Der Gladiator von Rom

Italien, 1962

Originaltitel:

Il gladiatore di Roma

Alternativtitel:

Le gladiateur de Rome (FRA)

El retorno de Maciste (ESP)

Battles of the Gladiators (GBR)

Gladiator of Rome (USA)

Spartacus - Der Gladiator von Rom

Deutsche Erstaufführung:

31. Mai 1963

Regisseur:

Mario Costa

Inhalt

Nisa, die Sklavin einer angesehenen römischen Familie, ist in Wirklichkeit eine Prinzessin. Natürlich weiß niemand von der wahren Herkunft der blonden Schönheit, aber der Sohn des Hauses, Valerius, ist auch ohne dieses Wissen unsterblich in seine Untergebene verliebt. Doch den Liebenden kann vorerst kein Happy End in Aussicht gestellt werden, denn ein Angriff der Vasallen des Kaisers Caracalla fordert den Tod von Valerius´ Eltern, welchen man mit deren angeblichen Überlauf zum Christentum rechtfertigt. Nisa und ihr Beschützer, der Sklave mit den übermenschlichen Kräften, Marcus Lucilius, werden verschleppt, um künftig weniger freundlich gesinnten Herrschaften zu dienen. Wird Valerius seine Angebetete aus den Klauen des Bösen befreien können?

Review

„Der Gladiator von Rom“ entstammt der produktivsten Schaffensperiode (zwischen 1959 und 1962) von Mario Costa. Eine von Pepla und Piratenfilmen geprägte Phase, deren Endprodukte mich zwar nicht vom Hocker hauen, allerdings auch nicht enttäuschen. Schließlich mag ich den neomythologischen Film sehr gern und zu einem Verriss habe ich mich bisher niemals hinreißen lassen. „Der Gladiator von Rom“ macht da keine Ausnahme, denn obwohl mir der Film ein altbackenes und jederzeit absehbares Rezept offeriert, nehme ich dieses herzlich gern in Empfang und entlaste das Werk wohlwollend von seiner Bringschuld.

 

Mario Costas 1962er Peplum-Vehikel startet mit einem Standbild, welches Rom darstellt. Mit dem Ende der Credits erfolgt auch gleich der Eintritt in die Ewige Stadt, die fortan zum Zentralen erklärt wird, aus dem die Story um die Prinzessin, Nisa, und dem Sklaven, Marcus, erzählt wird. Rom ist die Gesamtheit allen Irdischen und wer Roms Grenzen überschreitet - der landet im Nichts. Mit dieser Methode steht „Der Gladiator von Rom“ nicht allein da, da einige seiner neomythologischen Brüder dieser Formel folgen, deren Substrat man allerdings nicht mit der Ambition zur Errichtung eines Mikrokosmos verwechseln sollte, denn das gesamte Universum besteht aus zwei Teilen, das irdische Rom und der unantastbare Götterhimmel.

 

Mit dem Eintritt in das Zentrum Roms macht uns Genreroutinier, Mario Costa, einhergehend mit dem Schicksal der Prinzessin Nisa vertraut. Diese Fügung fungiert gleichzeitig als Fundament für die anstehende Story um Verrat und Tyrannei sowie einer fruchtenden Exposition, welche die üblichen guten und bösen Charaktere beziehungsweise Figuren zu ihren Einsätzen (in der Epoche um ca. 217 nach Christus) beordert. Gerahmt von der Amtszeit des Kaisers Caracalla, der von einem blindwütigen Christenhass besessen ist und diesen erfolgreich auf seine Untertanen überträgt, sodass diese, getrieben vom Streben nach höheren Aufgaben, mit Wonne der Christenverfolgung nachgehen. Diese Treibjagd liefert zugleich die ersten (auf dem beschriebenen Fundament errichteten) Grundmauern, denn eine ehrenhafte römische Familie fällt dem Christenhass des Tyrannen zum Opfer, sodass Valerius Eltern und ihre Bediensteten den Tod in den Schwertern der Peplum SS beziehungsweise den Weg in tyrannische Ketten finden. Fortan fleht die „Welt“ der Guten nach Rache und ersehnt den Sturz der Schreckensherrschaft.

 

Costas Film bedient sich diverser Peplum-Ingredienzien. Infolgedessen finden die Willkürherrschaft, die Christenverfolgung, eine kleine Liebesgeschichte, die damit verbundene Identitätsdechiffrierung einer Sklavin sowie der Aufstand der Gladiatoren ihre Einsätze. Vielerlei Spielarten integriert in eine ca. 80-minütige Spielzeit, dass hier so einiges unausgegoren wirkt, sollte keine überraschenden Resonanzen erzeugen. Demzufolge ist es ratsam „Der Gladiator von Rom“ mit etwas Toleranz zu betrachten und nicht anhand von spitzerfinderischen Analysen sowie Vergleichen mit der römischen Historie akribisch auf der Goldwaage auszubalancieren.

 

Eine der tragenden Filmfiguren ist der von Gordon Scott verkörperte Sklave, Marcus, dem simultan die Rolle des Helden zugetragen wird. Marcus ist der attraktive Muskelmann, der schwere Baumstämme durch die Gegend schleppt und einen Aufstand der Gladiatoren inszeniert. Trotz seiner (im wahrsten Sinne) tragenden Rolle, drängt sich die Figur nur selten und wenn dann (ungeachtet seiner physischen Kräfte) mit wenig Wertbeständigkeit in den Mittelpunkt, sodass er seiner Bestimmung eher geringschätzig gerecht wird. So mach anderer Muskelmann konnte in einer ähnlichen Position für deutlich mehr Feuerwerk sorgen.

 

Das Handwerkliche bietet schöne Kostüme sowie ordentliche Schwertkämpfe, die, wie eigentlich der gesamte Film, von Weit- und Totalaufnahmen befreit sind. Der auch als Produzent, Regisseur und Drehbuchautor aktive Pier Ludovico Pavoni setzt als verantwortlicher Kameramann auf die Einstellungsgrößen Nah, Halbnah und Amerikanisch, sodass diverse inszenatorische Schwachpunkte und Minimalismen innert der Actionsequenzen in gewohnt zweckdienlicher Manier erfolgreich verschleiert werden.

  

Das Finale vollzieht sich auf einem kleinen Schlachtfeld. Hier treffen alle wichtigen Personen noch einmal aufeinander, um schlussendlich zu erfahren, dass das Gute unbedingt siegen muss, um das eingerissene Bild des römischen Imperiums erfolgreich zu fixen, sodass die kommenden und zugleich besseren Zeiten mit viel Wärme und einem großen Herz am rechten Fleck eingeleitet werden.

 

Fazit: Muskelmannaction gepaart mit Gladiatorenaufstand und Christenverfolgung. Mario Costa zelebriert so ziemlich alle Versatzstücke, die das Peplum-Genre zu seiner Beliebtheit verhalfen. Leider will es diesem explosiven Gemisch nicht so recht gelingen seinen Zeitzünder zu aktivieren, sodass unter dem Strich letztendlich nur gemütliche, für den verregneten Sonntagnachmittag allerdings bestens geeignete, Durchschnittsware resultiert.

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