Your Sweet Body to Kill

Italien | Marokko | Spanien, 1970

Originaltitel:

Il tuo dolce corpo da uccidere

Alternativtitel:

Un joli corps qu'il faut tuer (FRA)

Meurtre (FRA)

Una maleta para un cadáver (ESP)

Your Sweet Body for Killing

Regisseur:

Alfonso Brescia

Drehbuch:

Antonio Fos

Inhalt

Clive Ardington hat die Schnauze voll! Seine Ehefrau Diana, ein wahrhaftig geliebtes Scheußal, maßregelt ihn tagein tagaus: Wie er sich anzuziehen hat, wann sie miteinander schlafen, wo man Stunde um Stunde eingeladen ist und hingeht – alles weiß sie als großindustrielle Karrierefrau zu bestimmen, weshalb sich die Mordgedanken in ihm stetig stauen. Ein kleiner Feigling ist er allerdings auch, weshalb erst ein anonym zugesendeter Brief ihm eine Ausrede zur Seite stellt: In diesem wird nämlich erläutert, dass seine Frau ihn betrügt. Der Schuldige ist schnell entpuppt und zwar handelt sich um den gemeinsamen Bekannten, Franz Adler, Doktor der Neurologie. Sodann übt sich Clive bei ihm in Erpressung und verhandelt, dass dieser Diana selbst dahinrafft, da er sonst seine Nazi-Vergangenheit wiederum ans Tageslicht befördert. Nach langem Überlegen vollzieht Adler das üble Werk, überlässt Clive allerdings, die Leiche loszuwerden. Dafür setzt er sich mitsamt Leichenkoffer in ein Passagierflugzeug nach Tangier und muss nach baldiger Ankunft feststellen, dass das Gepäck vertauscht wurde! Nur drei Frauen vom Flug kommen dafür in Frage und so muss Clive jede einzelne in der City abklappern, um nicht doch letztendlich in flagranti aufzufliegen. Ein Rennen gegen die Zeit beginnt!

Review

Etwas weniger nachlässig als gewohnt von Italo-Knalltüte Alfonso Brescia runtergekurbelt, befasst sich dieser kecke Meuchelthriller in 2,35:1 mit etwaigen Konsequenzen des kurzlebigen Gesellschaftsmythos vom Dressierten Mann (siehe Esther Villar). Als Antagonist muss daher stilecht eine skrupellose, terminsuchtende Geschäftsfrau (Françoise Prévost) herhalten - der feige Gatte dazu, Clive, (Giorgio Ardisson) träumt sich also bereits nach dem Vorspann seine Mordfantasien zusammen, wirft die Alte mit breitem Grinsen über die Brüstung oder macht sie in der Sackgasse automobil platt. Fulci lässt grüßen!

 

Im real life knickt Mr. Brillenschlange aber stets ein, hält sich an die Modeanweisungen (Melone, Einstecktuch, etc.) seines industriellen Tyrannenweibes und stiftet höchstens in der Pflege seines Aquariums Eigensinn - und das, obwohl er als britischer Diplomat und Dandygockel auf dem Globus unterwegs ist, Jaguar fährt sowie im Lions Club angemeldet ist. Schnell kriegt er dann aber spitz, dass die dominante Schnalle eines Tages alle seine Fische wegwirft und ihm fremdgeht, mit einem Deutschen oben drein! Jenen Neurologen Franz Adler (Eduardo Fajardo) kennt er sogar persönlich - wie der Zufall so will ist dieser zudem öfters zu Gast im Hause und kurz davor, ihm eine Geisteskrankheit zu attestieren.

 

Umso leichter geht der Gehörnte daraufhin ins Erpressen des Teutonen über, die Geliebte selbst abzumurksen - sonst würde er wieder seine alten Nazi-Machenschaften ausgraben und somit die frisch aufgebaute Praxis gefährden. Kein Wunder, dass der Streifen hier nie lief. Jedenfalls wird der Mord vollzogen - Clive schaut da nicht nochmal genauer hin, weil er zu alledem kein Blut sehen kann - und nun muss die Leiche weg. Dazu will unser zweifelhafter Held eine Säuregrube in Tangier bemühen, von der ihm seine Horrorbraut eh schon im Vornherein erzählte.

 

Man merkt schon, der Film erzählt sich lukendicht und stumpf, daher verwundert einen die Pointe (und alle anderen) genauso wenig wie das in Eurospy-Ästhetik chargierende Touri-Segment, welches der Film binnen seiner 2. Hälfte in Marokko auffährt: Alle taxifahrenden oder an der Rezeption stehenden Hassans dieser Welt plaudern da nur zu gerne jede gewünschte Info aus; Hotels, Kneipen und Bauchtanzclubs zeugen eh von rein einladendem Charakter. Ist ja alles ganz nett, ne, aber wegen vertauschter Koffer (in denen die Leiche aufbewahrt wurde) ist unser Mordsjunge immer abgelenkt! So muss er sich als amouröser Schwindler durch das Schlafgemach alter Schachteln kämpfen (die wahren Absichten weiß der Film auffällig subliminal dazwischen zu schneiden) oder sich in der Bumsbuden-Backstage verkloppen lassen, um herauszufinden, wer besagtes Reisegepäck hortet.

 

Natürlich tut's die liebreizende Flugbekanntschaft Elena Sanders (Orchidea De Santis), eine gefällige Fashionhupfdohle, die sich nur allzu willig als Love Interest anbietet. So will das eben der Mann der Moderne: Betthässchen ohne Meinung, ideal für Strandspaziergänge im Urlaub aus 1001 Nacht! Letztendlich wird dem Clive kein so einfaches Rankommen zugestanden, denn wer vorher schon so nervös und verdächtig durch die Weltgeschichte kurvt, macht irgendwann Fehler, wird in den Wahnsinn getrieben, wie es sich für so einen Krimi gehört! Fragt sich nur, ob Brescia einem da Lebensweisheiten fürs perfekte Verbrechen auf den Weg geben oder sich über Schwächlinge des starken Geschlechts lustig machen will. So viel Abgrenzung muss aber sein: Der Clive ist ja auch kein Landsmann, sondern Brite, ergo no sex please!

 

Wozu aber oben vermutete Thesen nach Sinn und Verstand erfragen, wenn die Ambivalenz an sich ganz unabhängig von der Moral für solides Sich-immer-weiter-in-die-Scheiße-reiten sorgt und (mal ab von einigen Phasen des A-zu-B-Strampelns) unter 90 Minuten lang unterhält? Gibt ohnehin noch ordentlich Schmiss von Carlo Savinas Beat-Soundtrack dazu, während die Kamera von Emilio Foriscot per Souveränität glänzt, den durch und durch fiesen Jetsettern ihren voll Schuld beladenen Weg ins Verderben vorzuzeichnen. Für Freunde von nihilistischen Bourgeoisie-Fetzern wie „Ich schlafe mit meinem Mörder“ und „Die nackte Gräfin“ wärmstens empfohlen.

Veröffentlichungen

Abgesehen von einer italienischen DVD des Labels Cinekult (CG Home Video) scheint derzeitig keine andere Bezugsquelle zu existieren. Immerhin läuft die Scheibe ungekürzt und hält ein fast einstündiges Interview mit Hauptdarsteller Giorgio Ardisson parat. Den Trailer zum Film und 9 weiteren Veröffentlichungen des Labels gibt es ebenso zu bestaunen. Nützt natürlich alles nicht zuviel, wenn man kein italienischer Muttersprachler ist – sowohl Hauptfilm als auch Bonusausstattung laufen ohne klärende Untertitel ab.

Filmplakate

Links

OFDb
IMDb

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