Frauen für Zellenblock 9

Schweiz, 1978

Originaltitel:

Frauen für Zellenblock 9

Deutsche Erstaufführung:

17. März 1978

Regisseur:

Jesús Franco

Drehbuch:

Jesús Franco

Inhalt

In einer nicht näher benannten südamerikanischen Diktatur fallen die Frauen von Widerstandskämpfern in die Hände zweier Folterknechte. Die diabolische Lagerleiterin Loba (Dora Doll?) und der sadistische Dr. Milton (Howard Vernon) legen dabei professionellen Enthusiasmus an den Tag, und die Ergebnisse der Verhöre sind für sie zweitrangig. Als der Widerständlerin Karine (Karine Gambier), der Studentin Maria (Susan Hemingway) und der Ausländerin Barbara (Esther Studer) die Flucht gelingt, folgt eine gnadenlose Hetzjagd durch den Dschungel von Sintra.

Review

Im Spätherbst 1977 drehte Jess Franco diesen letzten Film für den Produzenten Erwin C. Dietrich und kehrt damit zum Ausgangspunkt ihrer Zusammenarbeit zurück, dem WIP-Genre. Gedreht in und um den Palácio de Monserrate in Sintra, Portugal, entstand dabei ein ausgesprochen minimalistischer und böser Folterbeitrag, der in seinen langen Einstellungen bereits den Grundstein für spätere Franco-Filme der 80er legte.

 

Der Film steht und fällt mit seinen Hauptdarstellern. Howard Vernon und die Darstellerin der Loba geben alles, um dem Zuschauer ein Bild von Ausweglosigkeit zu vermitteln. Auch wenn die Gefangenen dagegen nur wenig charakterisiert werden, entsteht so ein Bild von zwei Welten: Menschen mit Hoffnungen und Träumen von einem Leben in Freiheit und ihren Peinigern, die das einen Dreck interessiert. Man macht kein Geheimnis daraus, dass die Lagerleiterin und ihr Folterknecht ihr Werk aus Vergnügen tun, wenn nicht hier, dann eben woanders. Ideale haben sie nicht. Zur Darstellerin der Loba lässt Franco-Chronist deren Identität offen. Die IMDb benennt dagegen die in Berlin geborene französische Schauspielerin Dora Doll, die auf eine lange Filmkarriere zurückblicken kann, die bereits 1938 begann und erst 2010 endete, bevor sie 2015 starb. Tatsächlich gab es in ihren späteren Jahren oberflächliche Ähnlichkeit mit der Darstellerin aus „Frauen für Zellenblock 9“ und zimperlich scheint sie auch nicht gewesen zu sein, da sie in den 80ern auch bei Eurociné auftauchte, etwa in Andrea Bianchis „Maniac Killer“ (1987) und „Angel of Death“ (1987). Aber gerade weil ich letztere zwei Filme kenne, denke ich, das ist sie keinesfalls.

 

Bei den Darstellerinnen der Gefangenen fällt Karine Gambier – welche etwa in „Die teuflischen Schwestern“ (1976) mit ihrem Overacting genervt hat – durch eine extrem starre und emotionslose Performance auf. Susan Hemingway ist wie immer leiblich anzusehen, und bei ihrer Eröffnungsszene, wo sie halb wahnsinnig vor Durst Loba zuerst die Schüssel auslecken muss, um dann von Dr. Milton mit salzgetränktem Sekt belohnt zu werden, ertönt die Titelmelodie von „Die Liebesbriefe einer portugiesischen Nonne“ (1977). Weitere größere Rollen fielen Aida Gouveia und Esther Studer zu, welche später wohl Dietrich verklagte, weil sie den Vertrieb ihrer Filme für ihn stoppen wollte – und den Prozess verlor. Unter den Gefangenen im Speisesaal kann man - uncredited versteht sich – Aida Vargas („Feuchte Lippen/Cocktail spécial“, 1978) und Pilar Coll („Mädchen im Nachtverkehr“, 1976) entdecken.

 

Die Kameraführung von Ruedi Küttel ist professionell und präsentiert viele Großaufnahmen böse dreinschauender oder gepeinigter Gesichter. Die Musik besteht aus Archiv-Tracks Walter Baumgartners, scheint aber auch weitere Library-Tracks unbekannter Herkunft zu enthalten.

 

„Frauen für Zellenblock 9“ ist nichts für zartbesaitete Gemüter, vor allem wenn es um die Darstellung von Gewalt gegen Frauen geht. Bitter-komisch dagegen mutet die von Franco zu Anfang gewählte Erzählperspektive aus der Sicht Dr. Miltons an. Dessen Monologe scheinen geradezu eine böse Rückschau Francos auf die Zusammenarbeit mit Dietrich, die nun beendet wurde. Nicht sehr nette Worte.

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