Trauma

Italien | USA, 1993

Originaltitel:

Trauma

Alternativtitel:

Aura's Enigma

Aura

Regisseur:

Dario Argento

Inhalt

David (Christopher Rydell) hält die junge Aura (Asia Argento) von einem Selbstmordversuch ab. Noch ahnt er nicht, dass Auras Schicksal eng mit einer Mordserie verknüpft ist, in der ein Unbekannter seine Opfer enthauptet, stets in Regennächten. Als Auras Eltern die nächsten Opfer des Killers werden, wendet sie sich hilfesuchend an David. Doch auch er kann nicht verhindern, dass die noch minderjährige und zudem an Anorexie erkrankte Aura zurück in eine psychiatrische Klinik und somit zu dem dubiosen Arzt Dr. Judd (Frederic Forrest) verbracht wird. David will sie da rausholen, und gleichzeitig schlägt der unbekannte Killer in der Klinik zu. Über die Schlüssel der ermordeten Krankenschwester Hilda Volkmann geraten sie schließlich auf die Spur eines schrecklichen Geheimnisses, das zu Auras Familie und zum Mörder führt.

Review

Nach „Two Evil Eyes“ (Due occhi diabolici, 1990) kehrte Dario Argento zum Giallo zurück. Basierend auf einem Treatment von Gianni Romoli und Franco Ferrini schrieb Argento mit T.E.D. Klein das Drehbuch zu „Trauma“. Das Budget von ca. 7 Millionen Dollar kam hierzu von Argento selbst und der Overseas Filmgroup (heute First Look Studios) von Robert and Ellen Little. Diese hatten unter anderem auch Ovidio G. Assonitis‘ „Party des Schreckens“ (There was a little Girl, 1981) co-finanziert. Überhaupt erinnert mich „Trauma“ stilistisch auf seltsame Weise an „Party des Schreckens“, obwohl es zumindest thematisch kaum Gemeinsamkeiten gibt. Irgendwie haben beide Filme aber den gleichen farblichen Look. Beides sind in den USA gedrehte italienische Filme. Kameramann Raffaele Mertes setzt in „Trauma“ ebenso wie Roberto D'Ettorre Piazzoli in „Party des Schreckens“ viel auf Wide-Angle-Shots. Die zahlreichen und äußerst temporeichen POV-Shots werden dagegen in „Trauma“ mit einer Steady Cam ausgeführt, was 1981 in „Party des Schreckens“ freilich noch nicht möglich war. Die Dreharbeiten zu „Trauma“ fanden im August und September 1992 in Minnesota statt. Als zusätzliche Finanzierung könnte man zudem Tom Savini benennen, der seine Special Effects selbst produzierte.

 

Savini entwarf für „Trauma“ zahlreiche Effekte, die Argento allerdings ablehnte, der anscheinend mehr auf Suspense setzen wollte, was ihm auch gelungen ist. Als explizit würde ich den Film dennoch bezeichnen, obwohl selbst das Lexikon des Internationalen Films ihn als „relativ unblutig“ bezeichnet. Tatsächlich hat „Trauma“ einen bemerkenswerten Drive was den Spannungsbogen betrifft. Es gibt allerdings auch Rückschläge zu vermelden. Das Thema Anorexie nahm Argento wohl wegen Daria Nicolodis Tochter und Asias Halbschwester Anna auf, welche mit diesem Problem zu kämpfen hatte. Leider ist vieles in Bezug zu diesem Thema in „Trauma“ seltsam Erzwungen geraten. Anna ist am Ende des Films tanzend auf einer Veranda zu sehen, leider starb sie nur kurz nach Veröffentlichung des Films bei einem Unfall.

 

Asia Argento spielte in „Trauma“ 17-jährig zum ersten Mal unter der Regie ihres Vaters. Und hier komme ich zu einem Thema, dass in Zusammenhang mit diesem Film eher selten erwähnt wird. Denn Dario Argento erzählt hier auch eine verbotene Liebesgeschichte. Asias Rolle Aura soll im Film 16 Jahre alt sein, und womöglich ist sogar das noch geschwindelt, denn ihr Begleiter David – gespielt von Christopher Rydell – schätzt sie zunächst auf 14 oder 15. Aber das ist letztendlich unerheblich, denn der Film spielt in den USA und nach amerikanischem Gesetz ist David – nachdem er mit Aura geschlafen hat – ein Vergewaltiger, denn er ist ein Erwachsener. Die Brisanz ist Argento durchaus bewusst, den in der Langfassung findet man eine Szene, in der David mit Aura in ein Hotel eincheckt und sie als seine Schwester ausgibt. Warum? Um keine Probleme mit dem Gesetz zu bekommen natürlich. Auch gegenüber Davids Affäre Grace (die eine blöde Kuh ist), betont er stets, dass Aura noch ein Kind sei, zum einen, weil er Grace nicht eifersüchtig machen will, zum Anderen weil Grace ihm RICHTIG Ärger mit dem Gesetz einbrocken könnte, wenn sie tatsächlich eifersüchtig würde.

 

Während Piper Laurie und Frederic Forrest selbstredend gute Rollen bekamen, wirken die jeweils eher kurzen Auftritte von Brad Dourif und James Russo leicht verschenkt. Dario Argento hatte für die Musik anscheinend schon hier eine Reunion von „Goblin“ angestrebt, doch die Overseas Filmcompany lehnte dies ab und bestand auf eine für amerikanische Zuschauer etwas zugänglichere Vertonung. Und so wurde Pino Donaggio verpflichtet, dessen Score dem Film zwar schon eine besondere Stimmung verleiht, manchmal aber auch schlichtweg daneben liegt. Die Musik zu den Szenen, in denen der kleine Junge zu sehen ist, welcher gegenüber vom Haus des Mörders wohnt, ist ziemlich bekloppt und nervig. Der Bengel allerdings ebenso.

 

Kommen wir zum Ende, das ich diesmal nicht spoilern werde. Es mag komplett Over-the-Top sein, aber es gelingt Argento tatsächlich, den Zuschauer ordentlich zu schockieren, was im Jahr 1993 wohl gar nicht mehr so einfach war. Psychologische Traumata spielen eine große Rolle im Genre des Giallo, aber nur selten sind diese wirklich schockierend für erfahrene Zuschauer. Anders hier. „Trauma“ ist ein gelungener Argento, und wem der Film „zu Amerikanisch“ ist, ein herzliches F.Y. Denn hätte ein amerikanischer Regisseur dieses Drehbuch umgesetzt, wäre wohl kompletter Mist dabei rausgekommen. Argento hat es einfach drauf.

Links

OFDb
IMDb

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