Ein Engel für den Teufel

Italien, 1966

Originaltitel:

Un angelo per Satana

Alternativtitel:

Un ange pour Satan (FRA)

An Angel for Satan (USA)

Inhalt

Der Bildhauer Roberto Merigi (Anthony Steffen) wird vom Grafen Montebruno (Claudio Gora) engagiert, um eine Statue zu restaurieren, die man aus dem nahegelegenen See gefischt hat. Die Bewohner des Fischerdorfes sind dagegen wenig begeistert, denn sie glauben, dass ein Fluch auf der Statue lastet. Merigi erfährt durch die Stimme eines Geistes, der behauptet, die seit 200 Jahren verstorbene Belinda Montebruno zu sein, von der Legende, die sich um die Herkunft der Statue rankt. Einst soll ein Bildhauer wie er selbst diese nach dem Ebenbild von Maddalena Montebruno angefertigt haben, die sich in ihn verliebte. Doch Maddalenas eifersüchtige Cousine Belinda begehrte den Künstler selbst und hasst die körperliche Perfektion der Skulptur, da sie sich selbst als hässlich empfand. In einem Wutanfall stürzte sie sich mit der Statue in den See und ertrank. Unterdessen trifft Harriet Montebruno (Barbara Steele) auf dem Anwesen ein. Sie ist gerade volljährig geworden und die Erbin aller Besitztümer der Montebrunos. Merigi verliebt sich in sie, da sie der Statue wie aus dem Gesicht geschnitten ist, doch schon bald zeigt Harriet seltsame und grausame Verhaltensweisen, die darauf hindeuten, dass sie von Belindas Geist besessen ist. Unter diesem Einfluss stachelt die junge Frau andere zu Gewalttaten an. Doch Merigi ist misstrauisch. So unheimlich die Ereignisse um ihn herum auch anmuten mögen, glaubt er an eine natürliche Ursache, an einen mehrfachen Mörder mit einem rationalen Motiv.

Review

Camillo Mastrocinques „Ein Engel für den Teufel“ war für mich eine Erstsichtung, und ich bin begeistert, trotz einer gewissen Vorhersehbarkeit was die Auflösung der Geschichte betrifft. Doch dazu später mehr, nach einer entsprechenden Spoiler-Warnung. Achtung, Spoiler.

 

„Ein Engel für den Teufel“ war der letzte Italian Gothic-Horrorfilm, in dem Barbara Steele mitgespielt hat, vielleicht, weil es ihr allmählich zu explizit wurde. Steele hat ein paar hocherotische Momente in diesem Film, die zumindest ihren Fans gefallen dürften. Durchsichtige Nachthemdchen, nackte Rückansichten, und vor dem stummen Gärtner Vittorio (Aldo Berti) entblößt sie sich, nachdem sie ihm befohlen hat, vor ihr niederzuknien und sie nicht anzusehen. Als er es dennoch tut, bekommt er ihre Peitsche zu spüren. Überhaupt hat Barbara Steele hier als Belinda (nicht als Harriet) eine sehr dominante Rolle. Belindas Geist wird vom Neid auf glückliche Menschen/Paare getrieben, und so sucht sie diese zu verderben.

 

So versucht Belinda die Liebe zwischen ihrer Zofe Rita (Ursula Davis) und dem Dorflehrer Dario (Vassili Karis) zu zerstören. Erst verführt sie ihn, dann probiert sie es bei Rita, mit dramatischem Ausgang. Den Gärtner macht sie zum verhinderten Vergewaltiger, den Familienvater und Ortsraufbold Carlo (Mario Brega) bringt sie gar dazu, seine Frau und seine fünf Kinder abzufackeln. Und man kann es jetzt schon an den vielen Namensnennungen sehen: „Ein Engel für den Teufel“ ist hervorragend besetzt, und neben den bisher genannten finden sich außerdem Marina Berti (sexy), Livia Rossetti (sexy), Halina Zalewska (sexy) und Giovanna Lenzi (sexy).

 

Schon bei Beginn des Films fallen die schönen Locations und die dazugehörige poetische Kameraarbeit auf. Wenn Anthony Steffen zu Anfang im Boot zum Ort seines Schicksals unterwegs ist, wird dies von einem wundervollen Titelthema von Francesco de Masi untermalt. Im Vorspann stiftet man allerdings Verwirrung, nicht ungewöhnlich in dieser Art beim Italian Gothic. Man gibt an, „Ein Engel für den Teufel“ würde auf einer Novelle von Luigi Emmanuele basieren. Das ist natürlich Quatsch. Vielmehr haben die Drehbuchautoren Antonio Fogazzaros Roman 1881 entstandenen Roman „Malombra“ in eine Art Pulp-Version umgearbeitet. Dieser Roman wurde mehrfach verfilmt, am Bekanntesten ist hierbei die Adaption von Mario Soldati aus dem Jahre 1942 mit Isa Miranda. Man findet solche Phantasienennungen von Romanvorlagen häufig im Italian Gothic-Film, was nicht bedeutet, dass es keine Vorlage gäbe, nur stammt sie meist nicht von dem/den im Vorspann genannten Autoren.

 

Und jetzt zum Höhepunkt. Nicht selten wird im Italian Gothic viel Gewese darum gemacht, wie Hauptcharaktere versuchen, für offensichtlich übernatürliche Ereignisse eine rationale Erklärung zu finden, wie sie daran scheitern, und in einem Meer von Horror und Wahnsinn versinken. Doch irgendwas macht einen bei „Ein Engel für den Teufel“ von Anfang an misstrauisch. Vielleicht gucke ich einfach zu viele Filme, aber irgendwie ist es mir gelungen, die Auflösung lange vorherzusehen, vielleicht weil man zu hartnäckig versucht hat, dem Zuschauer die Fluchgeschichte zu verkaufen. Erstaunlich ist dabei allerdings, dass diese Auflösung recht munter an den Haaren herbeigezogen ist, und keineswegs alles erklärt, was man in den vorangegangenen 85 Minuten gesehen hat. Trotzdem kann man sie erraten.

 

„Ein Engel für den Teufel“ ist verdammt sehenswert, und kürzlich als Extra DVD in der Mario Bava Collection von Koch Media erschienen. Da es sich eben nur um eine DVD handelt, ist eine Einzelveröffentlichung wohl fraglich, aber mal schauen.

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