Die Pornoschwestern

Belgien, 1970

Originaltitel:

Et ma soeur ne pense qu'à ça

Alternativtitel:

Débauche de majeures (FRA)

Take Me, I'm Old Enough

Deutsche Erstaufführung:

24. April 1970

Regisseur:

Henri Xhonneux

Inhalt

Eve (Nathalie Vernier) ist aufgrund einer Lähmung an den Rollstuhl gefesselt. Die attraktive junge Frau wird allerdings von wollüstigen Gedanken gtrieben und sie muss ihrer Gier nach sexueller Befriedigung täglich nachgeben. Dabei träumt sie davon, dass sie einem Mann begegnet, der ihre permanente Geilheit stimulieren kann. Eve wird von ihrer Schwester Jeanette (Diane Dee) betreut, die das genaue Gegenteil von ihr ist. Sie kleidet sich unauffällig, ist überaus konservativ eingestellt und Sex oder alleine der Gedanke daran, ist für sie die pure Sünde. Um ihre unersättliche Schwester zu kurieren, züchtigt sie sie mit der Peitsche, um ihr die unkeuschen Gedanken auszutreiben. Eines Tages verschafft sich ein Fremder (Christian Maillet) Zutritt in das Haus der beiden ungleichen Schwestern und vergewaltigt Eve, die danach wie durch ein Wunder wieder laufen kann. Jeanette erfährt derweil bei der Testamentseröffnung ihres verstorbenen Onkels, dass sie ihr hohes Erbteil nur bekommt, wenn sie keine Jungfrau mehr ist. Ein Schock für die prüde Frau. Wird sie dieses Opfer bringen..?

Autor

Prisma

Review

Die Kamera tastet sich genüsslich an einem Stacheldrahtzaun entlang bis ein idyllisch gelegenes Haus zu sehen ist. Unmittelbar danach befindet sich der Zuschauer auch schon am Ort des Geschehens, dem sündigen Liebesnest der Pornoschwester Eve und deren prüder, und offensichtlich leicht sadistisch veranlagten Schwester Jeanette. Der Einstieg ist grotesk. Eve liegt halbnackt auf ihrem Bett, daneben steht ihr Rollstuhl. Wie es üblich zu sein scheint, erliegt die hübsche junge Dame einem heftigen Anflug von Lust und sie legt selbst Hand an. Ihre Zunge streicht über ihre Lippen, mit geschlossenen Augen scheint sie sich sehr aufregende Dinge vorzustellen, sie stöhnt, doch plötzlich reißt sie die Augen auf und dieses Spektakel ist abrupt beendet, um andere Formen anzunehmen. Eine fremde Hand mit einer neunschwänzigen Katze ist zu sehen, was offensichtlich auch zum Tagesgeschäft gehört. Jeanette stellt sich dem Zuschauer also mit sehr vehementer Manier und eindeutigen Worten vor: »Du benimmst dich wie eine Schlampe!«

 

Kurz und gut, sie lässt den Lederriemen sprechen, um ihrer missratenen Schwester die unkeuschen Gedanken auszutreiben. Ein solcher, nicht gerade alltäglicher Einstieg in einen Film, lässt auf eine besonders abenteuerliche Sause hoffen und es wird sich also herausstellen, ob man es bei Henri Xhonneux mit dem richtigen Mann zu tun hat. Der deutsche Haudrauf-Titel charakterisiert diesen Film erneut nicht im Geringsten, man hat es weder mit einer versauten Expertise aus dem Bahnhofskino zu tun, noch wird hier ordentlich zur Sache gegangen, da sich die Kamera immer wieder scheu an Belanglosigkeiten heranzoomt, um exponierte Stellen aus dem Bild zu verbannen. Was sich gerade wie Kritik anhört, soll im Grunde genommen gar keine sein, denn der Film ist in seiner Ausarbeitung ziemlich hochwertig geworden und transportiert sehr schöne Bildkompositionen, wenngleich die zweifelhafte Logik mit Füßen und Peitschen vertreten wird. Im Endeffekt ist "Die Pornoschwestern" vor allem eins, nämlich ziemlich unterhaltsam geworden. Wie schon bei Joseph W. Sarnos "Pornospiele mit Stock und Peitsche" entsteht manchmal eine empfundene Langeweile, weil der Titel womöglich zu viel des Guten suggerieren möchte.

 

Als der Fremde schließlich in das Haus und Eve eindringt, bekommt das Szenario eine schnelle Kehrtwendung verschafft. Plötzlich übernimmt nämlich die kranke Schwester das Regiment im keuschen Haushalt, da sie nach dieser Kur wie von Geisterhand wieder genesen ist und aufblüht. Ein recht interessanter Rollentausch findet statt, denn auf einmal ist Jeanette an den Rollstuhl gefesselt, das auch noch wortwörtlich, und sie wird von der erbosten Schwester genüsslich ausgepeitscht und gedemütigt. Hier entstehen unfreiwillig komische Momente, insbesondere, wenn die liebestolle Peinigerin mit ihrem kleinen Folterwerkzeug in den Speichen des Rollstuhls hängen bleibt, außerdem muss man es natürlich vor den Augen der schockierten Schwester treiben, wobei die Kamera sich jedoch die dazu gehörende Mechanik ausspart. So werden Pornoschwestern geboren, insbesondere wenn eine lukrative Erbschaft abzustauben ist. Jeanette ist nicht wieder zu erkennen, sie liest sich Wissen in ihrem aufschlussreichen Buch über Stellungen an, betrachtet sich im Spiegel, choreografiert obszöne Bewegungen und räkelt sich vor den Augen der erstbesten Männer herum.

 

Dabei machen die Hauptdarstellerinnen eine sehr gute Figur, sowohl Diane Dee, als auch vor allem Nathalie Vernier, wissen zu überzeugen und zu gefallen. Insgesamt ist der Film mit wenig Handlung ausgestattet, als Entschädigung bekommt man allerdings nette Schauwerte sowie herrliche Dialoge geboten, die man sich immer wieder anhören kann. Als Sahnehäubchen sind in der deutschen Synchronisation Kaliber wie Ingrid van Bergen oder Ursula Heyer auszumachen, die den verdorbenen Damen ordentlich Feuer mitgeben werden. Doch dann ist der kleine Film auch schnell schon wieder zu seinem allzu abrupten Ende gekommen und es ist nichts Neues, oder gar Weltbewegendes passiert. Wer also dem Ruf des deutschen Titels zu zielstrebig folgt, wird vermutlich eine deftige Enttäuschung erleben, aber man kann auch einfach nur die Augen schließen und sich diese Schwestern etwas mehr porno vorstellen. Für Freunde von eben dieser Art Filme aus der Grauzone, bei denen man eigentlich nicht konkret zu verstehen braucht, wie sie es überhaupt schaffen konnten, ein fertiger Film zu werden, ist sicherlich eine Menge Spaß und Wohlbefinden dabei. Eine sündhaft unterhaltsame Sex-Groteske!

Autor

Prisma

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