Die Nonne von Monza

Italien, 1969

Originaltitel:

La monaca di Monza

Alternativtitel:

La monja de Monza (ESP)

La religieuse de Monza (FRA)

The Awful Story of the Nun of Monza (GBR)

The Nun of Monza (GBR)

The Lady of Monza (USA)

Deutsche Erstaufführung:

16. Januar 1970

Inhalt

Virginia de Leyva (Anne Heywood) stammt aus einer angesehenen Familie und ist Äbtissin des Klosters von Monza. Eines Tages wird die vermeintliche Ruhe im Konvent durch Giampaolo Ossio (Antonio Sabato) gestört, denn der junge Adlige aus der Nachbarschaft erschoss den Steuereinnehmer des Konvents und findet Unterschlupf bei den Schwestern. Dieser Regelverstoß hat allerdings weitreichende Folgen und zieht konspirative Machenschaften gegen Virginia nach sich, außerdem werden einige Keuschheitsgelübde auf die Probe gestellt. Pater Paolo Arrigone (Hardy Krüger) ist als Beichtvater der Nonnen wenig erfreut über die weltlichen Sitten hinter den Klostermauern, da er keinen Einfluss über die Vorgänge besitzt. Als Virginia schließlich des höchsten Amtes im Kloster enthoben wird, fasst sie den Entschluss, aus der Ordensgemeinschaft auszutreten. Doch der empörte Klerus schiebt einen eisernen Riegel vor und droht, es gegebenenfalls auf einen Schauprozess ankommen zu lassen...

Autor

Prisma

Review

Der italienische Regisseur Eriprando Visconti lieferte mit "Die Nonne von Monza" einen der vielleicht seriöseren Vertreter einer Gattung, die sich mit Vorliebe in alle Richtungen mit den Machenschaften hinter Klostermauern beschäftigte. Der Neffe von Luchino Visconti brachte es in einem Zeitraum von 20 Jahren auf kein Dutzend Filme, doch unter ihnen finden sich bekannte Genre-Vertreter, die es sogar zu einem gewissen Klassiker-Status bringen konnten. Dieser Film erhebt gleich zu Beginn den Anspruch, auf geschichtlichen Tatsachenberichten zu beruhen, auch wenn sich sicherlich Plot-Fragmente und mechanische Veranschaulichungen eingeschlichen haben, die streng der Publikumswirksamkeit unterliegen. Es steht wohl außer Frage, dass sich seinerzeit mehr zwischen Himmel und Hölle abgespielt haben dürfte, als man sich vorstellen möchte, doch das Beimischen von zeitgemäßeren Elementen macht diesen Beitrag nicht nur interessant, sondern platziert ihn geschickt zwischen geschichtlichen Gegebenheiten und Kolportage, die nur unter hervor gehaltener Hand publik werden konnte. Nach einem mehr als interessanten Einstieg entwickelt sich der Verlauf zu einer Art Liebes-Drama, in dem die Protagonisten von vorne herein zum Scheitern verurteilt zu sein scheinen. Durch eine gut traktierte Bearbeitung entsteht allerdings nicht der Eindruck, dass die Geschichte zu kopflastig inszeniert wirkt und es bleibt genügend Raum für die zahlreichen Finessen und visuellen Eindrücke, die das Genre in Hülle und Fülle zu bieten hat. Hier bekommt der Zuschauer allerdings keine Expertisen in Form zu vieler reißerischer Elemente geboten, sodass die Dosierung für einen nachhaltigen Eindruck sorgt.

 

Der ein oder andere könnte bei der vergleichsweise ruhigen Verlaufsform möglicherweise enttäuscht sein, da die Folter nur sparsam eingesetzt wird, die Libido sich wahlweise in Andeutungen oder kurz angebundenen, wenn auch prekären Bildern verliert, eine recht hohe Dialoglastigkeit besteht, und es im Endeffekt zu vielen ruhigen, ausladenden Sequenzen kommt. Aber auch die Hintergründe religiöser Seilschaften und konspirativer Machenschaften innerhalb der Klostermauern werden in ausreichendem Maß skizziert. Die titelgebende Äbtissin des Klosters wird exzellent von der Britin Anne Heywood dargestellt, die einige Jahre später in "Die Nonne von Verona" zu sehen war, ebenfalls in einer ähnlichen Rolle. Trotz des obligatorischen Armutsgelübdes der ansässigen Schwestern befindet sich der Orden in einem gut situierten Zustand, da die Familie der Oberin mit beträchtlichen finanziellen Mitteln im Hintergrund aushilft. Diese künstlich geschaffene Vormachtstellung findet naturgemäß die Missbilligung einiger Ordensschwestern, sodass es zu Neid und Missgunst kommt. Überhaupt lassen sich doch einige der sieben Todsünden in den ehrwürdigen Gemäuern aufspüren, was sich als günstiger Treibstoff für den insgesamt rund laufenden Motor erweist. Ein Eindringling und gesuchter Verbrecher stört den vermeintlichen Frieden des Hauses, sorgt außerdem bei jeder sich bietenden Gelegenheit für Unruhen, da er die Schwestern mit unzüchtigem Verhalten irritiert, oder auch mehr. Das Schauspiel von Antonio Sabato wirkt in diesem Szenario sehr gut platziert, da seine italienische Masche für Momente der Glaubwürdigkeit sorgen kann. Das Zusammenspiel mit Partnerin Anne Heywood bietet Phasen des gewaltsamen Sicherheitsabstandes und der verbotenen, aber prickelnden Intimität.

 

Neben ansprechenden Leistungen von beispielsweise Tino Carraro, Luigi Pistilli oder Pier Paolo Capponi, sowie der punktgenauen Leistungen von zahlreichen bekannten Gesichtern innerhalb des Kreises der durchtriebenen, von egoistischen Motiven getriebenen, aber auch temporär loyalen Schwestern, sieht man Hardy Krüger in der Rolle des Wolfs im Schafspelz. Als Beichtvater ist er über die unzüchtigen Vorgänge im Konvent informiert und scheint sich mehr daran zu ergötzen, als sich zu sorgen. Seine Absolution der speziellen Art zieht dabei allzu weltliche Register, und der Deutsche erweist sich als stiller Glücksgriff für diese Produktion, die jedoch vor allem eindrucksvoll von Anne Heywood beherrscht wird. Der Verlauf lässt zu keiner Zeit einen Zweifel darüber entstehen, dass man zielsicher in eine Katastrophe zusteuert, da die Maschinerie Kirche unerbittlich wie ein Uhrwerk funktioniert. Am Ende wird schließlich kein Geringerer als der Teufel selbst bemüht, da er nicht nur für die grassierende Unkeuschheit und Unzucht verantwortlich sein soll, sondern praktischerweise für allerlei Rechtfertigungen der Männerdomäne dienstbar gemacht wird. Die veranschaulichte Willkür wirkt auch unter nur vager Bebilderung sehr beklemmend und das Finale, welches im Abspann nochmals nicht müde müde wird darauf hinzuweisen, dass es sich um eine wahre Begebenheit handele, hinterlässt einen überaus trostlosen Eindruck, verhilft dem Film dadurch zu einem eloquenten Gesamteindruck. Wer schonungslose Nunploitation sucht, wird mit "Die Nonne von Monza" nicht vollends auf seine Kosten kommen, da Visconti sich quasi in jeder Szene dagegen wehrt, diesen Begriff zu bedienen. Vielmehr handelt es sich um eine ausgewogene und geradlinige Inszenierung, deren Balanceakt von Anfang bis Ende geglückt ist.

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Prisma

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