Mister Zehn Prozent - Miezen und Moneten

Deutschland | Italien, 1968

Alternativtitel:

Gángsters 70 (ESP)

Sigpress contre Scotland Yard (FRA)

Sigpress contro Scotland Yard (ITA)

The Psychopath

Deutsche Erstaufführung:

25. April 1969

Regisseur:

Guido Zurli

Kamera:

Franco Villa

Inhalt

Die Londoner Unterwelt hat neuerdings ein großes Problem, denn den Gangstern wird ihre Beute regelmäßig abgejagt. Hierfür zeigt sich aber nicht etwa Scotland-Yard verantwortlich, sondern der Gegner wird "Mister Zehn Prozent" (George Martin) genannt, der zusammen mit seinem Diener Periwinkle (Klaus Kinski) operiert, und das sehr erfolgreich. Die abgefangene Beute wird gleich an die Polizei übergeben, natürlich abzüglich der zehn Prozent Finderlohn für den Zwei-Mann-Betrieb. Als nächster Coup steht ein groß angelegter Versicherungsbetrug auf der Liste, dessen Aufklärung jedoch ungeahnte Gefahren mit sich bringt...

Autor

Prisma

Review

Der Einstieg in Guido Zurlis Gangster-Komödie provoziert zunächst förmlich eine gesunde Skepsis beim Zuschauer, da man im wenig originellen Vorspann mit einem, laut Credits offensichtlich von Ralph Siegel und Michael Kunze höchstpersönlich produziertem, und von Michael Martin gesungenem Titel-Schlager konfrontiert wird, der die Grenzen der Komik subversiv zu unterwandern versucht. Es folgen Sprüche, die etwas zu flott anmuten und mäßige Choreografien lassen nichts Gutes erahnen, doch dann kippt der Film plötzlich um, und das in einer sehr positiven Art und Weise, was man vielleicht schlicht und einfach Mut der Verzweiflung nennen könnte. Die Geschichte basiert auf einem Kriminalroman aus der "Neue Revue", eine Tatsache, die vielleicht nicht die günstigste Grundvoraussetzung darzustellen vermag, allerdings bekommt man auf inszenatorischer Ebene recht ordentliche Ansätze angeboten, stilistisch geht das Ganze sogar oft über den Durchschnitt hinaus.

 

Die Aushängeschilder dieses Beitrags im Konkurrenzkampf mit der Schwemme an handelsüblichen, beziehungsweise absolut gleich gestrickten Produktionen, bleiben die Titelfigur selbst, aber vor allem die herrliche Dynamik der Kamera, die sich dem Empfinden nach überall zu positionieren scheint und dabei eine Reihe von starken Momenten herbeiführt. Viele Ortswechsel, ein paar nette Spielereien und etliche krude Gestalten lassen die eher mäßige Story immer wieder rasante Zustände annehmen, sodass eigentlich nur wenig Leerlauf aufkommt, und der Film unterm Strich einen kurzweiligen Charakter vermitteln kann, ohne sich dabei todernst nehmen zu wollen. Die Titelfigur "Mister Zehn Prozent" wurde mit George Martin nahezu ideal besetzt, da er die Sympathien spielend auf seine Seite ziehen kann und nicht nur einen besonders agilen, sondern auch einen angenehm-gewitzten Eindruck hinterlässt.

 

Häufig veranstaltet er kleinere Maskeraden und führt seine Gegner an der Nase herum, überhaupt scheint er mit allen Wassern gewaschen zu sein und hat bei der Arbeit sichtlichen Spaß daran, ausgiebig in die Trickkiste greifen zu dürfen. George Martin bietet schließlich einen sehr erfrischenden Protagonisten an, der als halbes Pendant wesentlich interessanter wirkt als viele andere Herren, die in diesem Genre ihr Unwesen getrieben haben und oftmals an Karikaturen vorbei schlitterten. An seiner Seite sieht man Klaus Kinski als seinen treu ergebenen Diener, dessen vorausschauende Fähigkeiten ihn zur rechten Hand werden lassen. Kinski agiert zur Abwechslung vollkommen beherrscht und distinguiert, unterstützt wird dieser Auftritt durch eine feine sarkastische Note, die die ansonsten so platt ausgefallenen Dialoge etwas aufwerten kann. Des Weiteren sind die ungleichen Damen der Schöpfung zu erwähnen, für die Ingrid Schoeller und Karin Field zunächst einmal schöne Gesichter mitbringen.

 

Die Rollen sind etwas nebulös angelegt, sodass man sich Spielräume für potentielle Überraschungen offen hält, vor allem Karin Field sieht man in diesen Turbulenzen in einer glänzenden Spiellaune, dass sich das Anschauen alleine schon deswegen rentiert. Auf Basis einer Komödie lassen sich zwischen Fehlzündungen und echter Situationskomik einige Eindrücke sammeln, Tempo und Kostproben von Action blicken immer einmal wieder vorsichtig über den Tellerrand und auch wenn Guido Zurlis Beitrag im Endeffekt keine Bäume ausreißen kann, handelt es sich doch um angemessene Unterhaltung im Dunstkreis der offenkundigen Plagiate. Falls alle Stricke reißen und "Mister Zehn Prozent" doch floppen sollte, gibt es in dieser kleinen Krimi-Komödie immer irgend einen gerne gesehenen Interpreten, der bei der Stange halten kann und hier besteht sogar die Möglichkeit, dass es gleich mehrere sein könnten. Kann man sich anschauen.

Autor

Prisma

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