Feuertanz

Frankreich | Italien, 1966

Originaltitel:

Svegliati e uccidi

Alternativtitel:

Wake Up and Kill (AUS)

Lutring Acorda e Mata (BRA)

Frente al amor y la muerte (ESP)

Lutring... réveille-toi et meurs (FRA)

Lutring (POR)

Wake Up and Die (USA)

Solo für zwei Maschinengewehre

Too Soon to Die

Deutsche Erstaufführung:

24. Februar 1967

Regisseur:

Carlo Lizzani

Inhalt

In einem Nachtclub lernt der Kleingangster Luciano Lutring (Robert Hoffmann) die Sängerin Candida (Lisa Gastoni) kennen, die dort unter dem Künstlernamen „Yvonne“ auftritt. Candida hat sich gerade erst von dem Gangster Franco (Claudio Camaso) getrennt, der ihr aber weiter nachstellt, und sie ahnt zunächst nicht, dass Luciano ebenfalls ein Gauner ist und heiratet ihn.

 

Luciano verdient sein bisschen Geld, indem er die Auslagen von Juwelieren ausräumt, dabei lässt er sich auch mit Franco ein. Bald hat er einen Plan für einen großen und bewaffneten Raub, doch seine Komplizen legen ihn rein. Sie ziehen den Raub allein durch und lassen Luciano zu spät erscheinen, so dass nur Luciano von der Polizei identifiziert wird, die schon vorher bereits nach ihm fahndete.

 

Candida befürchtet, er könne bei einer Verhaftung getötet werden und so wird sie zur Informantin für Inspektor Moroni (Gian Maria Volontè), der ihr dafür verspricht, Luciano lebend zu fassen. Doch das reicht Moroni nicht – er will zuerst der „Montagsgsräuber“ habhaft werden, die Luciano reingelegt haben und als gefährlicher gelten.

 

Doch Luciano bleibt keineswegs untätig und kann schließlich einige hundert Überfälle vorweisen. Schließlich bewaffnet auch er sich mit einer Maschinenpistole, und bei einem Raub in Paris wird ein Polizist getötet. Candida dagegen kann Geld mit einem Auftritt in einer TV-Show verdienen, in der sie ihren Ehemann vor laufender Kamera auffordert, sich zu stellen.

 

Die Schlinge zieht sich immer weiter zu, und Luciano wird in Italien, Frankreich, der Schweiz und in den Niederlanden gesucht.

Review

Carlo Lizzanis „Feuertanz“ erzählt nach einem Script von Ugo Pirro die Geschichte des Gangsters Luciano Lutring, der Mitte der sechziger Jahre sein Unwesen trieb, an die 500 Straftaten vorweisen konnte und sich einer nicht geringen Popularität in der italienischen Bevölkerung erfreuen durfte - bei den Strafverfolgungsbehörden freilich weniger. 1965 wurde Lutring von der Polizei angeschossen und in Paris verhaftet, wo man ihn zu einer Haftstrafe von 22 Jahren verurteilte, von denen er 12 Jahre in Frankreich und Italien verbüßte, bevor er erst vom französischen Präsidenten Georges Pompidou und anschließend vom italienischen Präsidenten Giovanni Leone begnadigt wurde. Von da an beschränkte er sich auf eine Karriere als Maler und Schriftsteller bis zu seinem Tod 2013.

 

Die Figur Lutrings gilt ebenfalls als Vorbild für José Giovanni’s Roman „The Gypsy“, verfilmt vom Autor selbst mit Alain Delon. Freilich war Lutring kein französischer Zigeuner sondern gebürtiger Italiener aus Mailand.

 

Ein Markenzeichen Lutrings war ein Geigenkasten, den er zunächst nur für das Einwerfen von Juwelier-Fenstern verwendete, später als Behältnis für seine Maschinenpistole. Dieser brachte ihm auch seinen Spitznamen „The Soloist“ ein. Das kann man wohl als gewissen Denkzettel an seine Eltern betrachten, die eine Karriere als Geiger für ihn vorgesehen hatten. Ob man allerdings Lutrings Darstellung der Ereignisse – wie sie auch hier im Film gezeigt wird – glauben möchte, an allen größeren Raubüberfällen entweder unschuldig oder nur versehentlich hineingeraten zu sein, bleibt jedem selbst überlassen.

 

Carlo Lizzanis Film bildet viele Gelegenheiten für Vergleiche. Zum Einen gilt er natürlich einerseits als wichtiger Vorläufer des Poliziesco, andererseits scheint er selbst vom japanischen Gangster-Krimi beeinflusst, wie auch die Novelle Vague oder die frühen S/W-Filme von José Bénazéraf, etwa „Le Concerto de la peur“ (1963) oder „La nuit la plus longue/Sexus“ (1965) Das wird schon in der Eröffnungsszene optisch sehr deutlich. Wegen des hohen Dramaanteils und genauso in Hinsicht auf den Erzählstil musste ich persönlich immer wieder an die Eurocrime-Filme von Alberto de Martino – etwa „Mord auf der Via Veneto“ (1968), „Exzess" (1969) oder auch „Im Dutzend zur Hölle“ (1973) denken – die aber natürlich erst später entstanden. Also noch ganz anders als Lizzanis „Die Banditen von Mailand“ (1968), dessen chaotischer Stil aber durchaus ebenfalls japanische Einflüsse vorweisen kann, etwa durch die Frühwerke von Kinji Fukasaku.

 

Robert Hoffmann spielt die Titelrolle gekonnt, freilich war der echte Luciano Lutring kein solcher Hingucker und nicht so schmächtig. Ebenso glaubhaft agiert Lisa Gastoni als seine Frau, Ennio Morricone gibt ihr obendrein Gelegenheit, einen schönen Song vorzutragen. Gian Maria Volonté macht natürlich nichts falsch, seine Rolle ist aber eher klein und bleibt wenig im Gedächtnis.

Veröffentlichungen

Die deutsche Fassung ist heftigst gekürzt, uncut ist die Blu-ray von Arrow. Dort ist die Laufzeitangabe sogar „geschönt“, denn anstatt 102 Minuten bekommt man 122 Minuten dieses Italo-Klassikers. Leider stieß ich bei meiner Kopie auf das Problem, dass die englischen Untertitel bei so einigen Szenen nicht funktionierten – die 20-Minuten-Differenz? Aber vielleicht hatten andere das Problem ja nicht.

Filmplakate

Links

OFDb
IMDb

 

 

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