Distant Lights - Unheimliche Begegnung mit dem Jenseits

Italien, 1987

Originaltitel:

Luci lontane

Alternativtitel:

Luzes Distantes (BRA)

Distant Lights

Regisseur:

Aurelio Chiesa

Inhalt

Vor vier Tagen ist Silvia gestorben, und ihr Mann Bernardo ist am Boden zerstört. Da kommt die Geschichte des Sohnes Giuliano, dass er heute mit der Mama gespielt hat, nicht wirklich gut an, und jeder denkt, dass Giuliano spinnt. Doch dann begegnet Bernardo zuerst einem quicklebendigen Stadtstreicher, den er erst kurz vorher im Leichenschauhaus gesehen hat, und eines Abends sieht er auch tatsächlich seine Frau wieder. Lebendig. Zusammen mit der Grundschullehrerin Renata möchte er das Geheimnis um Silvia lösen, aber bei einem Verkehrsunfall stirbt Silvia erneut. Und Renata, in die Bernardo sich mittlerweile ein wenig verliebt hat? Renata erleidet bei dem Unfall eine Hirnblutung, die aber wie durch ein Wunder folgenlos verschwindet. Ist Renata noch sie selbst, oder ist sie, wie Doktor Montanari es so nett ausdrückt, “eine dieser Wiederauferstandenen“, von denen es mittlerweile immer mehr gibt?

Autor

Maulwurf

Review

“Er ist tot.“
“Schon wieder?“

 

Bis zu den X-Files werden noch ein paar Jahre vergehen, und die werden dann im Bereich Mystery Thriller endgültig die Spielregeln festlegen. Und die Meßlatte wird dann verdammt hoch sein. Aber was kam vor den X-Files? Gab es irgendwo da draußen bereits eine Wahrheit zwischen den Außerirdischen und seriöser medizinisch-kriminalistischer Arbeit? DER MANN VON ATLANTIS vielleicht …

 

Die Handlung von DISTANT LIGHTS lässt sich im Prinzip wie folgt ausdrücken: Gutartige Außerirdische übernehmen die Körper frisch Verstorbener, um auf der Erde zu leben. UNHEIMLICHE BEGEGNUNG DER DRITTEN ART meets DIE KÖRPERFRESSER KOMMEN. Die Stoßrichtung ist somit prinzipiell erstmal ähnlich definiert wie die X-Files: Nämlich als Mischung aus Science Fiction mit (sehr) leichtem Horroreinschlag, eingebettet in eine Umgebung mehr oder weniger realistischer Polizeiarbeit. OK, letzteres fehlt bei DISTANT LIGHTS weitgehend, aber was vor allem fehlt ist das Genie eines Chris Carter, sowie die Chemie zwischen Mulder und Scully, die uns alle damals so unnachgiebig vor den Fernseher zwang. Tomas Milian spielt Tomas Milian, Laura Morante als Renata hat schöne und tiefe Augen und eine fast somnambule Ausstrahlung, aber das Zusammenspiel zieht einfach nicht so richtig: Nachdem die beiden miteinander geschlafen haben (sie ist dabei nackt, er italienertypisch nicht) liegen sie nebeneinander im Bett: Sie im weißen Top, er in einem zugeknöpftem dunklen Hemd das ausschaut wie ein Sakko. Und so drollig der dabei entstehende Dialog ist (“Man kann es auch außerhalb des Bettes tun.“ “Was, ehrlich?“), so unterkühlt bleibt die Beziehung. Der Funke springt weder zwischen den Darstellern noch zum Zuschauer über. Erst später, beim weihnachtlichen Einkaufsbummel, spürt man wie sehr Bernardo verliebt ist. Was aber auch daran liegen kann, dass er sich sonst sehr einsam fühlt, zusammen mit Sohn und Schwiegermama in einem Haus.

 

Es wirkt einfach alles recht distanziert, und ich meine auch wirklich alles. Der aus Cesena gebürtige Regisseur Aurelio Chiesa hat bei dem in Cesena gedrehten Film sicher die schönsten Drehorte gefunden, aber er kann sie nicht mit Leben füllen. Einzig dem Können von Tomas Milian und der Ausstrahlung von Laura Morante ist es zu verdanken, dass viele Szenen dann doch recht gut funktionieren. William Berger? Nun ja, in seiner Spätzeit ist er als Schauspieler doch eher ein wenig reduziert, auch wenn er hier immerhin deutlich spielfreudiger wirkt als in so manch anderem Werk (ich denke da gerade an DER GOLDENE TEMPEL DER AMAZONEN …). Ein kurzes Wiedersehen mit Susanna Martinková aus DIE KLETTE zeigt wie stark Menschen altern, Isabelle Illiers (MIRANDA) huscht mal eben kurz durchs Bild, und die in den Datenbanken genannte Loredana Romito habe ich gleich gar nicht gesehen. Dafür hat es zum Teil sehr schöne Drehorte (rund um die Festung), einige auch eher befremdende Plätze (das “Konzentrationslager“), und die Musik ist von Angelo Branduardi, erinnert mich oft an seinen Namensvetter Angelo Badalamente, und untermalt düster und melodramatisch-symphonisch passend das Geschehen.

 

Das klingt jetzt alles so langweilig und staubig, dabei ist der Film eigentlich gar nicht so schlecht wie er klingt. Eigentlich. Die Stimmung ist ruhig und manchmal fast zauberisch, und gerade das erste Drittel baut eine ganz feine fantastische Stimmung auf. Aber unterwegs musste ich feststellen, dass ich verdammt häufig auf die Uhr schaue, und das ist bei mir immer ein schlechtes Zeichen. Es zieht sich halt alles ein wenig, und obwohl die Story recht schnell in die Gänge kommt, und trotzdem die Figuren zügig und schlüssig vorgestellt werden – die rechte Freude mag einfach nicht aufkommen. Dass zum Beispiel die, ich nenne sie jetzt mal so, Neuankömmlinge gesammelt und in eine Art Konzentrationslager gesteckt werden, das ist spannend und düster. Da baut sich ein Erzählstrang auf, der Suspense und Kritik verbindet und eine tolle Thrillerhandlung etabliert. Etablieren könnte. Denn die Handlung rund um diesen Ort verpufft, zumindest ist das mein Empfinden, irgendwie im Nichts.

 

Was zwei Gründe haben dürfte. Zum einen ist da die Videosynchro, die wie so oft in der damaligen Zeit recht steril geworden ist, eine Menge Atmosphäre verschluckt, und den Film spürbar nach unten zieht. Wie der Film wohl im Originalton klingen mag? Aber mindestens genauso entscheidend sind die veränderten Sehgewohnheiten. Wie gesagt, Scully und Mulder haben einfach Maßstäbe gesetzt, und alles was davor kam, kann da im Normalfall nicht so recht mithalten. Was bedeuten soll, dass der neugierige Filmfan DISTANT LIGHTS mit sehr niedrigen Erwartungshaltungen ansteuern sollte, dann könnte sich die Sichtung auch eher lohnen.

 

Und wer sich jetzt denkt, dass dieser Text überhaupt nicht aussagefähig ist - der kann sich dann in etwa vorstellen wie es um den Film bestellt ist …

Autor

Maulwurf

Links

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IMDb

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