Die letzte Rechnung zahlst du selbst

Deutschland | Italien, 1968

Originaltitel:

Al di là della legge

Alternativtitel:

Um Colt... para os Filhos do Demônio (BRA)

Más allá de la ley (ESP)

Pas de pitié pour les salopards (FRA)

À Margem da Lei (POR)

Beyond the Law

Bloodsilver

The Good Die First

Deutsche Erstaufführung:

30. August 1968

Regisseur:

Giorgio Stegani

Kamera:

Enzo Serafin

Inhalt

Der junge Mineningenieur Novack kommt frisch aus Europa zu seiner neuen Arbeitstelle in eine Silbermine. Erst als er dort ankommt merkt er, dass die ihm anvertrauten Lohngelder verschwunden sind. Gestohlen haben sie drei Ganoven: Cutlip, der Prediger und der Schwarze. Doch Cutlip freundet sich mit dem Greenhorn an und fängt an darüber nachzudenken dass er älter wird. Dass die Köchin der Silbermine verdammt attraktiv ist. Dass das Ansehen, welches ihm in der Stadt entgegengebracht wird, seinem Ego schmeichelt. Und dass der Sheriffposten derzeit vakant ist. Seine Freunde finden dass nicht so toll, aber die Entscheidung über das Bleiben oder Gehen nimmt ihnen der Bandit Burton mit seiner Bande ab: Der nämlich überfällt die Stadt, nimmt einen Haufen Geiseln und will dafür die Silbervorräte der gesamten Stadt. Und es stellt sich die Frage, auf wessen Seite Cutlip und seine Kumpels nun stehen werden …

Autor

Maulwurf

Review

Als ich die DVD aus dem Stoß ungesehener Filme herauszog bin ich angesichts der FSK 12-Freigabe schon ziemlich ins Schwanken gekommen ob ich mir das wirklich antun soll. Immerhin merkte ich zu diesem Zeitpunkt, dass ich den Film mit DIE RECHNUNG WIRD MIT BLEI BEZAHLT (aka VON MANN ZU MANN) aus dem gleichen Jahr verwechselt hatte. Da ich diesen aber nicht in meinem Besitz habe wurde es dann doch LETZTE RECHNUNG. Beim Vorspann wurden dann die Augen immer größer und die Ohren immer länger. Die Augen wegen der unglaublichen Besetzung, die Ohren wegen der Winnetou-artigen Titelmusik. Die Erwähnung einer deutschen Koproduktion passte recht gut zu der FSK-Freigabe und den symphonisch-schmeichlerischen Klängen, und irgendwie bin ich immer mehr ins Zweifeln geraten ob das wirklich das ist was ich will …

 

Ich darf verraten, dass ich die Entscheidung nicht bereut habe. Ja, der Film ist unblutig. Ja, es gibt keine grausamen Sadismen. Ja, der Film bis auf wenige Ausnahmen hell und freundlich gezeichnet. Und ja, Figurenzeichnung und Storyverlauf erinnern in ihrer unschuldigen Einfachheit eher an die europäischen Western bis etwa 1965 (wozu ja die Winnetou-Mucke dann auch wieder passt). Aber muss es denn wirklich immer die Brutalität von AUF DIE KNIE, DJANGO sein? Oder die kompromisslose Düsternis des originalen DJANGO? Und auch wenn ich in ein paar Szenen an Burt Kennedys (genialen) AUCH EIN SHERIFF BRAUCHT MAL HILFE denken musste, bleibt immer noch genügend Western-Stimmung übrig damit der Streifen Spaß macht und unterhält.

 

Zudem bietet LETZTE RECHNUNG eine Besetzung an die sich gewaschen hat. Starten tut der Film mit Antonio Sabato als Greenhorn, das jedem und allem vertraut und hilfsbereit ist ohne Ende. Nun gut, das gibt sich irgendwann, aber mit seinem jungenhaften Mich-kann-man-reinlegen-Gesicht und seinem Charme passt Sabato perfekt in die Rolle. Die Hauptrolle allerdings liegt bei Lee van Cleef, der zwar als schlitzohriger Gauner beginnt, aber im Lauf des Films immer weiter in Richtung eines ehrbaren Bürgers tendiert – und zwar durchaus auch gegen seinen Willen. Eine interessante und starke Charakterstudie eines völlig unterschätzten Schauspielers, der klamottentechnisch in der Nähe seines Charakters in Eugenio Martins MATALO anzusiedeln ist und Mut zum Haar trägt. Was man von Bud Spencer als Minenbesitzer nicht behaupten kann. Ich schätze mal dass dies sein erster Film nach der Filmpause war: Bud Spencer hat hier keinen Vollbart! Unglaublich, und anschließend nie wieder gesehen. Filmtechnisch also eine Besonderheit, aber ganz ehrlich: Stand ihm auch nicht besonders …

 

Und sonst? Na ja: Ann Smyrner (u.a. KOMMISSAR X – DREI GELBE KATZEN), Herbert Fux, Lionel Stander in einer Rolle die ihm gut steht und wo er nicht nervt, Enzo Fiermonte, Romano Puppo, Günther Stoll (in einem Western!!), Graziella Granata. Und natürlich Gordon Mitchell, der zwischen den Begriffen dämonisch und lächerlich hin- und herpendelt und dabei tatsächlich halbwegs überzeugend wirkt. Sein fledermausartiger Abgang hat mich sehr beeindruckt.

 

Die Umsetzung der Story ist, ich hatte es bereits erwähnt, leider oft etwas altbacken. Die braven Bürger der Stadt stehen hinter ihrem Sheriff wie eine Eins und sind bereit wie die Fliegen für die gute Sache zu sterben (Sprich: Für den Reichtum des Minenbesitzers). Es gibt eine helle und freundliche Schule, beim Gründerfest haben alle viel Spaß, und irgendwie wird hier eine Spießerwelt propagiert die zumindest nicht die meine ist. Die andere Seite, gewissermaßen das Darknet, dargestellt durch die Bande des bösen Burton, ist aber auch kein Platz zum Wohlfühlen. Nicht mal dreckig lachen dürfen Burtons Männer (sind ja auch keine Mexikaner), und Gordon Mitchell bleckt nicht mal richtig seine Zähne sondern schaut nur finster. Das allerdings kann er dann richtig gut.

 

Und irgendwie kommt in Summe ein Wohlfühl-Western dabei rum. Die Schlussschiesserei (was für ein Wort) macht Laune und viele Tote, Lee van Cleef zeigt was er alles drauf hatte, und die fast zwei Stunden werden in keiner Sekunde lang. Schließlich gibt es genügend Western, die mit 80 Minuten schon zum Einschlafen sind. Also: Anschauen, überrascht sein, wohlfühlen, ins Regal stellen, vergessen. Und irgendwann viele Jahre später wieder rausziehen und anschauen, überrascht sein, …

Autor

Maulwurf

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IMDb

 

 

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