Das blaue Palais: Der Gigant

Deutschland, 1976

Originaltitel:

Das blaue Palais: Der Gigant

Deutsche Erstaufführung:

16. November 1976

Regisseur:

Rainer Erler

Drehbuch:

Rainer Erler

Inhalt

Welcher Werkstoff ersetzt zukünftig Stahl? Enrico Polazzo (Dieter Laser), ebenfalls Forscher im "blauen Palais", beschäftigt sich eindringlich mit dieser Frage. Mit seiner Entwicklung eines synthetischen Stahls legt er den Grundstein für einen universellen Material-Ersatz, doch seine Möglichkeiten, dieses Produkt zu perfektionieren, sind vor Ort äußerst begrenzt. In schnellster Zeit wird ein multinationaler Mammutkonzern auf die Erfindung aufmerksam, und ködert den Wissenschaftler mit verlockenden Angeboten, sodass er in den Vereinigten Staaten weiterforschen kann. Nach erfolgreichem Abschluss der Arbeit, stellt sich jedoch heraus, dass der Wirtschaftsriese nur einer Moral verpflichtet ist, und zwar dem Profit...

Autor

Prisma

Review

Wie es in jeder Folge üblich ist, rückt auch hier eine andere Person in den Mittelpunkt. Da die Biologen-Fraktion sich bereits zu Genüge profilieren konnte, ist mit Enrico Polazzo nun ein Chemiker die Hauptperson des Geschehens. Die Entwicklung eines synthetischen Stahls klingt zunächst weniger spektakulär, jedoch wird "Der Gigant" noch einen angenehmen Facettenreichtum offenbaren. Die Aussage, beziehungsweise die Kritik dieser letzten Folge, wirkt auch nach über 40 Jahren immer noch brandaktuell, vielleicht heute sogar noch mehr als zur Entstehungszeit, und das Leitmotiv könnte man vielleicht im Endeffekt sogar mit der hässlichen Umschreibung Wirtschaftsprostitution zusammenfassen. In jeder Minute wird einem die Profitgier als Wurzel allen Übels vor Augen geführt; ein Großkonzern ohne Skrupel hat die unzähligen ausführenden Organe seines Willens wie Marionetten im Griff, Zahnräder die plötzlich ermüden werden rücksichtslos ausgewechselt um das Funktionieren zu garantieren.

 

Lobbyismus steht plötzlich im Raum und demonstriert allen Widersachern, dass sie dem Lauf der Dinge machtlos gegenüber stehen müssen. Idealisten scheitern an ihren ursprünglichen Maximen, dass alles und jeder seinen Preis hat, muss schließlich zur schmerzlichsten Erfahrung werden. Der Dienst für die Allgemeinheit erweist sich somit als gefährlicher Bumerang. Die fünfte Folge transportiert daher eine ungemütliche, fast stumpfe Atmosphäre, oder sogar eine negative Grundhaltung als Vorbote für das Nichts als solches, und das nahende Ende der Serie. Dieter Laser, der in "Das blaue Palais" von Anfang an mit dabei war, allerdings eher im Hintergrund agierte, bekam hier die große Bühne überlassen, und er macht einen hervorragenden Eindruck im Alleingang. Enrico Polazzo macht eine bahnbrechende Erfindung, die für schnelles Interesse sorgt.

 

So denkt der Zuschauer zunächst, er sei die Titelfigur, doch der "Gigant" wird einen ganz anderen Namen bekommen. Der Großkonzern, der sich seine Erfindung gewinnbringend zu Nutze machen will, lockt ihn in einen profitablen Schraubstock. Er bietet alle Mittel zur Vollendung. Die verzweifelten Versuche sich zu befreien scheitern, und der tatsächliche "Gigant" demonstriert seine Macht auf einfache, wenn auch eindeutige Art und Weise. Er saugt aus, er manipuliert, er korrigiert und er zerstört. Im "blauen Palais" werden Gutachten erstellt, die die Produktion des neuen Werkstoffes als unberechenbares Risiko für die Umwelt entlarven, da hochgiftige Abfallstoffe entstehen. Doch die frisierten Gegendarstellungen der mächtigen Interessengemeinschaften ersticken das Aufbäumen im Handumdrehen, werden sogar von den obersten Instanzen abgesegnet. Dieter Laser spielt den engagierten Wissenschaftler, der seine eigene Erfindung lieber zum Wohle der Menschheit wieder vernichten würde, sehr überzeugend und präzise.

 

Helga Anders als seine Freundin Yvonne (ausgestattet mit reizendem französischen Akzent), bekam in der letzten Folge ein bisschen mehr die Möglichkeit, sich zu entfalten. Sie und Enrico lockern das hoffnungslose Geschehen sogar mit ihrer Hochzeit auf. Silvano Tranquilli und Peter Fricke bereichern das Szenario gekonnt und überzeugend, wenn auch nur noch sporadisch, genau wie das persönliche Highligt Eva Renzi, die hier leider nur noch ausschließlich der Großaufnahme diente. Wie erwähnt vermittelt die Folge eine sehr eigenwillige Atmosphäre, die aber ohnehin in jeder einzelnen Episode unterschiedlich war. Man bekommt wieder aufwendige Maßnahmen im Bereich der Schauplätze geboten, und "Der Gigant" punktet vor allem in Sachen Realitätsnähe. Eine ebenfalls ansprechende Folge, die den Kampf gegen Windmühlen stilsicher schildert. Daher ein sehr unterhaltsamer, wenn auch nachdenklicher Abschluss der fünfteiligen Serie.

Autor

Prisma

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