Violenza - Objekt der Begierde

Italien | Spanien, 1988

Originaltitel:

Sogno proibito

Alternativtitel:

El vuelo de Venus (ESP)

Velvet Dreams (USA)

Flying

Träume aus Samt und Seide

Kamera:

Renato Doria

Inhalt

Die Schriftstellerin Laura, ist ihrem Freund (Paul) hörig. Dieser ist ein dubioser Zeitgenosse, der beim Pokern viel Kohle verliert und stets für kriminelle Schandtaten in den Startlöchern sitzt. Aber in erster Linie ist Paul ein Arschloch, das seine begehrte Laura in prekäre, sexuelle Situationen manövriert. Laura ist von diesen Situationen angewidert, aber auch fasziniert. Als Paul jedoch zwei junge Männer dafür bezahlt, Laura vor seinen Augen zu vergewaltigen, hat die junge Frau erst einmal die Schnauze voll und flüchtet zu einer Freundin. Den Paule kann sie trotzdem nicht vergessen, infolgedessen fällt Laura in eine seelische Krise.

Review

Die italienischen Erotikfilmproduktionen der späten 1980er Jahre haben bei mir einen derart negativen Eindruck hinterlassen, dass ich selbst in den 1986er Mike Hunter-Wichsperlen „Gier und Ekstase“ und „Feuer der Begierden“ mehr Klasse erkennen kann. Der Look der Filme hatte sich zu seinem Nachteil gewandelt. Der anbetungswürdige Schmuddel, der selbst einen scheiß Film erträglich werden ließ, wurde von einem Möchtegern-Hochglanz-Stil abgelöst. Vieles wirkt wie gewollt und nicht gekonnt. Mit diesen „Angelinas“ und „Giulias“ kann ich herzlich wenig anfangen. Umso mehr konnte mich der Spät-1980er „Violenza - Objekt der Begierde“ im positiven Sinne überraschen. Der Film distanziert sich von diesen geglätteten „Schnarchern“, wirkt angenehm schmierig und sogar etwas asozial.

 

Untermalt von einem ordentlichen Score, der mit Pop-Rock, Disco-Bassgezupfe und Synthesizern gespickt ist, wird die Geschichte der Schriftstellerin Laura erzählt. Eine Story, die sich mit der sexuellen Hörigkeit seiner Hauptprotagonistin auseinandersetzt. Klar, das ist Altbekanntes und gewiss nichts Außergewöhnliches, aber Vincenzo Salviani kann diesem abgedroschen klingendem Filmmotiv eine durchaus reizvolle, persönliche Note verleihen. Dessen, teilweise unnachvollziehbaren Handlungsabläufe passen auf den ersten Blick in das Beuteschema von Quengelanten und Logikdetektiven. Der Film „wirft“ viele Fragezeichen in den Raum und lässt Absicht, Sinn und Grund als gut getarnte Heckenschützen agieren. Demnach wird die Filmfehlerpolizei, nach abgeschlossener Filmsichtung, ziemlich blöd aus der Wäsche gucken, da ihre fleißig gesammelten Beweise für das Gesamturteil keine Bedeutung haben. Imagination und Inspiration setzen den Rotstift an um die gepfefferte Logikrechnung mit einem Diagonalstrich zu entwerten. Laura haut in die Tasten, lässt ihrer Phantasie freien Lauf und nichts ist so wie es …

 

Vincenzo Salviani pendelt (mit leichten Humortendenzen) zwischen den Subgenres: Erotik-Drama und Erotik-Thriller, allerdings ohne sich auf eine stramme Gangart festzulegen. Das Spiel mit moralischen Grenzüberschreitungen wird ins Belanglose, ja, beinahe ins Lächerliche gezogen. Eine bezahlte Vergewaltigung tendiert zu einem anregenden Gesellschaftsspiel. Ferner serviert man uns eine Sequenz in der Laura eine Auspeitschung über sich ergehen lässt. Die Stilmäßigkeit dieser Szene erinnert mich, in ihrer Gestaltung, an die einer Justine-Verfilmung. In Anbetracht der Tatsache, dass zwischen „Violenza“ und meinen liebsten „Justines“ 11 -, 16 - und 19 Jahre liegen, und sich Bildkompositionen und Techniken stark veränderten, macht Salvianis kleine „Justine-Hommage“ einen guten Eindruck. Mit dieser Momentaufnahme sollte (übrigens) jeder akzeptieren, dass „Violenza“ auf zwei Ebenen zuhause ist. Diese Mixtur aus Realität und Imagination bietet dem Zuschauer einige Spekulations- und Interpretationsansätze. Welche letztendlich die richtigen sind, wird vom Regisseur (trotz seiner finalen Pointe) nicht eindeutig formuliert. Ich vermute es ist ihm auch scheißegal, was sich der Rezipient zusammenreimt.

 

Die Gedankenfreiheit haben wir. Jetzt brauchen wir nur noch die Gedanken. (Karl Kraus)

 

Brett Halsey spielt seine Rolle als gesuchter Ladykiller und Oberarschloch recht gut. Kathy Shower agiert, als das verheulte „Schriftstellerpüppchen“ Laura, im durchschnittlichen Rahmen. Weitere Violenza-Darsteller wirken in ihren schauspielerischen Fähigkeiten deutlich limitiert. Besonders schlecht sind die beiden emsigen Schmalspurganoven die dem Lebemann (Paul) auf der Spur sind. Macht ja nix, denn:

 

„Wer das Zeug zu einem guten Schauspieler hat, sei fleißig, damit er es nicht wird." (Hans Albers)

 

Fazit: Gemessen am italienischen Erotikfilm-Output der zweiten 1980er Dekadenhälfte, und seinen teils verheerenden, wie Genreruinierenden Post-Erotikern der 1990er, ist „Violenza - Objekt der Begierde“ durchaus als ein Gewinn zu betrachten. Wer das nach seiner Erstsichtung nicht bestätigen mag, der kann dem Film ja die (berühmte) zweite Chance geben.

 

Mach ma', Digger.

Links

OFDb
IMDb

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