Die Nibelungen - Teil 2: Kriemhilds Rache

Kroatien | Deutschland, 1967

Originaltitel:

Die Nibelungen - Teil 2: Kriemhilds Rache

Alternativtitel:

Los nibelungos, 2ª parte: la venganza de Crimilda (ESP)

La vengeance de Siegfried (FRA)

Whom the Gods Wish to Destroy 2 (USA)

Deutsche Erstaufführung:

16. Februar 1967

Regisseur:

Harald Reinl

Inhalt

Die schwangere Kriemhild (Maria Marlow) hat an Siegfrieds Grab Rache geschworen für den Mord an ihrem Ehemann und allen, die diesem Mörder die Treue halten. Mit Teilen des Nibelungenschatzes versucht sie das Volk gegen Hagen (Siegfried Wischnewski) und König Gunther (Rolf Henniger) aufzubringen. Da die Beiden befürchten, Kriemhild könnte den Schatz zum Anheuern eines Söldnerheeres gegen Burgund nutzen, versenkt Hagen das Nibelungengold im Rhein und tötet dabei den Zwerg Alberich (Skip Martin), der ihn aufzuhalten versucht.

 

Kriemhild will daraufhin mit ihrem inzwischen geborenen Sohn nach Xanten – Siegfrieds Heimat – reisen und Burgund für immer verlassen. Aus Furcht vor einer späteren Rache überredet Hagen König Gunther, Siegfrieds Sohn zu entführen und in einem Kloster aufwachsen zu lassen. Doch als Hagens Trupp Kriemhild und ihre Begleiter angreift, kommt Kriemhilds Kind zu Tode. Vor dem Leichnam ihres Sohnes knieend, wird sie von Rüdiger von Bechlarn (Dieter Eppler) und Blo-Edin (Samson Burke) entdeckt und man bietet ihr an, sie zu Etzel (Herbert Lom) zu bringen, der schon einmal um ihre Hand angehalten hat. Kriemhild willigt ein.

 

Sieben Jahre später erhalten die Burgunder eine Einladung zu Etzels Hof, um die Taufe von seinem und Kriemhilds Sohn zu begehen, überbracht von Rüdiger von Bechlarn. Man fürchtet zwar Kriemhilds Rache, beschließt aber auf das heilige Gastrecht der Hunnen und Etzels Wort zu vertrauen. König Gunther, Hagen, Giselher, Gernot und ein paar Soldaten begeben sich also nach Ungarn, doch Hagen beginnt sich schon während der Reise seltsam zu verhalten, so als wäre er sich sicher, dass keiner von ihnen lebend nach Burgund zurückkehren würde.

 

An Etzels Hof versichert dieser seinen Gästen nochmals ihrer Sicherheit, doch Kriemhild hat längst dessen Bruder Blo-Edin und dessen Reiter zur Treue gegenüber ihrer Königin verpflichtet. Zunächst schlagen jedoch diverse Provokationen gegen die Burgunder fehl, bis Blo-Edin selbst Hagen durch einen Speerwurf zu töten versucht. Hagen wird rechtzeitig von Rüdiger von Bechlarn gewarnt und Etzels Bruder getötet. Da Rüdiger bezeugen kann, dass Hagen in Notwehr handelte, ist Etzel noch immer bereit, Gastrecht walten zu lassen. Bei einer gemeinsamen Feier nach der Taufe kommt es aber endgültig zur Eskalation und Hagen tötet in Wut Etzels und Kriemhilds Kind.

 

Damit sind die Burgunder endgültig im Eimer, da helfen auch gegenseitige Treueschwüre nichts. Kriemhild möchte ihre geliebten Brüder Giselher und Gernot verschonen, doch auch die halten zu ihrem König. Mehrfach gelingt es den Burgundern, die Angreifer zurückzuschlagen, bis Etzel schließlich Rüdiger von Bechlarn – als Treuebeweis – gegen die Burgunder und seinen eigenen Schwiegersohn Giselher in den Kampf schickt. In einem sinnlosen Blutbad gehen alle zugrunde.

Review

Wie schon die Fritz Lang-Verfilmung von 1924 ist auch Harald Reinls Nibelungen-Adaption in zwei Teile gegliedert. Fritz Lang, der für Produzent Artur Brauner bereits drei Filme inszeniert hatte – „Der Tiger von Eschnapur“ (1959), „Das Indische Grabmal“ (1959) und „Die 1000 Augen des Dr. Mabuse“ (1960) – hatte bereits während Brauners Plänen einer Neuverfilmung Ende der Fünfziger die Regie mit der Befürchtung abgelehnt, das Publikum könne mittlerweile glauben, er habe keine neuen Geschichten mehr zu Erzählen sondern würde sich nur wiederholen.  Gesundheitliche Gründe verhinderten bekanntlich, dass Lang anschließend neue Geschichten verfilmen konnte. Sechs Jahre zogen ins Land, bevor man Harald Reinl verpflichtete, dessen Adaption sich stark an Thea von Harbous Drehbuch aus den Zwanzigern orientiert – und so auch die inszenatorischen Schwächen der Neuverfilmung offenbart. Gedreht wurden beide Teile am Stück zwischen April und Oktober 1966. Da man für die Szenen der ersten Hälfte bereits viel Geld ausgegeben hatte, ließ man für die zweite Hälfte nahezu alles in den Studios des jugoslawischen Co-Produzenten Avala drehen. Insbesondere in den Bauten von Etzels Hof kann man Parallelen zu Fritz Langs Original erkennen, leider nicht bei den Darstellern.

 

In Teil 2 taucht nun endlich Herbert Lom auf und gibt einen gänzlich anderen Etzel als wir ihn aus der Nazipropaganda kennen. Dieser Hunne ist total nett und politisch vernünftig, im Gegensatz zu seiner von Rachegedanken zerfressenen Krau Kriemhild, die nicht allzu überzeugend von Maria Marlow dargestellt wird. Und ich glaube nach Sichtung dieses zweiten Teils beinahe, dass es nicht nur an ihr lag, sondern an Reinls Interpretation der Figur. Gerade zum Ende hin weicht Reinl das Geschehen etwas auf, wohl um das deutsche Nachkriegspublikum nicht völlig verstört aus dem Kino zu entlassen. Wir bekommen zwar die bekannten Treueschwüre der Burgunder, jede Menge Dramatik und Gemetzel, doch zwei Charaktere erfahren kurz vor Schluss eine gewisse Weichspülung. Zum Einen Hagen, der plötzlich ein finales Gemetzel, bei dem sich alle für ihren König opfern, verhindern will, indem er sich stellt. König Gunther entlässt ihn aber nicht aus seinem Treueschwur, sondern verlangt, dass Hagen ihm bis zum gemeinsamen Ende zur Seite steht. Zum Anderen wird Kriemhilds Ableben verändert. Nicht Etzel ist es, der schließlich den Tod seiner Frau (was für den Zuschauer durchaus nachvollziehbar gewesen wäre) anordnet oder gar selbst vollstreckt (hier sind sich die verschiedenen Ursprünge der Sage uneinig), sondern bei Reinl stürzt sich Kriemhild selbst in ein Schwert.

 

Ups, schon wieder gespoilert. Aber der Zug war wohl eh schon abgefahren. Wie auch immer, Harald Reinls Nibelungen waren der bis dato teuerste Nachkriegsfilm Deutschlands und wohl auch der beim Publikum Erfolgreichste. Die Filmkritik zeigte sich dagegen weniger beeindruckt: kindlich, oberflächlich, naiv-aufwändig, gelegentlich komisch (damit waren wohl Grinsebacke Siegfried/Beyer und der hydraulische Drache gemeint), um nur ein paar Stichworte zu nennen. Der Evangelische Filmbeobachter bemängelt gar, das einzige Motiv dieser Geschichte sei Hass und Rache, aber die Kinozuschauer hätten wohl ganz schon verdattert geguckt, wenn Hunnen und Burgunder sich plötzlich vertragen und friedlich auseinander gegangen wären. Filmkritiker, verstehe sie wer will.

 

Zum Schluss noch eine Randnotiz aus der Synchronkartei, Christian Rode spricht in Kriemhilds Rache gleich drei Parts: den Erzähler, Hans v. Borsody (Volker von Alzey) und sich selbst (Dietrich von Bern). Insbesondere in gemeinsamer Szene ist das lustig. Nach diesem Film beendete Mario Girotti (Giselher) seinen immerhin zweijährigen Abstecher in deutsche Regiearbeiten und wurde schon bald als Terence Hill bekannt. Eine gute Entscheidung.

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