Magdalena - Vom Teufel besessen

Deutschland, 1974

Originaltitel:

Magdalena - Vom Teufel besessen

Alternativtitel:

Magdalena la Sexorcisée (FRA)

Magdalena l'exorcisée (FRA)

I turbamenti sessuali di Maddalena (ITA)

Beyond the Darkness (USA)

Devil's Female (USA)

Magdalena - Possessed by the Devil (USA)

In der Gewalt des Bösen

Magdalena - Kein Platz für die Hure

Deutsche Erstaufführung:

22. Mai 1974

Regisseur:

Walter Boos

Drehbuch:

August Rieger

Inhalt

Die junge Magdalena (Dagmar Hedrich) lebt in einem Mädchenheim, da sie Vollwaise ist. Bis zu dem Tag, an dem ihr Großvater durch rätselhafte Umstände ums Leben kommt, gilt als gewissenhaft, hilfsbereit und freundlich. Eines Morgens wird er von einer Prostituierten am Tor ihres Hauses gefunden; ermordet und gekreuzigt. Magdalena ist von nun an wie ausgewechselt und sie fällt durch hysterische Anfälle, obszönes Verhalten und vulgäre Sprache auf. Die Heimleitung, Frau Stolz (Elisabeth Volkmann), weiß sich keinen Rat mehr und ordnet eine ärztliche Untersuchung an. Als Magdalena erneut ausrastet, zu allem Überfluss in der Kirche bei ihrem Bekannten, Pfarrer Conrad (Rudolf Schündler), zieht man den Psychoanalytiker Professor Falk (Werner Bruhns) zu Rate, der Magdalena in sein Haus aufnimmt, um sie mit Doktor Scholz (Michael Hinz), seinem Assistenten, zu beobachten. Doch beide ahnen noch nicht, dass sie sich von nun an in großer Gefahr befinden. Ist Magdalena tatsächlich von einem Dämon besessen..?

Autor

Prisma

Review

Mit "Magdalena - Vom Teufel besessen"  schickte Regisseur Walter Boos dieses eigenwillige Feuerwerk unter seinem Pseudonym Michael Walter ins Rennen, das sich ganz im Fahrwasser des aufgekommenen Exorzisten-Hype präsentiert. Dem Vernehmen nach soll dieser eigenwillige Film wirtschaftlich sogar sehr erfolgreich gewesen sein, immerhin hatte er den Großverleih Constantin Film im Rücken. Eine derartige Interpretation aus deutschen Landen wirkt nach Ansicht dieses Spektakels nahezu beispiellos. Nicht einmal primär der Thematik wegen, sondern vor allem aufgrund der äußerst gewagten Exposition. Das Publikum wird mit einem Fließband von verbalen Obszönitäten und eindeutigen Posen konfrontiert und beim geneigten Zuschauer kann sich dabei tatsächlich eine dämonischer Freude entfalten. Beim erstmaligen Ansehen ist es durchaus möglich, dass man sich in so mancher Szene die Frage stellt, ob man denn richtig gehört hat, beispielsweise wenn Magdalena mit ihrem scharfzüngigen Gossenton aufwarten darf. Aber es ist tatsächlich so: Man hört und sieht stets richtig und es darf ohne falsche Bescheidenheit betont werden, wie amüsant das alles wirkt, selbst bei jeder erneuten Sichtung. Handelt es sich hierbei um sogenannte unfreiwillige Komik? Falls ja, dann hat sie durchaus etwas für sich und kann nahezu in Begeisterung versetzen. Technisch gesehen bewegt sich die Inszenierung hauptsächlich auf einer Art empfundenen TV-Niveau, was ihr jedoch recht gut stehen will, da sich der komplette Film erst gar nicht als Exorzisten-Drama anbiedern möchte. Eher empfiehlt er sich hauptsächlich auf seine eigene, sehr provokante Weise, präsentiert sich dabei als Unterhaltungsreißer reinster Seele sowie kleiner Horrorfilm mit beigemischten Sex-Kapriolen. Sicherlich lässt sich einiges an Abklatsch von großen Vorbildern ausfindig machen, welcher jedoch nur so lange nicht aufdringlich wirkt, falls die Ergebnisse denn einigermaßen gelungen sind.

 

Laiendarstellerin Dagmar Hedrich soll angeblich 1967 ihren ersten, also vorletzten Film gedreht haben, was aufgrund der Ankündigung im Vorspann (erstmalig auf der Leinwand) zu bezweifeln ist. Eher ist davon auszugehen, dass sie sich nach dieser persönlichen Strapaze zur Ruhe gesetzt hat. Ihre Vorzüge liegen nicht etwa in ihrem Schauspiel, welches man offen gesagt als zweitklassig betrachten darf, sondern in ihren choreografischen Fähigkeiten und konstitutionellen Vorzügen, mit denen sie offensiv Aufsehen erregen kann. Wenn sie plötzlich loslegt, worauf im Film nur etwa zehn Minuten gewartet werden muss, wirkt sie jedoch auf eine seltsame Art und Weise überzeugend. Ihre Zustände der Besessenheit wirken fast beachtlich und ihre verbalen Entgleisungen sind einfach nur spektakulär. Als sie sich erst- aber nicht letztmalig die Kleider vom Leib reißt, brüllt sie zum Beispiel die Heimleiterinnen mit: »Ihr Nutten!« an, wobei es sich dabei allerdings noch um gewählteres Vokabular handelt, nachdem sie zuvor ganz schamlos ihre Kopulationsgelüste formuliert hatte. Bei Pfarrer Conrad bringt sie den Satz, der beinahe schon episch ist: »Ich möchte kommunizieren. Aber nichts in den Mund, sondern unten rein in die F****!«  Wie schon zuvor bei einer entrüstet wirkenden Eva Kinsky, glaubt man nach diesem Satz bei Rudolf Schündler genau die gleiche Empörung zu sehen, die so wirkt, als hätten die Darsteller sie erst gar nicht spielen müssen. Summa summarum macht dieses Titelmädchen wirklich einen sagenhaften Eindruck, der aufgrund der mangelnden Präsenz der anderen Darsteller zusätzlich verstärkt wird. Die Riege der mitunter bekannten Schauspieler - wie etwa Werner Bruhns, Michael Hinz oder Elisabeth Volkmann - wirkt nicht nur Dagmar Hedrich, sondern auch dem Gesamtgeschehen komplett untergeordnet, sodass keine weiteren bahnbrechenden Interpretationen herauszufiltern sind.

 

Mit "Magdalena - Vom Teufel besessen" sieht man einen Film, der sich nicht nur als Bediensteter im Rahmen der Exorzisten-Welle sieht, sondern seinen Frondienst auch hinsichtlich der florierenden Sex-Welle tut. Mit der Zeit kamen dabei viele Konglomerate heraus, die belanglos oder uninteressant waren und blieben, jedoch ist dieser Beitrag von Walter Boos bestimmt nicht in dieser Riege zu finden, denn dafür handelt es sich einfach um eine zu extravagante, mit subversiven Impulsen angereicherte Interpretation. Zwar wirkt der Plot teils inkonsequent in seiner Ausarbeitung, denn beinahe jeder Handlungsstrang im parallelen Verlauf wird zur Nebensächlichkeit degradiert, auch die reißerischen Elemente setzen gerne einmal zum Überholmanöver an, doch unterm Strich bleibt der große Spaßdaktor, der wahre Wunder wirken kann. Langeweile und Leerlauf bleiben hier größtenteils Fremdwörter, genau wie es auch bei der Logik der Fall ist. Die Idee, ein dämonisches Wesen mit Rachegelüsten zu integrieren, das sich zum Verwirklichen seiner Ziele eine weltliche Sex-Sklavin auserkoren hat, bleibt jedenfalls alles andere als herkömmlich. Der Verlauf fordert fast von Anfang bis zum Ende die Aufmerksamkeit des Zuschauers; angefangen mit dem gekreuzigten Ermordeten, über die schamlose Achterbahnfahrt der Titelheldin, bis hin zum kleinen Finale, das sich zwar um eine Aufklärung bemüht, aber vollkommen diffus bleibt; von den fragwürdigen medizinischen Expertisen mal ganz abgesehen. Auch das Tauziehen zwischen Schulmedizin und Kirche bleibt im letztlich selbstgefällig. Vor allem aber empfiehlt sich dieser Film im akustischen Bereich und diese Sequenzen wirken sehr beunruhigend. Visuell gesehen gibt es auch einige Nettigkeiten wie Möbel, die von ganz alleine hin und her rücken, Gegenstände schweben und ein paar annehmbare Tricks sind auch noch aufspüren. Insgesamt gesehen ist Walter Boos hier nichts heilig gewesen und genau darauf basiert die hohe Wahrscheinlichkeit, "Magdalena - Vom Teufel besessen" in sein Herz zu schließen.

Autor

Prisma

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