Satan der Rache

Deutschland | Italien, 1970

Originaltitel:

E Dio disse a Caino...

Alternativtitel:

E Deus Disse a Caim (BRA)

Y Dios dijo a Caín (ESP)

Et le vent apporta la violence (FRA)

And God Said to Cain (USA)

Deutsche Erstaufführung:

05. Februar 1971

Inhalt

Nach zehn harten Jahren im Strafgefangenenlager kommt Guy Hamilton (Klaus Kinski) auf freien Fuß und ihn treibt nur ein Gedanke an. Er will Rache nehmen an Acombar (Peter Carsten), dem Mann, der ihm einst seine Existenz, seine Frau Maria (Marcella Michelangeli) und die Freiheit genommen hat. Gleich zu Beginn seines Rachefeldzuges trifft Hamilton auf Acombars Sohn Dick (Antonio Cantafora), der auf dem Nachhauseweg ist und seinem Vater die Nachricht von Hamiltons Begnadigung überbringen wird. Diese Nachricht sorgt nicht nur bei Acombar, sondern auch bei seinen Helfershelfern für helle Aufregung und man trifft Vorsichtsmaßnahmen, außerdem setzt Hamiltons Verräter ein hohes Kopfgeld auf ihn aus. Da ein Sturm am aufkommen ist, kann der Rächer diese unübersichtliche Situation zu seinem Vorteil nutzen und es dauert nicht lange, bis es den ersten von Acombars Gefolgschaft erwischt...

Autor

Prisma

Review

Die Sonne brennt, die Männer des Straflagers schinden sich Tag für Tag kaputt, die unerbittlichen Aufseher dulden keine Unterhaltungen, quittieren Pausen mit Peitschenhieben und inmitten dieses kargen Settings sieht man den Protagonisten dieser Rache-Geschichte, Klaus Kinski. Die Erklärungen sind kurz aber präzise und der Einstieg gelingt mit wenigen Mitteln wegweisend. Antonio Margheritis Rache-Western kann in aller Bescheidenheit als großer Klassiker des Genres betrachtet werden, zumal das Ergebnis trotz seiner eher offensichtlich geringen Budgetierung überaus beachtlich ausgefallen ist. Die Geschichte um diesen brutalen Rachefeldzug kommt ohne Ausschmückungen im Bereich Nebenhandlung aus und die massive Konzentration auf das eigentliche Thema führt beim Zuschauer zu überaus intensiv wirkenden Eindrücken. Diese Intensität wird durch die ungewöhnlich morbide Gestaltung und die Zeichnung der Charaktere zusätzlich hochgeschaukelt, so dass der Eindruck des Zusteuerns auf eine Katastrophe unausweichlich wirkt.

 

Der komplette Verlauf hat nahezu ohne nennenswerte Sympathieträger auszukommen, sodass die übliche Suche nach solchen in einer interessanten Umkehrreaktion gipfelt, nämlich um sich dem amtierenden Anti-Helden an die Stiefel zu heften. Es scheint somit die Prämisse des Films zu sein, dass je brutaler und unmenschlicher es zugeht, es auch gleichzeitig desto besser sei, was überraschenderweise komplett aufgeht. Nicht nur der Verlauf ist trotz absoluter Vorhersehbarkeit unheimlich spannend, sondern vor allem die Tatsache, dass man gerne zum Komplizen von Guy Hamilton wird, bringt richtig Schwung in die Angelegenheit. Ebenso wie bei ihm kommt es also zu Überlegungen, wie man die Bande des verhassten Acombar möglichst qualvoll hinrichten könnte. Doch auch wenn man es meinen könnte, dient dieses Konzept weniger dem ausschließlichen Selbstzweck, als dass man kleine Spuren von Hoffnung und Tugenden hervorheben wollte. Dem Film steht seine intelligente Mischung aus verstörender Brutalität und diskreter Tragik sehr gut und die Gewissheit, dass es zu einem fulminanten Showdown kommen wird, schwebt verheißungsvoll über dem Gesamt-Szenario.

 

Vor Klaus Kinski kann man hier in der Titelrolle buchstäblich nur den Hut ziehen und seine Leistung bleibt in nachhaltiger Erinnerung. Dass der gesamte Verlauf vollkommen um ihn herum konstruiert wurde wirkt nicht so erdrückend, wie man vielleicht meinen könnte, da die restlichen Darsteller nicht nur als schmückendes, beziehungsweise irrelevantes Beiwerk angeboten werden. Guy Hamilton personifiziert das Leitmotiv Rache und den blanken Hass außergewöhnlich intensiv, es besteht kein Zweifel daran, dass er sein Ziel erreichen wird. Interessant bei der Inszenierung wird es, wenn man ihn dabei zusehen kann, welche Methoden er anwenden wird. Seine drastischen Mittel haben im Endeffekt nur einen Zweck, nämlich sein eigentliches Opfer auf eine indirekte Art und Weise zu foltern, bevor es ihm endgültig an den Kragen geht. Doch wird er keinesfalls als Sadist dargestellt, sondern als Mann, der eben zehn lange Jahre im Straflager Zeit zum nachzudenken hatte. Co-Produzent Peter Carsten bereichert seinen Film durch eigene Präsenz, die wenigen Carsten-Produktionen sind teilweise echte Geheimtipps geworden. Mit ihm hat die Person des Acombar das perfekte Gesicht bekommen, seine Erscheinung und sein immer mehr durchschimmerndes wahres Gesicht gibt der ganzen Aktion schließlich den wahren Sinn.

 

Der Zuschauer verachtet diesen Herrn ebenso wie Hamilton es tut, und es kommt zu dem zweifelhaften Eindruck, eine Art Genugtuung zu empfinden, wenn ihm alles genommen wird. Im Bereich der Emotionen beweist Peter Carsten erstaunlich greifbare Leistungen, es ist ein Glück, dass er in diesem Film mit von der Partie ist. Maria, seine attraktive Frau aus zweiter Hand, erfährt eine erfreulich stichhaltige Färbung von Marcella Michelangeli, zumal sie nicht sehr viele Möglichkeiten zur exponierten Entfaltung geboten bekommt. Gelöst wurde das Ganze daher optimal und sie findet sich hierbei mit dem Rest der Besetzung in guter Gesellschaft. Inszenatorisch gesehen ist "Satan der Rache" sehr dicht und packend ausgefallen. Überwiegend in der Dunkelheit spielend, sieht man eine mitreißende Hetzjagd eines Einzelgängers, der aufgrund seines Wissens um geheime Gänge und Katakomben wie ein Phantom umherschleichen, und aus dem Nichts zuschlagen kann. Drastische Szenen wie solche im Glockenturm oder der Kirche, werden durch fatale und genauso tödliche Irrtümer nur noch mehr forciert und das Zeitdiktat der Regie überträgt eine Form der nervösen Hochspannung, die im Endeffekt mit einfachen Mitteln kreiert werden konnte. Die bestimmend wirkende Bildgestaltung mit kleineren Finessen im visuellen Bereich und die musikalische Untermalung runden die positiven Eindrücke ab. Ein sehr eindringlich gestalteter Film, der für erneute Sichtungen immer wieder geeignet ist.

Autor

Prisma

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