Revisiting Obscure Film Music Vol. 2

Komponist:

Orgasmo Sonore

Label:

Cineploit

Erscheinungsart:

Vinyl

Erscheinungsjahr

2012
  • Tracklist:

    01 La Seconda Caccia

    (ursprünglich komponiert von Ennio Morricone für "Der Gehetzte der Sierra Madre")

     

    02 Pios Den Mila Yia Ti Lambri

    (ursprünglich komponiert von Mikis Theodorakis für "Z - Anatomie eines politischen Mordes")

     

    03 Un Ombra Nell’Ombra

    (ursprünglich komponiert von Stelvio Cipriani für "Ring of Darkness")

     

    04 Perche Quelle Strane Gocce Di Sangue Sul Corpo Di Jennifer

    (ursprünglich komponiert von Bruno Nicolai für "Das Geheimnis der blutigen Lilie")

     

    05 Pearls

    (ursprünglich komponiert von Piero Piccioni für "Kameliendame 2000")

     

    06 Bronx 1990

    (ursprünglich komponiert von Walter Rizzati für "The Riffs - Die Gewalt sind wir")

     

    07 Verso L’Ignoto

    (ursprünglich komponiert von Fabio Frizzi für "Die Geisterstadt der Zombies")

     

    08 Incubi Ricorrenti

    (ursprünglich komponiert von Stelvio Cipriani für "Blutiger Schatten")

     

    09 Metropolis

    (ursprünglich komponiert von Stelvio Cipriani für "Großangriff der Zombies")

     

    10 Tentacoli

    (ursprünglich komponiert von Stelvio Cipriani für "Der Polyp - Die Bestie mit den Todesarmen")

     

    11 Liebesthema / Vanessa Verliebt Sich

    (ursprünglich komponiert von Michael Holm für "Hexen bis aufs Blut gequält")

     

    12 Pillage

    (ursprünglich komponiert von Goblin für "Sado - Stoß das Tor zur Hölle auf")

     

    13 Les Dunes D’Ostende

    (ursprünglich komponiert von François De Roubaix für "Blut an den Lippen")

     

    14 Volto di Donna

    (ursprünglich komponiert von Piero Umiliani für "La ragazza fuoristrada")

     

    15 Summertime Bossa

    (komponiert von Orgasmo Sonore für "Summertime")

Der Kanadier Frank Rideau veröffentlichte bereits 2011 seine erste Tribute-Compilation unter dem Alias Orgasmo Sonore, welche damals noch als selbstproduziertes Vinyl ohne Label-Rückhalt das Licht der Musikwelt erblickte. Leider nur auf 200 Exemplare limitiert und schon längst ausverkauft, stellte er seine Stücke gleichzeitig auf der Musikplattform Soundcloud zum kostenlosen Hören zur Verfügung, wo ich ihn auch erstmalig wahrnehmen konnte. Es war unschwer zu erkennen, das er bei seinen Neubearbeitungen immens vom europäischen Kino der 60er-80er Jahre inspiriert und geprägt wurde, speziell vom italienischen Film aus dieser Zeitspanne und so wiederfuhr seinem nächsten Rutsch an Cover-Versionen eine Auswertung durch das aufstrebende österreichische Independent-Musik-Label Cineploit.

 

Eröffnet wird der bunte Musikreigen durch "La Seconda Caccia" aus dem Film "Der Gehetzte der Sierra Madre" - im Original von Maestro Morricone geschrieben, poltert diese Version gleich gut los und macht sofort klar, dass Rideau nicht nur plump abkupfern möchte, sondern fügt mit der dominanten E-Gitarre eine neue Sichtweise hinzu, welche für Fans der Morricone-Version sicher anfangs etwas gewöhnungsbedürftig klingt, aber meines Erachtens die Chor-Gesänge des Originals gut zu ersetzen vermag - definitv eine gelungene Interpretation und ein starker Auftakt!

 

Mit den darauffolgenden vier Tracks werden eher loungige Klänge aufgefahren, wobei auch hier das melodische Klanggerüst von Gitarre und Klimpermaschinchen perfekt unterstützt wird. Bei der Neu-Bearbeitung zu Bruno Nicolai's "Perche Quelle Strane Gocce Di Sangue Sul Corpo Di Jennifer" muss ich gestehen, das ich es fast für das Original gehalten habe, so identisch wurden die damaligen Easy-Listening-Klänge in's heutige Jahrzehnt transferiert.

 

Nach dem kurzen Aufenthalt in ruhigeren Gefilden, wird man sofort vom hinreißenden Groove der Riffs überfallen, welche im Original von Walter Rizatti definitv eines meiner liebsten Italo-Themen ist und hier ebenfalls auf unwiderstehliche Weise neu-eingespielt wurde - da jault die E-Guitar und der Bass drückt genussvoll zum Drumming. Man wird sich definitiv dabei ertappen, diesen Titel öfters anzuspielen!

 

Mit "Verso L'Ignoto" erhält Lucio Fulci's präferierter Composer Fabio Frizzi ebenfalls sein Denkmal und die piano-lastige Melodie wird unnachgiebig vom Bass gefördert, während man schon fast die Tür zum Zimmer 36 öffnen möchte.

 

Nachdem man die sieben Tore der Hölle hinter sich gelassen hat, wird der Stelvio Cipriani-Gang serviert, welcher mit dem Titeltheme zum Antonio Bido-Giallo "Blutiger Schatten" eingeleitet wird. Während im Original noch Goblin ausgeholfen haben, so strikt Rideau sein Cover im Alleingang und erreicht allemal dieselbe Klangästhetik des Ursprungsstücks. Danach wird zum "Großangriff der Zombies" geblasen und auch hier möchte man meinen, das Cipriani persönlich in der Orgasmo Sonorischen Klangkammer mitgewerkelt hat. Der Groove peitscht gnadenlos, während E-Gitarre / Bass / Drumming das Klangvergnügen großartig intensivieren. Abschließend noch gewohnte Cipriani-Klänge mit anderer Notenfolge, so könnte "Tentacoli" ebenfalls eine B-Version seines bekannten Soundtracks zu Massimo Dallamano's "Der Tod trägt schwarzes Leder" sein, aber bei Cipriani's enormen Output aus vergangenen Zeiten, kann man es schon mal entschuldigen, wenn sich der Gute auch mal selbst musikalisch re-cycelt - auch hier gelingt es Rideau vorzüglich, den Charme des Originals in die heutige Zeit zu übertragen.

 

Auch an Micheal Holm's Steilvorlage zu Riz Ortolani's einfühlsamen Klängen für "Cannibal Holocaust" wird gedacht und so wurde das Theme aus "Hexen bis aufs Blut gequält" stimmungsvoll durch Rideau's Klangspektrum optimiert, während diese Version wiederum ihre eigenen Wege geht und groovigere Pfade beschreitet.

 

Mit "Pillage" von Goblin und François De Roubaix' "Les Dunes D’Ostende" werden nochmal düstere Klangcollagen ausgepackt, wobei die E-Gitarre eine erdrückende Schwere zum Roubaix-Cover liefert, während diese Goblin's Track spielerisch umgarnt. Vielleicht spendiert Orgasmo Sonore dem grandios-hypnotischen Titeltrack zu "Blut an den Lippen" aus der Robaix'schen Klangschmiede ebenfalls mal ein Treatment - ein innig gehegter Wunsch meinerseits.

 

Zum Abschluss stimmen versöhnliche Lounge-Klänge das Ende des Tonträgers an - zum einen die leicht-melancholische Neu-Bearbeitung von Piero Umiliani's "Volto di Donna", wo auch endlich wieder die lieb gewonnenen Klänge der Hammond Orgel verführerisch zum Zuge kommen, während im letzten Track dann eine sommerlich-beschwingte Eigenproduktion aus dem Hause Orgasmo Sonore die letzten Rillen des Vinyls beansprucht.

 

Bleibt zum Schluss noch zu sagen, das mein Exemplar der Schallplatte von der Nadel, bzw. die CD vom Laser schon unzählige Male abgetastet wurde und es ist auch nach mehrmaligen Hören überhaupt keine Sättigung dieser Klänge in Sicht. Rideau hat definitiv großes Talent und das Cineploit auch weiterhin an seinem sicheren Gespür für sorgfältige Tribute glaubt, zeigen die beiden Nachfolgewerke "Omaggio A Bruno Nicolai Ed Alle Sue Musiche Per Il Cinema Giallo" und "Revisiting Obscure Library Music" - Fans dieser Musik sollten sich den Namen Orgasmo Sonore auf jeden Fall vormerken!

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