Die stille Straße in der großen Stadt schläft friedlich, und die mondän eingerichtete Wohnung liegt im Halbdunkeln. Die attraktive Bewohnerin steht, noch das Tanzen im Nachtclub und die aufregenden Flirts des Abends im Kopf, unter der Dusche. Dabei verwöhnt sie ihren makellosen Körper mit seidig perlendem Schaum. Leise Musik schmeichelt den Ohren, und auf dem Tisch steht die Flasche J&B schon bereit. Da erfasst die Kamera den sich langsam bewegenden Türgriff. Eine dunkle Gestalt huscht lautlos in die Wohnung, ein böse blitzendes Messer in der Hand. Die Dame des Hauses hüllt sich derweil notdürftig in einen Morgenmantel, ergreift den Whisky und fläzt sich in ihren Pfauenstuhl– da begreift sie, dass sie nicht alleine in der Wohnung ist. Verzweifelte Fluchtversuche, Ansätze von Gegenwehr, ein ungleicher Kampf, Möbel gehen entzwei, da klopft es plötzlich kräftig an der Tür. Der Freund der Dame versucht hektisch in die Wohnung einzudringen, wissend um den soeben stattfindenden Kampf um Leben und Tod. Und während das Blut die Gliedmaßen der Schönheit benetzt, und sie mit schreckgeweiteten Augen ihr Leben aushaucht, schafft der Freund es endlich, die Türe einzutreten. Gerade dass er noch den schwarzbehandschuhten Mörder entschwinden sieht. Tja, die Katze wüsste wer der Mörder ist, aber sie wird es nicht verraten. Schon gar nicht dem unfähigen Kommissar …
 
Na, mal wieder Lust auf einen Giallo? In dieser besonderen Spielart des Krimis aus den 70er Jahren können Regisseure wie Sergio Martino, Dario Argento, Lamberto Bava oder Massimo Dallamano die geschilderte Situation in wild ausgestalteten Variationen immer wieder neu und immer wieder spannend erzählen. Auch beim x-ten Ansehen bleibt da dieser wohlig-intensive Schauer, der dem Zuschauer ganz klar sagt: Zuschauen, entspannen, J&B trinken, wohlfühlen! Gleich ob als Erotik-Thriller, Slasher, Polizeifilm, Gothic-Horror oder als Psychodrama, ob eingebettet in modernes Großstadtleben oder ländliche Idylle, in historische Kostümsettings oder im Western-Umfeld … Der Giallo war sich für nichts zu schade, und in einer Zeit, in welcher in der Kunst und auch im wirklichen Leben die Grenzüberschreitung an der Tagesordnung war, entstanden unter der Hand (mal mehr und mal weniger) fähiger Regisseure Filme, die Kopf und Bauch, Augen und Ohren, Libido und Psyche gleichermaßen forderten und zufrieden stellten.
 
In Nürnberg kann nun die Steigerung zum Zuhause-auf-dem-Fernsehschirm-Genuss erlebt werden: Beim Giallo-Festival „Il Mostro di Norimberga“ werden im KommKino vom 23. bis 25. November 2018 einige der absoluten Highlights des Genres auf die Leinwand gezaubert. Selbstverständlich von echtem Filmmaterial und in 35mm kann die „klassische“ Mörderhatz mit blutigen Messern und nackten Frauen genauso genossen werden wie einige der sehenswerten Varianten, die das Genre im Lauf der Zeit so interessant und abwechslungsreich machten.
 
Also packt Eure schwarzen Handschuhe ein, greift Euch den J&B, noch ein paar Krimis von Mondadori als Reiselektüre, und ab nach Nürnberg, wo unter anderem sinistre Geschwister, Kinderschänder, sadistische Liebhaber, abgedrehte Adelige und bedrängte Erotik-Verleger ihr Unwesen treiben. Wer da das tatsächliche Monster von Nürnberg ist? Das muss schon jeder selber herausfinden …

3 Tage - 9 Filme - alle von 35mm

Facebook-Veranstaltung

Einzelticket: 6€
Dauerkarte: 36€
Reservierungen der Dauerkarten unter reservierung(at)kommkino.de

Timetable:

Freitag, 23.11.

21:15 Uhr "Der Killer von Wien" (Lo strano vizio della signora Wardh, 1971)
23:15 Uhr "Das unheimliche Auge" (Le foto di Gioia, 1987)

Samstag, 24.11.

14:00 Uhr "Die Mörderklinik" (La lama nel corpo, 1966)
16:00 Uhr "Der Tod trägt schwarzes Leder" (La polizia chiede aiuto, 1974)
21:15 Uhr "Unter den Augen des Mörders" (Sotto gli occhi dell'assassino, 1982)
23:15 Uhr "Die Grotte der vergessenen Leichen" (La notte che Evelyn uscì dalla tomba, 1971)

Sonntag, 25.11.

13:00 Uhr "Exzess - Mord im schwarzen Cadillac" (Femmine insaziabili, 1969)
15:00 Uhr "Die Nacht der rollenden Köpfe" (Passi di danza su una lama di rasoio, 1973)
17:00 Uhr "Der Todesengel" (La vittima designata, 1971)

Die Filme werden in den nächsten Wochen einzeln angekündigt.