Nightmare

Italien | USA, 1981

Originaltitel:

Nightmare

Alternativtitel:

Cauchemars à Daytona Beach (FRA)

Pesadilla mortal (ESP)

Blood Splash

Nightmare in a Damaged Brain

Regisseur:

Romano Scavolini

Inhalt

Durch einen Fehler des Psychiaters Paul Williamson (Bill Milling) wird der gemeingefährliche Psychopath George Tatum (Baird Stafford) in New York in die Freiheit entlassen. Tatum war unfreiwilliger Proband einer neuen Medikamententestreihe. Aufgrund wiederkehrender Albträume, die aus einer Bluttat aus seiner Kindheit resultieren, hat er ein gestörtes Verhältnis zu Lust und Sex, welcher in ihm den Drang zum Töten auslöst. Doch sein Arzt hält alles nur für Tatums Einbildung, da dieser seine wahre Identität verschweigt, und dass er in Florida eine Familie hat – und zu der ist er nun, nach seiner Entlassung unterwegs.

Review

Bleiben wir beim Thema Sex. Ein Psychopath, der sich mit Schaum vorm Mund schreiend und zuckend auf dem Boden wälzt, wenn er eine Frau sieht, hat mit seiner Ehefrau drei Kinder gezeugt? Gottseidank waren wir da nicht dabei, das will ich nicht sehen müssen.

 

Romano Scavolinis „Nightmare“ ist ein bös-blutiger Slasher mit psychosexuellem Hintergrund und einer verwirrenden Geschichte. Da jeder diese Geschichte anders erzählt, werde ich mich kurz fassen, und – wie üblich – ein paar Mutmaßungen anstellen. Berginnen wir mit den Angaben zum Herstellungsland, da wird meist USA/Italien angegeben. Der Credit für Italien scheint lediglich auf der Angabe eines italienischen Regisseurs zu beruhen, denn nirgendwo in den Credits oder in Erzählungen taucht ein italienischer Geldgeber auf. Jedenfalls nicht beim Endprodukt. Doch genau da wird es verwirrend. Romano Scavolini schrieb in Florida das Drehbuch zu „Nightmare“, bot dieses Geldgebern der „Goldmine Productions“ an, welche anscheinend nur diesen einen Film gemacht hat. Dahinter verbergen sich John Watkins, William (Bill) Paul, Christopher Cronyn und Bill Milling.

 

Doch halt, vorher war da noch was anderes. Scavolini hatte in Florida ein eigenes Team auf die Beine gestellt, mit dem er den Film drehen wollte. Crew, Darsteller und weitere Geldgeber aus verschiedenen Ländern, Namen sind leider unbekannt. Goldmine Productions waren beunruhigt, hatten das Gefühl, dass sie die Kontrolle über die Größe des Projekts verloren, vor allem die Kontrolle über ihr Geld. Und so stiegen sie in den nächsten Flieger und feuerten vor Ort jeden, den sie vorfanden, ausgenommen den Regisseur. Sie brachten ein paar wenige Hungerdarsteller aus New York mit, die übrigen Rollen wurden mit Mitgliedern der neuen Crew besetzt. Polizisten wurden von Polizisten gespielt, die Bezahlung dürfte ähnlich dürftig ausgefallen sein, wie bei den Übrigen – Null, Nothing, Nada, Nichts. Hauptdarsteller Baird Stafford, welcher den Psychopathen Tatum spielt, war übrigens ursprünglich als Tontechniker engagiert, also kein Schauspieler. Dafür macht er seine Sache aber verdammt gut.

 

Nach Abschluss des Drehs in Florida hatte man einen viel zu kurzen Film mit gravierenden Lücken, und so dreht man nachträglich zusätzliche Szenen in New York. Womit wir beim Thema Tom Savini wären. Er war nicht dabei, hat er gesagt, doch wie kam sein Name aufs Originalplakat? Nun, angesichts der chaotischen Billigproduktion ist es wohl nicht verwunderlich, dass Savinis Aussage auf Streitigkeiten – also finanziellen Differenzen – mit den Produzenten beruht. Da Savini auf Fotos vom Dreh zu sehen ist, und zudem Darsteller aus „Nightmare“ seine Anwesenheit bestätigten, hat er sich irgendwann durchgerungen zuzugeben, dass er als Supervisor dabei war, aber nicht selbst Hand an die Effekte gelegt hätte. Eine Halbwahrheit? In Florida war er nicht dabei, wurde erst für die Nachdrehs in New York engagiert. Lt. Bill Pope, welcher stets am Set war, hat er dort auch selbst Hand angelegt. Mir scheint das glaubhaft, denn das Bild, dass Savini den bis 1981 noch völlig unbekannten Ed French beim Wursteln mit Kunstblut und Körperteilen zuschaut und selbst dabei untätig die Arme verschränkt, will mir nicht in den Kopf.

 

Wie kam also Savinis Name aufs Plakat? Nun, er wollte nicht genannt werden, weil er nur schlecht bezahlt worden war. Doch dann wollte auch Ed French nicht genannt werden, und so entschlossen sich die Produzenten wohl, den Bekannteren von Beiden „versehentlich“ auf dem Poster und in den Credits zu erwähnen. Für Italo-Fans ist schließlich wohl noch die Frage interessant, wie „Italienisch“ der Film geworden ist. Abgesehen vom psychosexuellen Hintergrund, der hier stark überzeichnet ist, muss man da wohl seine Phantasie bemühen und sich „Nightmare“ mit einem anderen Soundtrack, etwa von Riz Ortolani, vorstellen. Dann wäre er Italienischer.

 

Ich will jetzt nicht mehr auf die ganze Zensurgeschichte von „Nightmare“ eingehen, denn die hat es in sich. Uncut ist die originale US-Fassung, welche von 21st Century Films mit stolzen 250 Kopien in den amerikanischen Kinos distributed wurde. Kann man aus diesem blutigen Spektakel also irgendeinen erzieherischen Wert gewinnen? Klar kann man. Bei Sado-Maso-Spielchen immer die Tür abschließen, falls der Sohnemann früher aus der Schule kommt. Nicht bedenkenlos alles schlucken, was einem die Anstaltsleitung an Pillen reinschippen will. Und wenn der Psychiater schließlich die Entlassungspapiere fertig macht, durchaus mal nachfragen, ob er selbst noch bei Verstand ist.

 

Blu-ray technisch ist die Veröffentlichung von 88 Films uncut, die von Code Red ist es nicht. Eins noch – auf wikipedia wird Romano Scavolini ein hardcore-Porno-Hintergrund angedichtet, aber da hat man ihn wohl mit Bill Milling verwechselt. Mir wäre nichts dergleichen bekannt.

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Links

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IMDb

Kommentare (1)

  • Thomas Hortian

    Thomas Hortian

    19 März 2019 um 18:24 |
    Ich finde es schön, dass man noch Szenen in New York nachgedreht hat. Warum? Weil man den Film damit prima als Absacker nach einem thematisch, periodisch und geografisch ähnlich gelagertem Triple Feature aus "The Driller Killer", "Don't Go in the House" und "Maniac" genießen kann.

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