Casa dell'amore... la polizia interviene

Italien, 1978

Originaltitel:

Casa dell'amore... la polizia interviene

Regisseur:

Renato Polselli

Drehbuch:

Bruno Vani

Inhalt

Helm (Tony Matera), Brigitte (Mirella Rossi) und Charlotte (Iolanda Mascitti) sind drei aufgeweckte Mittzwanziger, die in ihrer Freizeit -wie die meisten ihrer italienischen Altersgenossen- am allerliebsten an der frischen Luft herumtollen und dabei nach archäologischen Knochenfunden Ausschau halten. Doch eines schönen Tages wird Brigitte während ihrer pseudowissenschaftlichen Knochensuche völlig unerwartet Zeugin eines entsetzlichen Menschenraubs, wobei zwei unbekannte Männer eine noch unbekanntere Frau zunächst durch ein nahegelegenes Waldstück hetzen, bevor sie diese dann endlich überwältigen können und schließlich im Kofferraum ihres Wagens entführen. Nachdem sie ihre beiden Mitstreiter über die schreckliche Beobachtung in Kenntnis gesetzt hat, wechseln die drei Archäologen in Windseile ihr Freizeitinteresse und betätigen sich fortan nur noch als Hobbydetektive. Die Spur der Entführer führt unsere modernistischen drei ??? daraufhin zu einem abgelegenen Landhaus, welches von der seniorenhaften Tante Claudia, ihrer wasserstoffblonden Nichte Elisabeth und deren Lebensabschnittsgefährten Phillip bewohnt wird. Diese entpuppen sich aber recht schnell als skrupellose Satansjünger, die in ihrem Keller schwarze Messen zelebrieren und dabei der Gottheit Astoroph entführte Jungfrauen opfern. Völlig geschockt über das soeben Gesehene beratschlagen sich die drei archäologischen Hobbydetektive, wie man am besten mit dieser mordsmäßigen Beobachtung umgehen soll. Doch anstatt den Vorfall mit Todesfolge der Polizei zu melden, fühlen die drei Spürnasen den ominösen Sektenmitgliedern viel lieber eigenhändig auf den Zahn, um somit die Geschichte schlussendlich gewinnbringend an die Presse veräußern zu können. Wird es den drei schnüffelnden Rabauken gelingen, im Laufe ihrer höchst prekären Ermittlungsarbeit unentdeckt zu bleiben und die Satansbrut letztendlich zu überführen?

Review

“HAUS DER LIEBE... DIE POLIZEI GREIFT EIN”. So in etwa dürfte die deutsche Übersetzung dieses unfassbaren Werks des noch unfassbareren Regisseurs, Drehbuchautors und Philosophen Renato Polselli (DAS LUSTHAUS TEUFLISCHER BEGIERDEN, DAS GRAUEN KOMMT NACHTS, THE REINCARNATION OF ISABEL) lauten, der uns hiermit ein weiteres mal eine auf Zelluloid gebannte Unglaublichkeit beschert. Diversen Internetberichten zufolge sollen einige der gezeigten Ritualszenen aus Archivaufnahmen einer nie fertig gestellten Filmproduktion stammen, wobei man sich hinsichtlich des Urhebers aber nicht so ganz einig zu sein scheint, da einigen Berichten zufolge der vermeintliche Co-Regisseur Bruno Vani hierfür verantwortlich sein soll, anderen Berichten nach Alessandro Santini. Hinsichtlich des Titels der zugrundegelegten Filmproduktion scheint dann wiederum Einigkeit zu herrschen, da es sich hierbei um den zwar 1971 begonnenen, aber schlussendlich nie vollendeten “Una vergine per Satana” (Eine Jungfrau für den Satan) handeln soll. Dabei sollte aber auch darauf hingewiesen werden, dass die gezeigten Ritualszenen inszenatorisch noch nicht einmal ansatzweise mit denen aus THE REINCARNATION OF ISABEL mithalten können. Desweiteren hält Polsellis “HAUS DER LIEBE...” folgerichtig auch noch weitere Unerklärbarkeiten parat, die dann aber wiederum mit der polsellihaften Selbstverständlichkeit von Statten gehen und dadurch schlussendlich doch als völlig gewöhnlich anzusehen sind.

 

Im Vergleich zu seinen Vorgängern fällt die visuelle Komponente bei “DAS HAUS DER LIEBE...” zum einen weniger psychedelisch als gewohnt aus und zum anderen verzichtete der wahnwitzige Regisseur dieses mal gänzlich auf die künstlich überzogene Darstellung bizarrer Gesichtsmimen, wobei ein Teil der beteiligten Darsteller aber schon von Natur aus ein wenig schräg wirkt. Darunter befinden sich mit Tony Matera (OSCENITA) und Mirella Rossi (OSCENITA, TORINO CENTRALE DEL VIZIO, MANIA, REVELATIONS OF A PSYCHIATRIST ON THE PERVERSE WORLD OF SEX) auch zwei angestammte Darsteller des regieführenden Schmutzfinks, welche auch bei weiteren Filmproduktionen Polsellis vor der Kamera standen. Zusammen mit Iolanda Mascitti (NUDE FOR SATAN) bilden die drei Darsteller dann das hobbymäßige Archäologengespann, welches eines schönen Tages Zeuge einer grausamen Entführung wird. Nachdem die etwas anderen drei ??? den Unterschlupf der Kidnapper ausfindig machen konnten, stellt sich plötzlich heraus, dass es sich hierbei um Mitglieder einer mordsmäßigen Teufelssekte handelt, welche ihrer höllischen Gottheit Astoroph schließlich die entführten Jungfrauen opfert. Doch anstatt das teuflische Treiben der Polizei zu melden, entscheiden sich die drei Amateurdetektive viel lieber dazu, der Sache selbst auf den Grund zu gehen, da man aufgrund der zu erwartenden Erkenntnisse auf eine finanzielle Zugewinnmöglichkeit hofft. Gesagt, getan und bevor man sich versieht, legen die drei Freizeitschnüffler auch schon mit ihrem selbstzusammengeschraubten Equipment los, indem sie das Landhaus zunächst mit Mikrophonen versehen und somit das luziferische Treiben im inneren der Villa auf Tonband aufzeichnen. Dabei werden die Drei dann nicht nur Zeuge eines grausamen Ritualmords, sondern kommen auch noch einer sekteninterne Intrige auf die Schliche, wobei die hohe Priesterin und infernale Höllenschlampe Elisabeth gemeinsam mit ihrem halbschmierigen Lebensgefährten Phillip aufgrund einer ominösen Prophezeiung ihre vermögende Tante Claudia -die während der Seancen zugleich als Medium agiert- um die Ecke bringen möchte. Unter Zuhilfenahme eines handelsüblichen Motorrades und eines weißen Renaults R4 verfolgt man daraufhin getrennt die diversen Teilnehmer der schwarzen Messe, wobei sich Charlotte an die Fersen der grimmig dreinschauenden Handlanger (Elsio Mancuso und Salvatore Carrara) heftet und Brigitte gemeinsam mit Helm ein weiteres, vermeintlich jungfräuliches Opfer zu deren Wohnsitz verfolgt. Dabei handelt es sich um die aufgebrezelte Schnickse Kathy Cunningham (Katia Cardinale), welche aufgrund ihres Liebhabers Lawrence in die Fänge der Sekte geraten war und im weiteren Verlauf ein erneutes mal auf dem vorgewärmten Jungfrauenopferaltar ihren bereits angestammten Platz einnehmen wird. Die Dialoge zwischen den Beteiligten entpuppen sich dabei als dermaßen Banane, dass auch dem Urheber der englischen Untertitel stellenweise die Luft ausgegangen zu sein scheint, da einige der hanebüchenen Dialoge letztendlich unbearbeitet blieben und somit weitere Logiklöcher in dieser sowieso schon völlig unlogischen Filmproduktion hinterlassen, was wiederum das ansatzweise Verstehen dieses Polselli-Spektakels zusätzlich erschwert. Vielleicht gab es auch aufgrund der fehlenden Sinnhaftigkeit der unfassbaren Dialoge einfach nichts mehr zu übersetzen, aber wer weiß das schon...?

 

Neben der unfassbaren Geschichte serviert uns der wundersame Regisseuer aber auch noch zahlreiche bizarre Szenarien, die den Betrachter schließlich völlig sprachlos zurücklassen. Alleine schon die Ankunftsszene der drei schnüffelnden Landeier am Landhaus der Satansjünger bringt bereits eine erste Sprachlosigkeit mit sich, da neben der Ankunft eines Mercedes-Benz, den schließlich eine elegant gekleidete Dame mit einem haustierhaften Ziegenbock an der Leine verlässt, auch noch eine handfeste Klopperei zugange ist, wobei aber auch im weiteren Verlauf nie aufgeklärt wird, um welche beiden Kontrahenten es sich dabei schließlich handelte. Im Inneren der Villa erscheinen einem dann immer wieder neue Persönlichkeiten, bei denen ich in keinster Weise nachvollziehen konnte, woher diese überhaupt entstammten und was sie da schließlich zu suchen hatten. Todesresistente Opfergaben werden außerdem notfalls kurzerhand mit einem Backstein gefügig gemacht und im nächstgelegenen Fluss versenkt. Als Highlight präsentiert uns Polselli dann auch noch einen unfassbaren Zweikampf, welchen man in dieser Form bestimmt noch nicht zu sehen bekam: Nachdem sich zwei Kontrahenten zunächst unter Zuhilfenahme zweier ungewöhnlichen Waffen bekriegen, nämlich mit einer sperrigen Holzleiter und einer wendige Eisenkette, verlagert sich der handelsunübliche Zweikampf in ein offen zugängliches Hühnergehege, worin man sich dann mit dem armen und hilflos ausgelieferten Federvieh gegenseitig bombardiert. Als Siegeswaffe triumphiert dabei aber am Ende ein simpler Fressnapf aus Blech, der einem der beiden Streithähne schlussendlich heftige Halsschmerzen bereitet. In einer weiteren, sehr bizarren Szene werden Herm und Brigitte während einer Verfolgungsjagd plötzlich von einem der führenden Sektenmitglieder ausgebremst. Um diesen daraufhin am Verlassen seines Wagens zu hindern, schleudern die beiden archäologischen Rabauken massenhaft herumliegende Steine in dessen Windschutzscheibe, wodurch dieser wiederum panisch die Flucht über die weiten Felder anzutreten versucht. Aber ausgerechnet in diesem Augenblick kommt wie aus dem Nichts eine tosende Planierraube die Böschung hochgeschossen, plättet zielgerichtet den Teufelsanbeter und macht sich daraufhin einfach wieder von dannen. Außerdem gibt es auch noch eine völlig abstruse Vision aus einem Skigebiet in St. Moritz zu bestaunen, deren Sinn ein weiteres Rätsel darstellt (vermutlich befand sich dort ein Restaurant, in dem eine der entführten Jungfrauen vor ihrem unfreiwilligen Opfergang beschäftig war). Aber auch die Teufelsbeschwörungen an sich haben es sich hierbei in sich, da während einer stattfindenten Zeremonie scheinbar eine fremde Macht Besitz von den beiden schnüffelnden Archäologinnen ergreift und diese dabei völlig wuselig macht. In einer weiteren polselli-typischen Szene ergreifen die dunklen Mächte von allen Dreien Besitz, woraus dann ein neckisches Stöckchenspiel resultiert, welches vom Regiesseur wiederum durch die Speichen eines Vorderrads abgefilmt wurde. Und zu Guter Letzt scheint dann auch noch ständig der liebliche Duft eines allgegenwärtigen Orchideengewächses in der Luft zu liegen.

 

Bleibt am Ende mal wieder die Frage, wie es überhaupt möglich war, dass eine solch unfassbare und zugleich völlig wirre Filmproduktion das Licht der Öffentlichkeit erblicken konnte, wobei aber weiterhin unklar scheint, ob diese filmische Kuriosität überhaupt jemals den Weg auf die große Leinwand fand. Außerdem soll es sich bei dieser Eigentümlichkeit um einen sogenannten “Protoporno” drehen, wobei es sich bei der mir vorliegenden Fassung augenscheinlich um eine speziell für das Fernsehen zurecht geschnittene Fassung handelt, bei der gerade die merkmalspendenten HC-Szenen der Schere zum Opfer fielen. Nach Angaben der IMDB soll die Originalfassung eine Laufzeit von 84 Min. aufweisen, wohingegen die mir vorliegende Fassung es lediglich auf eine Spielzeit von 76 Min. bringt. Schätze mal, dass die eigentliche Originalfassung zwei bis drei dieser hardcorelastigen Szenen beinhalten dürfte, wobei ich aber letztendlich deren Abwesenheit in keinster Weise als störend empfand und somit auch keinerlei Tränen nachheule. Was bleibt, ist ein völlig skurriles Stück Film mit viel nackter Haut, welches außerhalb des unbeschreiblichen Polselli-Universums seines Gleichen sucht.

 

Abschließend sei auch noch auf die nicht minder sonderbare Filmmusik hingewiesen, welche dieses mal von dem Discoproduzenten Giorgio Farina stammt und sich schließlich als ein bontempisch-farfisarisches Orgelsoundgemisch entpuppt. Dabei hält die Filmmsik auch noch so einige skurrile Soundattacken für die erstaunten Ohren der Zuhörer bereit.

 

Fazit: Ein unfassbare Abstrusität filmischen Schaffens. Heil Astoroph!

Links

OFDb

IMDb

Bitte Kommentar schreiben

Sie kommentieren als Gast.