevor sie sich mit einem Kostümverleih selbständig machte, der aber schon bald bankrott war. Im Jahr 2000 starb sie im Alter von nur 46 Jahren. Aber – zu Lebzeiten eine wunderschöne Frau.
Kommen wir zum Spoiler-Teil, also zum Ende des Films. Die notwendigen stellaren, zeitlichen und personellen Konstellationen, die zur Wiedererweckung der Blutgräfin notwendig sind, waren erstaunlich kompliziert, weshalb ich diese auch übersprungen habe. Das Ende wiederum ist ebenso originell wie unspektakulär zugleich. Schließlich gehen alle Protagonisten nach Hause, die Hexenschar mit frustrierten Gesichtern in die Eine, die Schlossbesucher mit erleichterten Gesichtern in die andere Richtung. Zurück bleibt eine blutige Frauenleiche im Wald, mit einem Eichensplitter gepfählt. Das räumt dann wohl der Förster weg.
Während es „Der Fluch der Schwarzen Schwestern“ in Deutschland bisher nur auf DVD gibt, erschien in den USA ein Sarno-Doppelpack mit Ersterem unter dem Titel „Vampire Ecstasy“ und dem Frühwerk „Sin you Sinners“ (1966) von Film Media/Film Movement auf Blu-ray. Neben den beiden Hauptfilmen gibt es ein älteres Interview mit Regisseur Joseph Sarno und eins mit dem Produzenten Chris Nebe. Mit Letzterem gibt es auch einen Audiokommentar zu „Vampire Ecstasy.“ Weitere Sarno-Titel sind in Planung.