Matchless - Der unsichtbare Spion

Italien, 1967

Originaltitel:

Matchless

Alternativtitel:

Mission T.S. (FRA)

Sin rival (ESP)

Mission Top Secret (USA)

Matchless - Unvergleichlich!

Deutsche Erstaufführung:

24. November 1967

Regisseur:

Alberto Lattuada

Inhalt

Der amerikanische Journalist Perry Liston wird während seiner Recherchen in China der Spionage verdächtig und gerät in ein Gefangenenlager. Ein Mitinsasse, ein im Sterben liegender alter Mann, vermacht dem Agenten, der keiner ist, einen Ring, mit dem er (Perry Liston) sich unsichtbar und einhergehend vom Acker machen kann, um wohlbehalten in seine amerikanische Heimat zurückzukehren. Dort eingetroffen wird Liston aufgrund seiner aktuellen Fähigkeit sich unsichtbar zu machen von General Shapiro als Agent angeworben und einhergehend auf den Supervillian Andreanu, in dessen Besitz sich ein Serum befindet, dessen Wirkung Ost- wie Westagenten nicht abschätzen können, angesetzt. Dank seines Zauberrings gelingt es Liston das geheime Serum zu stibitzen, sodass ihm fortan diverse Agenten, die allesamt scharf auf den obskuren Trank sind, an den Fersen kleben.

Review

„Matchless - Der unsichtbare Spion“ stellt sich als eine recht gelungene Genrepersiflage vor. Der Wortwitz der deutschen Synchronisation weiß überwiegend zu gefallen und verliert seine Kraft nur innert seiner phasenweise vorhandenen albernen Momente. Diese Albernheiten wurzeln wiederum in Situationen beziehungsweise Sequenzen, die einfach zu lang ausgespielt wurden, was sich in letzter Konsequenz als Manko ausbuchstabieren lässt, denn das Gesamtwerk könnte in gestraffter Form deutlich erfolgreicher sein, als es ihm schlussendlich beschieden ist. Und jetzt heißt es: Flink anschnallen, denn die Zeitmaschine (H. G. Wells wird uns tatsächlich begegnen) eiert los und macht in der zweiten Hälfte der 1940er eine erste Zwischenstation.

 

Die Zeit nach Hiroshima, die Zeit in der die Sowjets das Gefühl beschlich einige Meter Boden an die Amerikaner verloren zu haben, sodass den Russen ein Indikator beschert wurde, welcher der späteren Geburt des Kalten Kriegs, der sich schlussendlich über Propaganda sowie über den Wettkampf um den größeren Bizeps definierte, als Hebamme zur Seite stand. In diesem perversen Spiel um atomare Waffen dominierte auf sowjetischer Seite Pawel A. Sudoplatow, ein KGB Offizier, der als Dunkelmann für die Trotzki-Ermordung verantwortlich zeichnet und ab Mitte der 1940er als einer der Hauptakteure innert der Atomspionage agierte. Dieses Thema, das Wettrüsten mit dem Ziel die stärkste Atomwaffe zu kreieren respektive zu besitzen, wird von Alberto Lattuada mit einem begleitenden Augenzwinkern bagatellisiert, denn der Regisseur lässt die Großmächte in den Wettstreit um ein Serum einziehen, dessen Wirkung niemanden bekannt ist. Die Motivation zu diesem „Ringkampf“ besteht ergo lediglich darin, dem Gegner jenes Objekt der Begierde zu verwehren. Um den Zweikampf weiter anzuheizen tritt obendrein die maoistische Armee Rotchinas, ein überaus populäres Gefahrenbild des Agentenfilms, in die Schlacht um das umschwärmte Nichts ein. Währenddessen setzt die gelbe Gefahr auf Drehfolter und eine ganz besondere Form der Gesichtsumwandlung, welche eine Hirnumpolung inkludiert und dabei wahrhaft verblüffende Resultate erntet, die den Zuschauer manches Schmunzeln abverlangen.

 

Nebst dem erwähnten Schmunzelmodus dirigierte mich Alberto Lattuada allerdings auch in den Staunmodus, da der „Strippenzieher“ sein Finale nicht (wie bei einem den Ost West Konflikt ansprechenden Eurospy-Vehikel spekulierbar) in die einst geteilte Stadt, sondern in die Hansestadt Hamburg verlegt. Hier könnte man von der Verlagerung, einer speziellen Technik der Filmparodie, sprechen, da der Erwartungshaltung des fachkundigen Zuschauers ein topografischer Streich (Hansestadt statt Mauerstadt, Elbtunnel statt Abhörtunnel) gespielt wird.

 

Das personelle Kernstück innert der umrissenen Jagd, der Journalist Perry Liston, wird erst im Anschluss an seine Rückkehr aus China von General Shapiro zum Agenten ernannt. Der primäre Grund ist Listons Fähigkeit sich mithilfe eines Serums unsichtbar zu machen, was ihm - für eine begrenzte Zeit - die mächtigste Tarnung eines Spions beschert. Der Regisseur spielt somit mit einer Ingredienz, die Unsichtbarkeit, welche(s) vornehmlich dem Science Fiction- respektive dem Mad Scientist-Film zugeordnet wird.

 

Die Verwandlungen in eine andere Peron, in ein anderes Lebewesen oder in einen anderen Zustand lösen bei dem sich Verwandelnden meist derbe körperliche wie psychische Folgen aus. Doch divergierend zu dem feschen, gutherzigen und wissensdurstigen Doktor Jekyll oder zum verfluchten Plüschtier des Horrorkinos, dem Werwolf, der nach seiner Rückverwandlung zum Menschen ohne Kleidung sowie ohne Erinnerung an seine Gräueltaten dasteht oder liegt oder was weiß ich wie er aufwacht, hat Perry Liston während und unmittelbar nach seiner Unsichtbarkeit, freilich alles im Griff, erfreut sich bester Gesundheit und führt seine Gegenspieler fortwährend und überaus emsig an der Nase herum.

 

Das Thema Unsichtbarkeit verfügt innerhalb der Lichtspiele freilich über ein großzügiges Einsatzgebiet, was unter anderem dem Enkel von Dr. Jack Griffin (dem von H. G. Wells geschaffenen und von James Whale visualisierten Prototyp eines Unsichtbaren) ermöglichte (jedenfalls nachdem sich die USA von ihrer Neutralität gegenüber Hitlerdeutschland verabschiedeten), erstmals gegen die Nazis anzutreten. Eine Konfrontation, welche auch die seriellen Helden Mr. Moto, Sherlock Holmes und Tarzan nicht scheuten.

 

„Spione und Journalisten sagen nie die Wahrheit.“

 

Während der Exposition, die in China beginnt und in den USA abgeschlossen wird, erfahren wir, dass Liston im Laufe (s)eines Journalisteneinsatzes in Korea den Decknamen Matchless erhielt, welcher ihm in seiner neuen Rolle als Agent erhalten bleibt, was der Filmfirmierung („Matchless - Der unsichtbare Spion“) freilich (s)eine Legitimation bescheinigt. Dessen Darsteller, der Star aus zahlreichen TV-Serien und Genrefilmen, Patrick O'Neal, macht - wie man es von einem Routinier erwartet - seine Sache als Spion für das Land der unbegrenzten Möglichkeiten recht gut. Weitere Auftritte wurden dem Agenten Matchless jedoch nicht zugestanden, sodass es schlussendlich bei einem einmaligen Einsatz im Eurospy-Universum blieb und Perry Liston kein Bekanntheitsgrad beschieden ist, der ihn in einem Popularitätsrennen mit Genrehausnummern wie Jack Clifton oder Francis Coplan konkurrieren ließe.

 

Fazit: „Matchless - Der unsichtbare Spion“ gestaltet sich - wie eingangs erwähnt - als eine ordentliche Genrepersiflage, über dessen Mankos man unverzagt hinwegsehen kann, sodass schlussendlich ein überwiegend positiver Eindruck erhalten bleibt. Besonders lobenswert ist übrigens der Morricone-Score, der in manchen Passagen gar gialloesk klingt.

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