Herkules, Samson und Odysseus

Italien, 1963

Originaltitel:

Ercole sfida Sansone

Alternativtitel:

Hercule, Samson et Ulysse (FRA)

Hércules, Sansón y Ulises (MEX)

Hércules Contra Sansão (POR)

Hercules, Samson & Ulysses (USA)

Deutsche Erstaufführung:

11. Mai 1964

Regisseur:

Pietro Francisci

Inhalt

Ein schreckliches Seeungeheuer bedroht die Fischer der Insel Ithaka, die Hilfe bei ihrem König Laertes (Andrea Fantasia) suchen. Der schickt seinen Sohn Herkules (Kirk Morris) und dessen Freund Odysseus (Enzo Cerusico) mit einem Schiff auf die Jagd nach dem Monster.  Es gelingt ihnen, das Früchtchen zur Strecke zu bringen, doch mit letzter Kraft zerstört es das Schiff. Nur Herkules, Odysseus und vier weitere Männer können sich auf ein Floß retten, das die Küste Judäas erreicht.

 

Der Hüne Samson (Iloosh Khoshabe als „Richard Lloyd) kämpft als Befreier gegen das Volk der Philister. Doch niemand seiner Feinde weiß, wie er eigentlich aussieht, da keiner seiner Gegner je überlebt. Nachdem er den Lieblingslöwen des Königs der Philister getötet hat, versteckt ihn der Gerber eines kleinen Dorfes. In genau dieses Dorf kommen Herkules und seine Begleiter nach der Landung an Judäas Küste. Dort rät man ihnen, nach Gaza zu gehen, um ein neues Schiff zu bekommen. Samson zeigt sich ihnen nicht, denn er misstraut diesen Fremden, die behaupten aus Griechenland zu kommen.

 

Wenig später metzeln die Soldaten der Philister das Dorf nieder, nachdem sie Spuren entdecken, dass die Bewohner Samson dort versteckt hielten. Als Herkules auf dem Weg nach Gaza mit bloßen Händen einen Löwen tötet, hält man ihn für den berüchtigten Samson. Doch Delilah (Liana Orfei), die Frau des Philisterkönigs, ist nicht überzeugt. Sie will den Fremden, der behauptet Grieche zu sein, benutzen, um Samson eine Falle zu stellen.

Review

Wir erinnern uns, Pietro Francisci ist der Regisseur der ersten beiden Original-Herkules-Filme mit Steeve Reeves, und so ignoriert er auch allen Schnodder, der in den 4 bis 5 Folgejahren entstand und macht genau da weiter, wo seine Geschichten aufgehört haben. Mit anderen Darstellern, da zumindest die Headliner seiner ersten beiden Filme nicht zur Verfügung standen. Herkules – vormals Steeve Reeves – wird von Kirk Morris gespielt, seine Frau Iole – vormals Sylva Koscina – stellt Diletta D’Andrea dar, und aus Gabriele Antonini als Odysseus wurde Enzo Cerusico. Wiederverpflichtet werden konnten Andrea Fantasia und Fulvia Franco als König Laertes und Frau, den Eltern von Odysseus.

 

Pietro Francisci übernahm neben Regie und Schnitt auch das Drehbuch, und wieder würfelt er abenteuerlich die Legenden zusammen. Diesmal insbesondere in Form der Zugabe von Samson und Delilah, wobei die Grundelemente der Geschichte zwar vorhanden aber völlig verdreht wurden. Und das ist keineswegs negativ gemeint, denn Francisci gelingt es wie schon in seinen vorangegangenen Peplums bunte und spannende Unterhaltung, diesmal mit ein paar überraschenden Gewaltspitzen, die in der deutschen Kinofassung auch etwas zensiert wurden. Ebenfalls nicht in der deutschen Fassung vorhanden ist das Intro des Films, dass irgendwie auch sein größtes Manko ist: das Seeungeheuer. Eine Gruppe von Fischern stößt auf das Ungetüm, welches ein stinknormaler Seelöwe ist, von dem wir glauben sollen, er wäre riesig und könnte ganze Menschen verschlingen. Funktioniert nicht. Bei Szenen, in denen sich das Tier schneller bewegen muss, ist es gar eine Seerobbe, deutlich zu erkennen an der anderen Farbe und Form. Als Herkules, Odysseus und Gefährten dem Tier später per Schiff nachstellen und es zur Strecke bringen, handelt es sich um Nachtszenen, und es tobt ein Sturm, weswegen das Ganze nicht so lächerlich wirkt, wie in der Eröffnungsszene.

 

Aber was erwartet den Zuschauer an der Muskelfront? Ein Kampf mit einem Stier (Griechen, die nicht wissen, was ein Stier ist?), ein Kampf mit einem Löwen, ein Kampf der Giganten (Herkules und Samson schmeißen sich Pappmaché-Ruinen um die Ohren), und am Ende schmeißen sie gar gemeinsam einen ganzen Tempel um. Anders als der eher smart wirkende Kirk Morris (sehr attraktiv mit Bärtchen), wirkt der Iraner Iloosh Khoshabe geradezu martialisch. Wie er allein, stets zwei Speere gelichzeitig schleudernd, einen ganzen Trupp Philister zur Strecke bringt, ist wirklich sehenswert. Und wie er unmittelbar zuvor mächtig zwei Büsche zur Seite tritt, herrlich.

 

Wer sich weniger für muskelbepackte Männer begeistern kann, wird mit Liana Orfei als Delilah bestens entschädigt. Hervorgehoben sei hier zum einen ihre Tanzszene mit Peitschen-Antreiber im Hintergrund, zum anderen ihr affenscharfes Kriegerinnen-Kostüm im Finale. Das war so scharf, dass Kameramann Silvano Ippoliti sie leider nur den Bruchteil einer Sekunde komplett zeigt, und dann ruckartig nach oben fährt, um für den Rest ihrer Szenen von der Hüfte aufwärts zu verweilen. Der Moment ist – ebenso wie ihr Lederkleidchen - gar so kurz, dass es mir trotz mehrerer Versuche nicht gelungen ist, ihn als Screenshot einzufangen. Hörenswert ist dagegen die Musik von Angelo Francesco Lavagnino, die ihren Teil dazu beiträgt, diesen Herkules-Film des beginnenden Spätstadiums zu einem der lohnenswerteren Beiträge zu machen.

 

Zum Schluss möchte ich noch erwähnen, dass die Inhaltsangabe auf wikipedia zu „Herkules, Samson und Odysseus“ an zwei gravierenden Stellen inhaltlich falsch ist. Samson wird keineswegs von den Dorfbewohnern gefangen gehalten sondern vom Gerber des Dorfes und dessen Familie versteckt. Die übrigen Bewohner wissen nichts von seiner Anwesenheit. Und Delilah schlägt sich keineswegs auf Herkules‘ oder Samsons Seite sondern versucht selbstredend, die beiden reinzulegen. Aber Wunder-Leuchter Kirk Morris fällt nicht auf sie rein. Tatsächlich richtig scheint dagegen die Behauptung, dass die Soldaten der Philister Wehrmachts-Helme tragen.

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