No One Can Judge Me

Italien, 1966

Originaltitel:

Nessuno mi può giudicare

Inhalt

Der junge Federico (Fabrizio Moroni) ist auf Arbeitssuche nach Rom gekommen und wird vom Besitzer des Standa-Kaufhauses (Gino Bramieri) angefahren. Daraufhin gibt ihm dieser einen Job als Fahrstuhlführer. Schon nach kurzer Zeit verliebt sich Federico in die Verkäuferin Laura (Laura Efrikian). Auf die hat es aber auch Kaufhausdetektiv Alberto (Alberto Terrani) abgesehen, und als sich dessen Wünsche bezüglich Laura nicht erfüllen, beschuldigt er sie des Diebstahls, um sie zu erpressen.

Review

NO ONE CAN JUDGE ME ist ein Feelgood-Musicarello aus der Produktionsschmiede der Mondial Televisione Film. Da es in den Filmdatenbanken von IMDb und OFDb hier ein paar Inkonsistenzen gibt, beginne ich damit. Es ist ein Zweiteiler, mit nahezu gleicher Besetzung, beide Teile aus dem Jahr 1966. Die IMDb listet beide Filme unter dem deutschen Titel SCHLAGER MIT CATERINA. Unter diesem Namen lief aber nur der zweite Film PERDONO (1966) in DDR-Kinos, das schließe ich aus der Inhaltsangabe. Der Erste scheint bei uns nicht gelaufen zu sein. Die OFDb listet den hier besprochenen Film NO ONE CAN JUDGE ME gar nicht, sondern ausschließlich die Fortsetzung PERDONO. Beide Teile gibt es seit 2021 auf Netflix mit deutschen Untertiteln, dort sind die Titelangaben korrekt.

 

Die Geschichte nimmt den arbeitssuchenden Fabrizio Moroni als Zentrum. Nachdem er sich bei einem Unfall das Bein gebrochen hat, stellt ihn der Übeltäter in seinem Kaufhaus ein. Schon hier wird es lustig, denn anscheinend hat die Hälfte aller Angestellten ihren Job einem Unfall mit dem rasenden Manager. Fabrizio schließt schnell Freundschaften mit den Kollegen. Zum Beispiel mit dem Nachtwächter Antonio (Nino Taranto), mit dem sich Fabrizio dann auch die Behausung teilt. Antonio wiederum verbindet eine Hassfreundschaft mit Carlo, gespielt von Nino Tarantos Bruder Carlo.

 

Nach einem anfänglichen Missverständnis verliebt sich Fabrizio in Laura (Laura Efrikian), deren Cousine Caterina (Caterina Caselli) ebenfalls im Kaufhaus tätig ist. Des Nachts schleicht sich Caterina in die Keller des Gebäudes, um mit ihrer Band an einer Gesangskarriere zu arbeiten. In sie ist wiederum Fabrizios Fahrstuhlführer-Kollege Vittorio (Vittorio Congia) verknallt. Für die Sängerin Caterina Caselli war es die erste Spielfilmrolle, und sie gibt unter anderem ihren Hit „Perdono“ sowie das Titellied „Nessuno mi può giudicare“ zum Besten.

 

Die Halb-Armenierin Laura Efrikian hatte zu diesem Zeitpunkt schon mehr Filmerfahrung. Ihr Filmdebut gab sie 1961 in Vittorio Cottafavis HERKULES EROBERT ATLANTIS (Ercole alla conquista di Atlantide, 1961). Gemeinsam mit ihrem Ehemann, dem Sänger Gianni Morandi, stand sie auch schon für Regisseur Fizzarotti in einer Musicarello-Trilogie (1964 – 1965) vor der Kamera. Mein Fall ist sie nicht.

 

Den Bösewicht des Films liefert Alberto Terrani ab, der einen Kaufhausdetektiv spielt, der Laura mit einem von ihm selbst unterschlagenen Personalkauf-Beleg zu erpressen sucht. Zuvor gibt es neben solch unangenehmen Begegnungen der schmierigen Art selbstredend Romantik, wenn Fabrizio und Laura während eines Betriebsausflugs in einer Berghütte Liebesschwüre austauschen. Auch zwischen Nachtwächter Antonio und der Sekretärin vom Chef wird es schließlich funken, lediglich die Romanze zwischen Caterina und Vittorio steht auf wackligem Fundament – wie wacklig, wird die Fortsetzung PERDONO zeigen, wo auch Fabrizios und Lauras Beziehung auf dem Prüfstand steht.

 

Fizzarottis NO ONE CAN JUDGE ME ist leichtfüßig inszeniert, mit weitgehend sympathischen Figuren und humorvollen Begebenheiten – was den Bösewicht umso ekliger erscheinen lässt. Auffällig ist der freundliche Umgangston im Kaufhaus zwischen Chefetage und Angestellten, Bandansagen, bei denen den Mitarbeitern für ihren Einsatz gedankt wird, etc. Ob das die damalige Realität widerspiegelt, sei dahingestellt, heute ist es definitiv nicht mehr so. Der Film ist somit ein charmanter Blick in eine vergangene (Schein-)Welt.

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