Glut der Sonne

Italien | Spanien, 1967

Originaltitel:

Dove si spara di più

Alternativtitel:

La furia de Johnny Kid (ESP)

Un doigt sur la gâchette (FRA)

Ultimate Gunfighter (USA)

Deutsche Erstaufführung:

06.10.1972

Regisseur:

Gianni Puccini

Inhalt

Die beiden Großgrundbesitzerfamilien Campos und Mounters liegen seit Ewigkeiten im blutrünstigen Clinch. Immer wenn bei einer Sippe Blut durch den anderen Clan vergossen wurde, wird sofort zum Gegenschlag ausgeholt und es scheint kein Ende in Sicht zu sein. Beide Familien entschliessen sich, den Streit ein für alle Mal bei einem Duell zu klären, allerdings wird der der Mounters-Clan von den Campos in einen Hinterhalt gelockt und wahrhaftig dezimiert. Gedeckt werden sie dabei vom örtlichen Sheriff (Piero Lulli), welcher mit Lodorigo Campos (Pietro Martellanza) ein besonderes Schicksal teilt und sich dessen Familie gegenüber verbunden sieht. Um mit den verbliebenen Mounters abzurechnen, gelangt auch der jüngste Spross der Familie, Johnny (Peter Lee Lawrence) in die Fänge der Campos, wo er von Lodorigo und seinen Handlangern sadistische Spiele über sich ergehen lassen muss. Zum Glück gelingt Johnny mit dem Gauner Lefty (Andrés Mejuto) die Flucht und zum Dank macht der alte Ganove aus dem unerfahrenen Bub einen Revolverhelden und Mann. Bei einem Überfall verguckt sich Johnny in die schöne Giulietta (Cristina Galbó), welche ebenfalls größe Gefühle für den jungen Draufgänger hegt - leider ist sie eine Campos und auch wenn sich beide Hals über Kopf ineinander verlieben, so ist der gegnerische Familienkonflikt damit noch lange nicht beigelegt...

Review

Ein schöner Western wird hier von Gianni Puccini aufgetischt, zwar sein einziger bleihaltiger Beitrag, dafür gewürzt mit Shakespeare's Romeo & Julia und das sogar noch ein Jahr bevor Enzo G. Castellari seine ebenfalls gelungene Hamlet-Interpretation in Form von "Django - Die Totengräber warten schon" abdrehte. Und auch Puccini versteht es, mit der Romanvorlage umzugehen und auf ihr aufzubauen. Denn die Message wird hier unverständlich klar: Gewalt sollte keine Lösung sein, sie begräbt den Hass nicht - sondern (früher oder später) nur die Leute, welchen ihm frönen. Das hierzu noch diese Love-Story zur Familienfehde mit eingefädelt wurde, erscheint vielleicht einigen plakativ und unglaubwürdig, während es auf mich einen besonderen Reiz ausübte und diesen Film immens vor dem Durchschnitt rettete, was aber keinesfalls an den Darstellern, dem Setting oder der Musik lag - aber nach so vielen Italo-Western hat man die typische Revenge-Story irgendwann satt, oder freut sich zumindest, wenn dennoch neue Akzente dazu gewonnen werden können und genau aus diesem Grund kann er sich gegenüber anderen Genre-Vertretern wohltuend abheben.

 

Der Cast steht dem Film ebenfalls gut zu Gesicht und Peter Lee Lawrence in der Rolle des jungen und unerfahrenen Johnny, spielt seinen Part zwar mit etwas Zurückhaltung, aber dennoch passend als Familiennesthäkchen, welcher auf übelste Weise mit Gewalt und harter Realität konfrontiert wird. Seine zukünftige Ehefrau Cristina Galbó mimt die junge Giulietta und die Szenen beider Verliebten sind zwar mit etwas Kitsch überfrachtet, untermauern aber auch die tragische Situation in welcher sich beide dank ihres Nachnamens befinden. Cristina Galbó bezaubert auch hier wieder mit ihrer Schönheit - sie hat diesen unverkennbaren "jungfräulichen" Charme und daher steht ihr die Rolle der Love-Interest des Helden in Western genauso gut, wie die des bedrohten Mädchens in Filmen wie "Das Geheimnis der grünen Stecknadel", "Das Leichenhaus der lebenden Toten" oder "Das Versteck" - alle diese Werke werden meiner Meinung nach mit ihrer Präsenz veredelt. Aber auch die Rollen der Gegenspieler sind fantastisch besetzt, denn mit Piero Lulli gibt es gleich einen erprobten Schurken zu sehen, wer weiß schon in wie vielen italienischen Filmen er den fiesen Buben gespielt hat - ich habe irgendwann aufgehört zu zählen. Hier ist er in der Rolle eines zwielichtigen Gesetzeshüters zu sehen, auch ein Part den er mit soliden Gespühr prächtig verkörpert. Aber als Oberfiesling knöpft ihm Pietro Martellanza definitiv den Rang ab, denn als Bruder von Giulietta kann er es nicht erdulden, dass seine Schwester sich in einen Mounters verguckt und da kann es auch schon mal Schläge setzen. Sein restliches widerliches Auftreten und auch wie er Johnny anfangs quält, lassen ihn nicht gerade Sympathie ernten. Hinzu gesellt sich noch der Spanier Andrés Mejuto, welcher Johnny unter seine Fittiche nimmt und trotz seiner gaunerhaften Art, das Herz am rechten Fleck hat. Abschließend in einer kleiner Nebenrolle ist noch Paul Naschy zu sehen, erst als Armdrücker in einem Saloon und später verhüllt mit Totenmaske als der Leibhaftige, welcher die restlichen Überlebenden einer Schießerei in Jenseits befördert - gerade diese Szene und das blutige Finale prägen sich wahrhaftig schön in's Gedächtnis ein, womit dem Zuschauer zum Abschluss noch eine nihlistische Botschaft zwischen all den Gefühlen entgegen geschleudert wird.

 

Aber mal vom angesprochenen Nihlismus abgesehen, gibt es wunderschöne Sets zu bewundern, die tolle Bildästhetik von Kameramann Mario Montuori (welcher übrigens später noch "Seine Kugeln pfeifen das Todeslied" und "Django - Die Nacht der langen Messer" mit seinem Können veredelte) spricht sowieso für sich und der Soundtrack von Gino Peguri kann sich ebenfalls hören lassen - alles in allem also ein netter Italowestern für zwischendurch, gewürzt mit einer Brise Gefühl und bis dahin selten zuvor gesehener Gewalt.

Links

OFDb

IMDb

 

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