Weiße Fracht für Hongkong

Frankreich | Deutschland | Italien, 1964

Originaltitel:

Weiße Fracht für Hongkong

Alternativtitel:

O Fugitivo de Hong Kong (BRA)

Cargamento blanco (ESP)

Mystère de la jongue rouge (FRA)

Da 077: criminali a Hong Kong (ITA)

Misión a Hong Kong (MEX)

Carga branca para Hong Kong (POR)

Mystery of the Red Jungle (USA)

Operation Hong Kong (USA)

Deutsche Erstaufführung:

20. März 1964

Regisseur:

Helmuth Ashley

Inhalt

Robert Perkins (Horst Frank) fungiert als rechte Hand eines Rauschgiftsyndikats. In seinem Auftrag geschehen Vertrieb, Verkauf und - wenn es sein muss - auch Mord. Um nicht länger abhängig oder austauschbar zu sein, will er den Plan umsetzen, sich endlich selbstständig zu machen. Zu diesem Zweck bringt er eine millionenschwere Sendung Heroin an sich. Um dabei nicht aufzufliegen sichert er sich ab, damit im Zweifelsfall andere Personen belangt werden können. So seine eigene Schwester Margaret (Pascale Roberts), seine Geliebte Susan (Dorothee Parker) und die Handelsagentin Claudia Laudon (Maria Perschy). Perkins engagiert die beiden Flieger Ted Barnekow (Dietmar Schönherr) und Larry McLean (Brad Harris), die die gestohlene Ware ohne Aufsehen, außerdem ohne ihr Wissen, nach Saigon schmuggeln sollen. Doch der Plan geht nicht auf, sodass der Chef im Hintergrund nach Vergeltung sinnt...

Autor

Prisma

Review

Die damalige britische Kronkolonie Hongkong wurde über die Jahre hinweg immer wieder gerne in die Titel derartiger Abenteuerkrimis eingepflegt, und auch die Kulisse an Originalschauplätzen war natürlich wie gemacht für derartige Formate, die sich mit beispielsweise Bandenkriminalität, Drogen- und Menschenhandel, sowie Mord und Totschlag befassen sollten. "Weiße Fracht für Hongkong" sollte ursprünglich unter komplett anderer Besetzung und Regie realisiert werden, doch bis zum Drehtermin des Films wurden die meisten Ankündigungen des Gloria-Verleihs durch Alternativen ersetzt. In dieser Hinsicht darf ruhig erwähnt werden, dass es sich in vielen Fällen gewiss nicht um die zweite Wahl handelt, denn der fertige Film ist ohne jeden Zweifel einer der dichteren und sorgfältiger inszenierten Reißer seiner Zeit geworden. Die Geschichte um Drogenschmuggel und eine rücksichtslose Person im Dunkeln ist in rasante und spannende Sequenzen verpackt worden, schöne Bilder und actionreiche Phasen machen diesen Flick eben zu der kurzweiligen Angelegenheit, die auch anvisiert ist. Ein großes Plus dieser Story ist überdies, dass es sich um einen Kriminalfall mit Whodunit handelt, man somit miträtseln darf, wer im Hintergrund agieren könnte. Wie üblich für eine Hartwig-Produktion, sind viele bekannte Gesichter vor und hinter der Kamera wahrzunehmen, was einen hohen Wiedererkennungswert garantiert, gleichzeitig den Eindruck von Routine aufkommen lässt. Interessant ist hier die musikalische Untermalung von Willy Mattes, die aufgrund von Recycling eher wie Durchschnitt anmutet. Einige Themen stammen eindeutig aus der Edgar-Wallace-Premiere "Der Frosch mit der Maske", außerdem stammt die Melodie des Titelvorspanns zusätzlich von seinem Kollegen Gert Wilden, welche bereits in Jürgen Rolands 1962 entstandenen "Heißer Hafen Hongkong" zu hören war.

 

Im Bereich der sehr ausgewogenen Besetzung kommt es zu spürbarer Wiedersehensfreude mit sehr beliebten Stars der damaligen Zeit. Zwar haftet an Hauptdarsteller Dietmar Schönherr meistens der Eindruck der ewigen zweiten Garnitur, die lediglich engagiert wurde, falls größere Kaliber nicht verfügbar waren, aber er macht auch hier eine durchaus passable Figur, wenngleich man sich ein paar mehr Ecken und Kanten durchaus wünscht. Großes Plus bei seiner Person ist jedoch stets, dass er hervorragend Misstrauen bezüglich seiner Zugehörigkeit zu Gut oder Böse stiften konnte, wenn dies auch hier nicht gefragt war. Der Österreicher teilt sich die männliche Doppelspitze mit seinem US-amerikanischen Kollegen Brad Harris, der gerade aufgrund seiner imposanten Erscheinung stets punkten konnte, da in diesem Zusammenhang Action und Spektakel ganz groß geschrieben wird. Anhand der Nennung Maria Perschys an erster Stelle im Vorspann lässt sich jedoch eindeutig herausfiltern, wer in Helmuth Ashleys Beitrag als größter Star der Produktion gehandelt wurde. Die attraktive Blondine, die als Viel-Spielerin selbst auf internationalem Parkett bereits Achtungserfolge aufzuweisen hatte, leidet in dieser Geschichte etwas unter einer uneindeutigen Anlegung ihrer Rolle. Im günstigsten Fall ist es ein großer Vorteil, wenn gewisse Personen wie sie nicht gut zuzuordnen sind, allerdings wirkt Claudia Laudon von der Dramaturgie her zu schwach skizziert und dadurch gehemmt. Maria Perschy erspielt sich ihre Momente aufgrund ihrer Routine, allerdings wirkt sie insgesamt wenig gefordert, was sich ein wenig auf der später zu sehenden Folter ändert. Insgesamt wird sie viel zu sehr in die Ecke des, sich Mitte 60er der Jahre langsam relativierenden, schutzbedürftigen Opfers gedrängt, was gerade im Fall Maria Perschy mehr als schade ist, war sie doch eine der wenigen Interpretinnen, beziehungsweise Vorreiterinnen einer Art Rollenprofil, die eigenständigere, oftmals nachdenkliche Tendenzen, im nicht gefälligen Sinn, zu vermitteln wusste.

 

Die deutsche Synchronisation ist im Großen und Ganzen wirklich gelungen. Dietmar Schönherr, Maria Perschy und Horst Frank sind hierbei übrigens die einzigen Darsteller, die sich auch ins Synchronstudio bemühten, um sich selbst zu untermalen. Im Fall von Horst Frank ist dies besonders erfreulich, da sein sadistischer und brutaler Film-Charakter nur noch mehr herausgehoben wird und ihm dadurch Härte verliehen wird. Als Robert Perkins hinterlässt der Norddeutsche die mit Abstand eindringlichste Leistung und sorgt für die Gefahr, die der Verlauf nötig hat. Sein nur über Funk mit ihm kommunizierender Chef nennt ihn schlicht und einfach Nummer 1, was seine Funktion als rechte Hand untermauert. Allerdings wird das Finale noch überdeutlich aufzeigen, dass selbst sein Boss noch einiges an Grausamkeiten von ihm lernen könnte, da er neben Perkins fast wie eine Art Klosterschüler anmuten will. In der Riege der gewollt fiesen Charaktere ist noch unbedingt die aparte und leider weniger bekannte Lilly Montovani zu nennen, die einen besonders nachhaltigen Eindruck hinterlässt, da sie ein doppeltes Spiel mit den Waffen einer Frau treibt, dabei ganz offensichtlich in ihr persönliches Unglück steuert. Der Verlauf leistet sich nur wenige Durchhänger, schließlich ist er immer wieder mit Attentaten, Prügeleien, Morden, kleineren Folterspielchen und pyrotechnischen Kostproben durchzogen, allerdings nimmt man insbesondere nach der Auflösung ein schwächelndes Skript wahr, oder besser gesagt folgendes: nämlich dass man sich insgesamt doch ein kleines bisschen mehr erhofft hat. Im Vergleich zu Artgenossen bleibt jedoch zu sagen, dass "Heißer Hafen Hongkong" im Gros und unter der Aufsicht von Helmuth Ashley gelungen ist, da die Unterhaltungsambition gewinnbringend ausgespielt wird. Anhänger der beeindruckenden Schauplätze sowie der Darsteller und Krimi- und Abenteuerfreunde dürften sich dementsprechend gut unterhalten fühlen.

Autor

Prisma

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