Il presidente del Borgorosso Football Club

Israel, 1970

Alternativtitel:

El presidente (ARG)

El presidente del Borgoroso F.C. (ESP)

O Presidente do Borgorosso Football Club (BRA)

Inhalt

Benito Fornaciari (Alberto Sordi) ist Beamter des Vatikans und hat seinen Vater Libero, der einst die Mutter wegen einer Geliebten verlassen hat, seit seiner Kindheit nicht mehr gesehen. Als Libero Fornaciari stirbt, soll sich Benito um den Nachlass kümmern und wird dabei mit der größten Leidenschaft seines Vaters konfrontiert: Fußball. Er selbst interessiert sich eigentlich nicht für diesen Sport und hat auch nie ein Spiel besucht. Doch schon bald packt ihn die Leidenschaft, und die Unterstützung für den eigenen Borgorosso Fußball Club treibt ihn schließlich in den Ruin.

Review

Mann, in meinem Bemühen die Inhaltsangabe kurz zu halten, klingt das alles nun wie ein schreckliches Drama über den Abstieg eines Besessenen, und in gewisser Weise ist es das sogar – nur eben urkomisch.

 

Libero Fornaciari (Alberto Sordi) besitzt ein Weingut, den Fußballclub von Borgorosso und ein Herzleiden vom schweren italienischen Landessen. Auf dem Weg zum sonntäglichen Spiel bekommt er einen Infarkt und so werden seine nächsten Angehörigen informiert. Ehefrau Amelia (Tina Lattanzi) hat sich schon vor langer Zeit von ihm getrennt wegen seiner Geliebten. Sein Sohn Benito (ebenfalls Alberto Sordi) hat ihn seither ebenfalls nicht mehr gesehen.

 

Amelia und Benito begeben sich nach Borgorosso, wo der Vater bei der Radioübertragung des Spiels seines Vereins verstirbt. Die Mama lässt Benito in Borgorosso zurück, damit er den Nachlass regelt, jedoch mit klaren Anweisungen: die Geliebte muss weg. Diese ist jedoch längst verstorben, allerdings durch ihre Nichte Erminia (Margarita Lozano) vertreten, welche nicht nur im Schlafzimmer, sondern auch im Betrieb die Leitung übernahm. Benito stellt fest, dass sie für die Moral der Firma unentbehrlich ist und beschäftigt sie weiter.

 

Schon bald wird er sich auch den Anweisungen seiner Mutter in Bezug auf den Fußball-Club widersetzen. In Abwesenheit vom Einfluss des Vatikans und seiner Mama blüht Benito förmlich auf, genießt das Dasein als Geschäftsmann, und nachdem er mit dem Verkauf von vier Spielern in Borgorosso einen wütenden Mob entfesselt, packt auch ihn schließlich das Fußball-Fieber. Um den Verkauf wieder gutzumachen, kauft er neue Spieler und einen Trainer ein, den windigen José Buonservizi (Carlo Taranto) aus Peru, der eigentlich Neapolitaner ist.

 

Spätestens hier wird man mit Fußball-Satire konfrontiert. Viele italienisch-stämmige Spieler wechselten in den sechziger Jahren die Nationalitäten, um in anderen Ländern für deren Nationalmannschaften antreten zu können. Dies spiegelt sich im Film wider. Doch auch wer kein Fußball-Fan ist, kommt auf seine Kosten. Alberto Sordi ist einfach wunderbar. Zu den Höhepunkten gehört eine Mussolini-Persiflage als Benito (Fornaciari) vor dem wütenden Mob eine flammende Rede am Fenster hält. Ungesehen von der Menge unter ihm trägt er dabei ein rotes Kleidchen.

 

Der neue peruanisch-italienische Trainer entpuppt sich als Katastrophe. Als der Borgorosso-Club ein spiel nach dem anderen verliert, überredet Erminia Benito selbst das Ruder zu übernehmen. Am Ende wird seine Leidenschaft jedoch mit ihm durchgehen. Er missachtet die Ermahnungen von Schiedsrichtern und Security, die Zuschauer nicht zu sehr aufzupeitschen. Es kommt zu einem Sturm auf das Spielfeld, und Benito wird für ein Jahr gesperrt. Seinen finanziellen Ruin nimmt er aber locker, reist im Vagabunden-Outfit mit dem Borgorosso-Club zum nächsten Spiel. Hier spielt auch eine Fehde mit dem Bürgermeister von Borgorosso eine Rolle, der unbedingt den Verein übernehmen will.

 

Natürlich dürfen in einer Satire auf die Fußball-Verrücktheit der Italiener die sportlichen Gaststars nicht fehlen. Neben Maurizio Barendson, dem damaligen Leiter der Sportnachrichten der RAI, treten die Spieler Aldo Bet, Sergio Santarini und Giorgio Ghezzi in Erscheinung. Einen Spaß erlaubt man sich mit dem Veteranen Omar Sívori, der gerade erst seine Karriere als Spieler beendet hatte. Im Film ist er Benitos Abschiedsgeschenk an den Borgorosso-Club, doch man macht Witze darüber, ob er denn überhaupt noch spielen könne und zeigt ihn auf dem Weg zum nächsten Spiel schlafend wie einen müden alten Mann. Das ist ein bisschen gemein, denn im realen Leben hatte er noch eine erfolgreiche Karriere als Trainer vor sich. Sívori stammte ursprünglich aus Argentinien und spielte dort für die Mannschaft River Plate. Ab 1957 spielte er für Juventos Turin und nahm 1962 die italienische Staatsbürgerschaft an, um mit der Squadra Azzurra bei der Weltmeisterschaft in Chile antreten zu können. Von 1972 bis 1974 führte er als Trainer die argentinische Fußballnationalmannschaft erfolgreich durch die Qualifikation für die Fußball-Weltmeisterschaft 1974.

 

Doch egal, ich interessiere mich nicht für Fußball und hatte dennoch viel Spaß bei diesem Film. Alberto Sordi muss man einfach lieben. Im Abspann singt er zu der Musik von Soundtrack-Komponist Piero Piccioni einen selbst komponierten und überaus amüsanten Song, auch wenn seine Singstimme schrecklich ist.

 

Einen Ort namens Borgorosso gibt es nicht. Den Namen borgte man anscheinend von einer der Locations, einem landwirtschaftlichen Betrieb namens Borgo Rosso in der Gemeinde Modigliana. Überwiegend gedreht wurde in dem eher kleinen Ort Bagnacavallo, im Stadion Augusto Magli von Molinella nahe Bologna, im Logo-Stadion von Ravenna, in der Casa Vinicola Valli (Ravenna), sowie einem Ferienhaus in der Gemeinde Modigliana.

 

Im Gedenken an den im Jahr 2003 verstorbenen Alberto Sordi wurde 2006 tatsächlich der Borgorosso Football Club 1919 gegründet, der in der Drittliga antrat.

Bitte Kommentar schreiben

Sie kommentieren als Gast.