Hochwürden Don Camillo

Frankreich | Italien, 1961

Originaltitel:

Don Camillo monsignore... ma non troppo

Alternativtitel:

Don Camilo monseñor pero no tanto (ARG)

As Últimas Aventuras de Dom Camilo (BRA)

Don Camilo monseñor... pero no tanto (ESP)

Don Camillo... Monseigneur! (FRA)

Don Camilo op de Barricade (NLD)

Dom Camilo Monsenhor (PRT)

Don Camillo: Monsignor

Deutsche Erstaufführung:

25. September 1962

Regisseur:

Carmine Gallone

Inhalt

Don Camillo (Fernandel) ist mittlerweile als Monsignore nach Rom beordert worden. Auch Peppone (Gino Cervi) sitzt als Abgeordneter in Rom und doch sind die beiden sich seit Jahren nicht mehr begegnet. Sie langweilen sich zu Tode und es plagt sie das Heimweh. Camillo vermisst seine kleine Gemeinde in Brescello, und Peppones Familie hat sich geweigert, mit ihm nach Rom zu kommen.

 

So freuen sie sich über den aufkommenden Konflikt über den Bau eines sozialen Wohnhauses in Brescello, dem ein Madonnenschrein im Weg steht. Sie nutzen die Gelegenheit, um nach Brescello zurückzukehren, doch statt hartem Kampf ist diesmal Entspannung angesagt. Der Konflikt wird – ganz dem Zeitgeist entsprechend – vernünftig beigelegt.

 

Doch die Vernunft setzt aus als Peppones Sohn Walter kirchlich heiraten will. Im Kampf darum, ob Walter nun nach kommunistischen Regeln ausschließlich standesamtlich oder seinem Wunsch entsprechend kirchlich getraut wird, greift die militante Kommunistin Gisela (Gina Rovere) zu unfairen Mitteln. Sie klaut Don Camillo die Kleider als dieser ein Bad im Po nimmt. Das schreit nach Rache. Als ein gewisser Pepito Sbazzeguti allerdings einen hohen Fußball-Totogewinn erzielt, diesen seltsamerweise aber nicht abholt, entwickeln sich die Dinge zu Don Camillos Zufriedenheit.

 

Als Gisela im Wald ein Sack über den Kopf gezogen und ihr Hintern mit roter Farbe lackiert wird, rufen die Kommunisten zum Generalstreik auf, welcher sich nach einer Provokation der Amerikaner gegenüber Russland auf ganz Italien ausweitet. Bei Straßenschlachten zwischen Polizei und Kommunisten kommt schließlich einer von Peppones Leuten – ein junger Mann aus Brescello - ums Leben.

Review

Seit den Geschehnissen in DIE GROSSE SCHLACHT DES DON CAMILLO ist ein Jahrzehnt vergangen, und Italien steht ganz im Zeichen einer vorübergehenden Entspannung des Kalten Krieges und einer florierenden Wirtschaft. Don Camillo und sein Gegenspieler Giuseppe „Peppone“ Botazzi sind ergraut, gemäßigt und gelangweilt. Fast scheint es als hatte Regisseur Carmine Gallone einen verfrühten Abgesang des Duos im Sinn. Auch Gallone selbst zählte zum Zeitpunkt der Dreharbeiten bereits gute 75 Lebensjahre, und vielleicht liegt es auch daran, dass HOCHWÜRDEN DON CAMILLO deutlich behäbiger ausgefallen ist als sein Vorgänger, bei dem immerhin derselbe Regisseur am Werk war. Dem Film fehlt es an Tempo, stattdessen herrscht eine gewisse Melancholie vor.

 

Mit einer Lauflänge von 117 Minuten nimmt sich Gallone die Muße, dem Zuschauer zunächst ein verändertes Italien zu zeigen. Entspannung, Wirtschaftsboom, schwindende Armut. Don Camillo und Peppone wirken indessen aus der Zeit gefallen, Relikte vergangener Kampftage. Doch nichts davon würde von Bestand sein. Nach einer überlangen Einleitung kehren beide nach Brescello zurück, entschlossen, ihren Zielen kampfbereit entgegenzutreten. Doch noch sind sie gezähmt. Im Streit um den Bau von Sozialwohnungen, für die ein Madonnenschrein versetzt werden soll, versuchen sich beide darin zu übertreffen, sich als jeweils Vernünftigeren zu präsentieren. Da der Zuschauer die beiden Charaktere aus drei vorangegangenen Filmen kennt, wirken Camillo und Peppone so ihrer Zeit entfremdet, denn der Widerwillen zur Entspannung ist ihnen anzumerken.

 

Aber das hält nicht lange an. Schon bald fallen beide zurück in alte Gewohnheiten, und siehe da, jetzt fühlen sie sich wieder zuhause. Sie verzögern ihre befohlenen Abreisen mit allen Tricks, denn Peppones Partei hat ihn längst zurück nach Rom gerufen, so wie der Vatikan Don Camillo. Sie reden sich ein, Brescello käme ohne sie nicht klar, und natürlich wollen sie auch gar nicht wieder nach Rom. Trotz aller Komik entsteht so ein Gefühl von Melancholie, denn das Herz ist, wo das Zuhause liegt. Doch Peppones und Don Camillos Zuhause liegt in der Vergangenheit.

 

HOCHWÜRDEN DON CAMILLO ist ein Slow Burner und macht den Eindruck als sollte es der letzte Film der Reihe werden. Umso überraschender ist es, dass den Zuschauern mit dem nachfolgenden GENOSSE DON CAMILLO unter der Regie von Luigi Comencini noch mal ein echtes Highlight erwartete.

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