Ursus - Der Unbesiegbare

Italien, 1963

Originaltitel:

Ursus nella terra di fuoco

Alternativtitel:

Ursus en la tierra del fuego (ESP)

Ursus dans la terre de feu (FRA)

The Son of Hercules in the Land of Fire (USA)

Ursus in the Land of Fire (USA)

The Mighty Ursus

Ursus, Son of Hercules

Deutsche Erstaufführung:

18. September 1964

Inhalt

Ursus, den man den Herrn der Hirten nennt, kommt zur rechten Zeit an einem Tümpel vorbei, um Prinzessin, Diana (ausgesprochen: DI-A-NA und nicht DEI- Ä-NA !), vor dem Ertrinken zu retten. Doch der gerissene Hamilkar, der Feind aller Hirten, funktioniert die Rettungsaktion geschickt um, sodass er als Held und Ursus als gedungener Mörder dasteht. Dieser List zufolge erhält Hamilkar von König Lotar die Erlaubnis die verhassten Hirten anzugreifen und zu vernichten. Doch Hamilkar will wesentlich mehr und mithilfe seiner Liebsten, Mila, gelingt es dem Intriganten die begehrte Krone der Macht für sich zu vereinnahmen. Hamilkar ist am Ziel seiner Träume, doch es missfällt ihm, dass das Volk nicht zu seinen Füßen liegt. Folglich will er es mit Brot und Spielen ködern und veranstaltet ein großes Kampfturnier, welches unter den Teilnehmern einen ungeladenen und maskierten Fremden begrüßt, der den neuen König postwendend verbal angreift. Wer ist dieser Maulheld und was sind seine Absichten? Ist Ursus zurückgekehrt, um Rache zu nehmen?

Review

Karge Landschaften gequält von den unerbittlichen Strahlen einer diabolischen Sonne, die jegliche Vegetation vernichtet hat und nun hohnlächelnd am Firmament thront, um das Geschehen auf der einst blühenden und nun zur Wüste transformierten Erde zu inspizieren. Dabei erspäht die teuflische gelbe Kugel eine Reiterin, die zielstrebig in Richtung eines Teichs galoppiert und natürlich – ungeschickt wie sie nun mal ist – vom Zossen stürzt und in einem Gewässer landet. Verfolgt von Hamilkar (Amilcare, Hamilan) und seiner Reitertruppe, die finalisierend in bester Desperado-Manier aneinandergereiht auf einer kleinen Anhöhe stehen und den zufällig anwesenden Ursus bei dessen Rettungsaktion beobachten.

 

Fein, fein, denn „Ursus, der Unbesiegbare“ geht mit reichlich Prae-IW-Flair sowie dem Appeal boshaft gesinnter Pistoleros an den Start, sodass ich mich schnurstracks wohl fühle und im Zuge dieses gelungenen Filmauftakts erwartungsfroh mein eisgekühltes Erfrischungsgetränk in den Rachen schütte. Draußen herrschen nämlich ekelhafte 38 Grad im Schatten.

 

Über solche Temperaturen kann Ursus, der Herr aller Hirten, natürlich nur schmunzeln, denn diese (für normale Menschen unerträgliche) Sonnengewalt stellt sich für ihn in keiner Sekunde als Hindernis dar, um gut gelaunt und voller Tatendrang im Land des Feuers seinen Dienst anzutreten. Ein Fall für Ed Fury, dem Strahlemann aus den Muskelschmieden Kaliforniens, der 1960 den italienischen Ur-Ursus in Carlo Campogallianis „Ursus – Rächer der Sklaven“ verkörperte und über das „Tal der Löwen“ als „Der Unbesiegbare“ ein zweites Mal im knappen Heroen-Dress in den Mikrokosmos der Ursus-Figur zurückkehrte.

 

Diesmal muss sich Ed Ursus Fury mit dem Bösewicht, Hamilkar, rumschlagen. Ein von Adriano Micantoni gespielter Charakter, der seine teuflischen Pläne radikal durchzieht und einhergehend mit Freuden über Leichen geht. Unterstützt wird dieser gesinnungsvolle Lump von Mila, einer gerissenen und sadistisch veranlagten Schönheit, die Hamilkar in unbändiger Weise zu einem fortwährenden Terror motiviert. Dieser weibliche Quell aus Intrigen und Hass wird von der gebürtigen Römerin Claudia Mori dargestellt, die auch als Sängerin Erfolge feiern konnte und 1975 mit „Buonasera dottore“ an die Spitze der italienischen Charts stürmte.

 

Auch wenn Mori in der Rolle der Mila weniger stürmisch agiert, kann sie mit viel Tücke, List und Sexappeal gemeinsam mit Adriano Micantoni das schauspielerische Siegertreppchen erklimmen, denn gegen ein derart durchtriebenes Gespann erhalten die Vertreter der guten Seite, Ursus und die Königstochter, Diana (Luciana Gilli), wenig Spielraum, um ihre Häupter mit mimischen Glanz zu schmücken. Doch der Wettstreit zwischen Gute und Böse beharrt eh nicht auf (s)eine alleinige Filmdominanz, denn an die Stelle der Ränkespiele sowie dem Mythos der Unbesiegbarkeit des Helden treten gelegentlich Gotteslästerung und religiöse Tabuverletzungen (rund um den heiligen Berg des Feuergottes). Auch wenn auf ein Vertiefen der genannten Themen verzichtet wird, ist der Abstecher durchaus fähig, die Auslage des Unterhaltungsangebots attraktiver zu gestalten.

 

Das Unterhaltungsangebot eines Films, der zu 90% auf Außenaufnahmen innerhalb - wie bereits umrissen - karger Landschaften setzt. Teil dieses Territoriums sind bescheidene Requisiten, die in entsprechend spärlichen Kampfkulissen eingebettet wurden. Die wenigen Innenaufnahmen beschränken sich auf ebenfalls knauserig ausgestattete Wohnhöhlen. Welche Kulturen genau angesprochen werden… ich weiß es nicht, selbst das Lexikon des internationalen Films (die müssten es doch eigentlich wissen) spricht von einem Fantasieland…

 

…und in diesem Utopia stehen sich die Kontrahenten Messerwetzend und sprungbereit gegenüber, um die Tyrannei zu verteidigen oder zu zerschlagen. Einer gegen Alle – Ursus gegen den Rest dieser kleinen Welt. Doch beachte: die dabei resultierenden Gladiatorenkämpfe sind derart miserabel choreographiert, sodass man dieses schwachsinnstaumelnde Wetteifern mit einem Barbarenzwist in Disneyland vergleichen kann. Schubsen, schimpfen, Beinchen stellen – allerdings (und da lässt Rapunzel gern ihr Haar herunter) vorgetragen in bierernster Manier. Ungeachtet der befremdlichen Turnübungen sei darauf hingewiesen, dass es in manchen Momenten auch ruppig und ansatzweise brutal zur Sache geht, was das Lexikon des internationalen Films als „Abfolge gebündelter Rohheiten“ suggeriert.

 

Fazit: „Ursus, der Unbesiegbare“ demonstriert sich als kurzweilige und handelsübliche Peplum-Ware, an dessen Ende die erwartete Versöhnung zweier verfeindeter Kulturen steht. Leider verzichtet Giorgio Simonelli darauf, die Konstellation von Ichsucht und Unterwürfigkeit zu vertiefen, sodass sich eine mögliche Zusatzwürze bereits in der Karaffe verflüchtigt.

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